Notfallhilfe

So wird die Psyche stark

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Krank machende Grübeleien und negative Emotionen kann man loswerden und dem Teufelskreis der "bad vibrations" wieder entkommen, indem man bewusst dagegen vorgeht.

Das "Unglück" und das Negative haben eine unterbewusste Macht über uns. Emotionen wie Ärger, Sorgen und Ängste wiegen doppelt so schwer wie positive. "Das sprichwörtliche Haar in der Suppe wird unterbewusst als doppelt so schlimm empfunden, wie die Suppe eigentlich schmeckt", so Prof. Kölsch in "Die dunkle Seite des Gehirns". Von dieser unbewussten Macht des Unglücks macht beispielsweise die Politik Gebrauch, erklärt der Gehirnforscher. Eine politische Rede mit negativen Botschaften sei somit effektiver und man hält sie für glaubwürdiger und wichtiger. Negative Botschaften sprechen uns stärker an als positive. Und wie Psychologieprofessorin Wookyoung Ahn in ihrem Buch "Klar denken" ausführt, beeinflussen auch negative Ereignisse unser Leben stärker als positive. Das nennt man "Negativitätsverzerrung". Sie hatte laut Wissenschafter:innen vor allem in den Anfängen der Menschheitsgeschichte einen Nutzen, als unsere Vorfahren noch mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt waren, berichtet die Yale-Professorin. Sie lenke unsere Aufmerksamkeit auf Dinge, die in Ordnung gebracht werden können. Eine angeborene Form der Negativitätsverzerrung zeige sich insbesondere bei Eltern, die unmittelbar auf das Weinen ihres Kindes reagieren. Sie bleiben nachts wach, wenn das Kind krank ist, und nicht, weil es so niedlich ist. Das sei eine biologische Negativitätsverzerrung, die unsere Nachkommen schützen soll. Doch im normalen Alltag kann sie uns auch zu falschen Schlüssen oder Entscheidungen verleiten und Schaden anrichten.

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"Bad vibrations" ade

Denn genau diese Verzerrungen erzeugen eine emotionale Sogwirkung und tragen zu Ängsten, Sorgen, Ärger und Stress bei. Negative Emotionen zu empfinden, bedeute jedoch nicht unbedingt, dass etwas in Wahrheit negativ ist, unterstreicht Prof. Kölsch. In einer deprimierenden Stimmung sei es zwar nicht leicht, gleich Positives zu erkennen oder sich an glückliche Momente zu erinnern. Aber nur wenn man negative Gedankenschleifen und krank machende Grübeleien bewusst erkennt, kann man dagegen vorgehen, so der Gehirnforscher. Zwar sei es normal, dass bestimmte Ereignisse reflexartig vom Unterbewusstsein als negativ bewertet werden. Es sei außerdem menschlich, negative Emotionen zu erleben, denn leider erfährt man Leid, erlebt Veränderungen und hat Probleme. Doch wir müssen dafür sorgen, dass die Emotionen nicht zu länger andauernden negativen Stimmungen werden. Dafür sei das Leben viel zu schade -es lohne sich, dagegen vorzugehen und positiv zu werden. Man könne sich vor Augen führen, dass auch andere Menschen Schlechtes erleben. "Das wirksamste Mittel gegen negative Emotionen und den Stress, den sie mit sich bringen, ist bewusste, konstruktive geistige Aktivität", so Prof. Kölsch.

Die innere Stärke wiedererlangen

Habe man erkannt, dass man sich zum Beispiel ärgert, sich Sorgen macht, trauert oder Ähnliches, sei das schon ein wichtiger Schritt. Man könne lernen, sich in allen Lebenslagen eine unerschüttliche Gemütsruhe zu bewahren, negative Gedankenschleifen abzuschalten und die Resilienz - also die psychische Widerstandsfähigkeit - zu stärken.

