Fortschritte bei seltenen Krebsformen

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Vor zwei Jahrzehnten waren jene Onkologen am "heißesten", die sich mit Brustkrebs beschäftigten. In den vergangenen Jahren wurde wiederum beim Nierenzellkarzinom ein "Sprung" in Wissen und therapeutischen Möglichkeiten gemacht. "Derzeit sollte man wahrscheinlich Onkologe mit Spezialisierung auf Tumore des Gehirns sein", erklärte am Donnerstagabend der Wiener Onkologe Christoph Zielinski.

Bösartige Tumore des Zentralnervensystems wurden vor kurzem erstmals auch medikamentös - zum Teil erfolgversprechend - behandelbar. "Es handelt sich um eine schrittweise Verlängerung der Überlebenszeit. Wir haben nicht die optimale Therapie, aber wir werden besser", sagte der Experte, Chef der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH und Leiter der Abteilung für Onkologie, bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Wobei die bösartigen Hirntumore - Glioblastome - grundsätzlich mit vier bis fünf neuen Patienten pro 100.000 und Jahr relativ selten sein. Doch diese hätten das gleiche Anrecht auf medizinischen Fortschritt wie Lungenkrebs- oder Darmkrebspatienten.

An Glioblastomen, also bösartigen Tumoren, die sich primär im Gehirn bilden, erkranken in Europa jährlich rund 17.000 Menschen, in Österreich sind es rund 350. Fast alle Betroffenen sterben innerhalb von fünf Jahren. Die mittlere Überlebensdauer beträgt nur rund ein Jahr. Operation, so möglich, und Strahlentherapie waren bis vor kurzem die einzigen Behandlungsmodalitäten. Seit wenigen Jahren steht nach der Neurochirurgie mit einer Kombination von Strahlentherapie und dem Chemotherapeutikum ein durch positive Studienergebnisse abgesichertes Therapiekonzept zur Verfügung.

Christine Marosi, Glioblastom-Spezialistin am Wiener AKH, bei der vom Schweizer Pharmakonzern Roche organisierten Veranstaltung: "Bei diesen Tumoren gibt es mehr als 120 verschiedene Arten." Fortschritte seien für die Zukunft zu erwarten: "Derzeit stehen 30 bis 40 neue Medikamente in klinischer Erprobung."

Ein wesentlicher Ansatzpunkt sind hier Substanzen der "gezielten Krebstherapie", in diesem Fall vor allem monoklonale Antikörper, welche die Gefäßneubildung in Tumoren behindern. Die Onkologin: "Beim Glioblastom besteht fast die Hälfte der Tumormasse aus neugebildeten Blutgefäßen." Hier sollen Anti-Angiogenese-Wirkstoffe, wie zum Beispiel der monoklonale Antikörper Bevacizumab, deutliche Vorteile bringen. Dieses Medikament allein steigert die durchschnittliche Überlebenszeit von Patienten mit wieder aufgetretenem Tumor und einer sehr schlechten Prognose um ein Drittel - von 30 auf 40 Monate. Zusätzlich zu einer Chemotherapie verabreicht, erhöht sich die Rate der Behandelten, bei denen binnen sechs Monaten keine Verschlechterung registriert wird, von 21 auf rund 43 Prozent.

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