51 Prozent aller Männer und 43 Prozent aller Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs.
Sie haben Krebs!“ Diese drei Worte hören rund 38.000 Österreicher pro Jahr. Schock, Angst, Wut und Sorgen sind nur einige der Reaktionen auf diese Diagnose. Verständlich, denn Krebs ist eine hochkomplexe Erkrankung, die viele Fragen aufwirft – auch in der Wissenschaft. Die gute Nachricht allerdings: Sowohl in der Forschung als auch in der Therapie gibt es bemerkenswerte neue Erkenntnisse und Erfolge zu verzeichnen.
Was ist Krebs?
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei Krebs um fehlerhafte Zellen, die sich unkontrolliert teilen und neues Gewebe bilden, um sich zu versorgen, beispielsweise Blutgefäße. Umliegende Zellen werden verdrängt, gesundes Gewebe und Organe werden durchsetzt, ihre Funktion eingeschränkt. Über die Blut- und Lymphbahn können erkrankte Zellen auch in weiter abgelegene Organe oder Gewebe gelangen und dort Tochtergeschwulste, die sogenannten Metastasen, bilden. Benannt wird die vorliegende Erkrankung meist nach dem Ort der Entstehung des ersten Tumors.
Allgemein wird von etwa von „Brustkrebs“ gesprochen, wenn der Tumor im Brustgewebe entstanden ist. Diese Unterscheidung ist medizinisch allerdings zu ungenau: „Unter dem Oberbegriff ‚Brustkrebs‘ werden landläufig zum Beispiel acht bis zehn unterschiedliche Krankheiten zusammengefasst, die nur zufällig an derselben Stelle sind, aber unterschiedlichen Mechanismen gehorchen“, erklärt der renommierte Onkologe Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski von der Medizinischen Universität Wien.
Die Diagnose
Zu den wichtigsten Diagnosemethoden in der Onkologie zählen vor allem bildgebende Verfahren wie die Röntgenuntersuchung, die Computertomografie (CT) die Szintigrafie, der Ultraschall oder die Positronen-Emmisions-Tomografie (PET). Wird bei einer dieser Untersuchungen eine Veränderung festgestellt, die auf Krebs hindeuten könnte, wird mithilfe einer sogenannten Biopsie eine Zell- oder Gewebeprobe entnommen. Diese wird anschließend vom Pathologen mikroskopisch untersucht.
Herausforderung Therapie
Bestätigt sich der Verdacht, kommen je nach Krebsart, körperlichen Voraussetzungen des Patienten, betroffener Region im Körper und Stadium des Tumors unterschiedliche Therapien zum Einsatz, oft auch in Kombination.
Zur besten Therapie zählt nach wie vor die chirurgische Entfernung des Gewächses. Zusätzlich, oder wenn eine Entfernung nicht möglich ist, kann eine Chemotherapie vorgenommen werden.
Dabei werden Substanzen verabreicht, die die Zellvermehrung hemmen (Zyto-statika), während die Strahlentherapie den Tumor durch eine Bestrahlung mittels radioaktiver Strahlen am Wachstum hindert. Manche Tumorarten sprechen außerdem gut auf Hormontherapien an. Derzeit stehen als weitere Option auch Medikamente zur Verfügung, die auf eine Stärkung des Immunsystems abzielen.
Zielgerichtete Therapien
Da jeder Tumor anders „funktioniert“, ist die Entwicklung wirksamer Krebstherapien eine besondere Herausforderung für die Forschung.
Normalerweise erhält eine Zelle den Befehl zu wachsen oder abzusterben über sogenannte Signalwege. Gesunde Zellen hören auf zu wachsen, sobald sie Kontakt zur Nachbarzelle haben. Tumorzellen wachsen aber immer weiter, weil die Kommunikation zu den Nachbarzellen über die Signalwege gestört ist. Darauf konzentriert sich die Forschung derzeit. Wenn nämlich herausgefunden wird, auf welche Signale die bösartige Zelle reagiert und wie man diese blockieren kann, kann das unkontrollierte Wachstum ausgeschaltet werden.
Ein Leben mit Krebs
Das langfristige Ziel hinter allen Forschungsbemühungen ist es, für alle Arten von Tumorzellen Medikamente zu entwickeln, die selbst Betroffenen im fortgeschrittenen Stadium erlauben, dauerhaft ohne ein Fortschreiten der Erkrankung zu leben.
Derzeit befinden sich rund 1.000 Medikamente in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung, teilweise mit vielversprechenden Aussichten.