7 Schritte. Prof. Kölsch hat eine SOS-Methode gegen negative Emotionen bzw. Stimmungen entwickelt -die "Notfallhilfe". Praktiziere man die sieben Schritte seines Plans, ändere man das Gehirn zum Positiven, neue Bahnen entstehen und bereits bestehende Bahnen werden gestärkt. Im ersten Schritt startet man mit Musik. Denn Musikhören könne uns laut Studien durch Ausschüttung des Glückshormons Dopamin in gute Stimmung versetzen. Auch das Konzentrieren auf die Atmung im nächsten Schritt und eine Tasse Tee helfen dabei, sich zu beruhigen. Hilfreich sei es zudem, die Sicht auf Positives zu lenken, denn die Sogwirkung negativer Emotionen löse sich dadurch auf. Der Hirnforscher empfiehlt außerdem, bei Schwierigkeiten nicht nach Schuldigen zu suchen oder sich selbst anzuklagen, sondern sich darauf zu konzentrieren, die Probleme zu lösen. Einen Überblick über die sieben Schritte in Notfallsituationen finden Sie in der Infospalte auf Seite 8.

Eine Krise gut überstehen

"Jede Krise wird irgendwann wieder aus deinem Leben verschwinden", so Jessica Goschala im Buch "Ach du Scheiße, ich bin glücklich". Es gibt auch immer Wege, um sich daraus zu befreien. Aus Krisen könne man auch Kraft schöpfen und etwas verändern. Diese Energie kann laut Goschala sogar als Katalysator fungieren, der Träume verwirklicht. Eine Krise anzunehmen und währenddessen Selbstfürsorge zu praktizieren, anstatt "sich in einen lethargischen Zombie zu verwandeln, der nur Netflix schaut und Pizza bestellt", sei dabei sehr wichtig. Prof. Kölsch empfiehlt gerade in Krisenzeiten etwas zu tun, was einem Freude bereitet und die Gesundheit fördert, wie etwa Sport zu betreiben oder etwas Gesundes, Köstliches zu kochen. Auch das Aufschreiben der Sorgen kann gute Dienste leisten.

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Notfallhilfe: Positiv in 7 Schritten

1. Schritt

Starten Sie mit Musik, sobald Sie sich ärgern, sorgen, trauern oder Ähnliches. Hören Sie Musik, die für Sie angenehm und ermutigend ist. Keine Ideen? Probieren Sie einen Elvis-Presley-Song oder eine Bach-Kantate (z. B. BWV 147).

2. Schritt

Atmen Sie langsam und tief aus, z. B. sechs Schläge der Musik lang ausatmen und vier Schläge einatmen. Wiederholen Sie das einige Male, bis Sie regelmäßig atmen, wodurch Ihr Körper automatisch ruhiger wird; entspannen Sie auch Ihre Muskeln. Streichen Sie langsam mit Ihrer rechten Hand Ihren linken Arm auf und ab und sagen Sie sich "alles wird gut".

3. Schritt

Finden Sie etwas Positives, einen positiven Aspekt der derzeitigen Situation. Fällt Ihnen nichts Positives ein, denken Sie an positive Dinge in Ihrem Leben allgemein.

4. Schritt

Bedenken Sie, dass sie wahrscheinlich momentan nicht klar denken. Negativ zu denken, bedeutet nicht, dass etwas wirklich negativ ist. Es ist die eigene Sicht der Dinge, die etwas für einen ärgerlich, traurig usw. macht.

5. Schritt

sehen sie ihre stärken. Machen Sie sich keine Selbstvorwürfe - jeder macht Fehler. Ihre Menschenwürde ist unantastbar.

6. Schritt

Konzentrieren Sie sich auf eine Tätigkeit, die nützlich ist: Lesen Sie ein Buch, meditieren Sie oder gehen Sie an die frische Luft. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sie tun möchten.

7. Schritt

reden sie mit anderen über ihr Problem. Dinge auszusprechen, kann eine positive Wirkung haben. Seien Sie aber darauf vorbereitet, dass Sie auch Kritik hören könnten. Am besten sprechen Sie mit drei Personen, um unterschiedliche Ideen aus verschiedenen Perspektiven zu bekommen. Haben Sie gerade niemanden zum Reden, können Sie auch laut mit sich selbst reden -das hilft beim Ordnen der Gedanken.
 

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