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Was der neue Impfstoff von Johnson & Johnson kann

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Rund um die Welt werden immer mehr Impfstoffe gegen Covid-19 eingesetzt. Wir informieren über die bisher verfügbaren Vakzin-Technologien und darüber, was den jüngst in der EU zugelassenen Impfstoff von Johnson & Johnson besonders macht.  

Die Qual der Wahl? Nein, die haben wir nicht. Noch lange wird es hierzulande nicht möglich sein, sich ein Vakzin gegen Covid-19 auszusuchen. Diese, so sind sich Expertinnen und Experten einig, sei auch die falsche Herangehensweise: Denn, so heißt es immer wieder, der beste Impfstoff ist immer der, der dem Einzelnen zur Verfügung steht. Sicher müssen sie vor der Zulassung allesamt sein – und wirksam ebenso.

Vormarsch der Vektorimpfstoffe
Aktuell stehen uns in der EU zwei Impfstofftechnologien zur Verfügung: mRNA-Impfstoffe, etwa jene von BioNTech/Pfizer und Moderna, enthalten den Bauplan eines SARS-CoV-2-Proteins. Die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson sind Vektorimpfstoffe: Sie benötigen ein abgeschwächtes Trägervirus (etwa ein unschädlich gemachtes Schnupfenvirus), um SARS-CoV-2-Information in den Körper zu schleusen. Beide Technologien bewirken, dass die Zellen der Geimpften das Virusprotein selbst herstellen. In Folge reagiert der Körper mit der Immunantwort. Die bisher in der EU zugelassenen Vektorimpfstoffe bieten den entscheidenden Vorteil, dass sie einige Zeit bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden können – eine immense Erleichterung für die Logistik. Das ermöglicht nicht nur eine weitaus einfachere Lieferkette und einen Transport „auch in entlegenere Gebiete“, wie Johnson & Johnson gegenüber gesund&fit erklärte, sondern auch eine niederschwelligere Verimpfung, etwa bei praktischen Ärzten und Ärztinnen. (Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer wird dagegen bei rund minus 70 Grad aufbewahrt, Moderna bei rund minus 20 Grad. Sie müssen nach dem Auftauen rasch verimpft werden.) Zwar wurden in den letzten Wochen Zweifel an der Sicherheit des AstraZeneca-Impfstoffs laut, diese wurden bisher jedoch wiederholt von Expertenseite entkräftet. Österreich und der Großteil der anderen EU-Staaten setzt daher aktuell weiterhin auf den Impfstoff aus Oxford. Auch die Wirksamkeitsprognosen können neuesten Studien zufolge nach oben korrigiert werden: Bei einem größeren Abstand zwischen den beiden Dosen – die WHO empfiehlt nach aktuellem Stand bis zu zwölf Wochen – soll die Schutzwirkung bis zu 82 Prozent betragen. ­Zuvor wurde eine Schutzwirkung von rund 70 Prozent angegeben.

Neuer Einzeldosis-Impfstoff
Das Covid-19-Vakzin aus dem Hause Johnson & Johnson/Janssen ist das bisher erste, das für die Einzeldosis-Anwendung zugelassen wurde. Es bietet laut Herstellerangaben „eine 66-prozentige Wirksamkeit bei der Verhinderung von mittelschwerem bis schwerem Covid-19, gemessen 28 Tage nach Verabreichung einer Impfdosis“, so der Konzern. Diese Daten beziehen sich auf „alle Studienteilnehmer aus verschiedenen Regionen – einschließlich derer, die mit einer neu auftretenden viralen Variante infiziert waren“. „Vor schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankungen ist der oder die Geimpfte laut FDA (US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel, Anm.) nach dem gleichen Zeitraum zu 85 Prozent geschützt“, schreibt die APA. Johnson & Johnson/Janssen forscht jedoch weiter am optimalen Dosierungsschema: Neben „Dosierungsschemata für den kurzfristigen Notfall (Einmal-Dosis)“, so der Hersteller, laufen auch Studien zu einem Zweidosis-Schema. „Präklinische Ergebnisse ­haben gezeigt, dass ein Zwei-Dosis-­Regime im Vergleich zum Einzeldosis-Regime eine höhere Immunantwort hervorruft“, so der Konzern. Die Empfehlung könnte sich hier also unter Umständen noch ändern.  

Impfung kurz erklärt

Einige Fakten zu Wirkung und Impfschutz: 

Wie wirkt die Impfung?

Eine Impfung regt den Körper dazu an, selbst Antikörper zu produzieren:

1. mRNA-Impfstoffe (BioNTech/Pfizer, Moderna) Es wird nur der Bauplan eines Virusproteins von SARS-CoV-2 verabreicht. Die Körperzellen können das Virusprotein damit selbst produzieren und in Folge die entsprechenden Antikörper.

2. Vektorimpfstoffe (AstraZeneca, Johnson & Johnson) Das Vakzin enthält ein anderes, abgeschwächtes Trägervirus (Vektor), dem auch SARS-CoV-2-Erbinformation beigefügt wurde. Der Körper reagiert und stellt Antikörper her.

Wie lange währt der Impfschutz?

Dazu, wie lange der Impfschutz bestehen bleibt, fehlen noch Langzeit­daten. Eine weitere Unbekannte ist, wie sich die Mutationen des Virus weiterentwickeln und wie gut die Impfstoffe davor schützen. Es ist möglich, dass die Impfung regelmäßig aufgefrischt werden muss, um neu auftretende Varianten zu berücksichtigen.

Welche Impfreaktionen kommen vor?

Eine Impfung zwingt den Körper zu einer Immunreaktion. Diese geht häufig mit Symptomen einher. Bei mRNA-Impstoffen (z. B. BioNTech/Pfizer, Moderna) zeigen sie sich besonders nach der zweiten, bei AstraZeneca eher nach der ersten Dosis. Häufig sind: Fieber, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Frösteln, Rötung/Schmerzen um die Einstichstelle. Diese Symptome halten in der Regel nur 24 bis 48 Stunden an und sind als Teil der Immunantwort zu verstehen.

Warum impfen?

 Eine Impfung verhindert nicht nur akute schwere Krankheitsverläufe, sondern auch vielfältige Langzeitschäden: Viele Patientinnen und Patienten leiden noch lange nach überstandener Infektion an Organschäden (z. B. an Herz oder Lunge), anhaltender Erschöpfung, Atembeschwerden oder Verlust des Riech-und Geschmackssinns. Meldungen zufolge können Langzeitschäden auch erst nach einigen beschwerdefreien Monaten eintreten.  

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