Der "1. Österreichische Patientenbericht - Rheumatoide Arthritis", der bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde, zeigt erhebliche Defizite bei der Versorgung von Rheuma-Erkrankten auf. Laut einer Umfrage unter 685 Patienten mit Gelenksrheuma erfolgt die Diagnose oft mit Verspätung, es mangelt an Rheumatologen in der niedergelassenen Praxis mit Kassenvertrag.
Der Bericht wurde in Kooperation mit dem Gesundheits- und Sozialministerium, dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Ärzte- und Apothekerkammer sowie mehreren medizinischen Fachgesellschaften erstellt. Die wichtigsten Fakten aus der Umfrage:
- 25 Prozent der Diagnosen auf chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis) wurden von Allgemeinmedizinern gestellt, 36 Prozent beim niedergelassenen Facharzt, 51 Prozent im Krankenhaus.
- Vom Beginn der Symptome bis zur Diagnose dauerte es im Durchschnitt 16,4 Monate.
- Nach der Diagnose auf Gelenksrheuma erfolgt in Österreich eine Therapie erst nach durchschnittlich weiteren 5,9 Monaten - das macht eine Wartezeit von insgesamt 22,3 Monaten aus.
- 24 Prozent der von schwerem Gelenksrheuma Betroffenen sind in Frühpension.
- Bei 56 Prozent der Patienten wird das eigentliche Therapieziel - eine nur milde Krankheitsaktivität - nicht erreicht.
Die stationäre Versorgung von Rheumapatienten scheint demnach in Österreich relativ gut abgedeckt. Im ambulanten Bereich bestehen jedoch laut dem Report aufgrund der geringen Anzahl an Ambulanzen große Versorgungsdefizite. So gibt es in Österreich 27 internistische Krankenhausambulanzen (in öffentlichen Krankenanstalten mit rheumatologischer Expertise), wobei zehn davon in Wien sind. Im niedergelassenen Bereich existieren 77 Internisten mit rheumatologischer Expertise, wobei nur zwölf von ihnen einen Kassenvertrag haben. In der Steiermark, in Tirol und Vorarlberg existieren keine entsprechenden niedergelassenen Ärzte. Dabei wird die Zahl der Kranken mit chronischer Polyarthritis mit bis zu rund 80.000 in Österreich geschätzt.
Regelmäßiger Arztbesuch nötig
"Gerade bei schweren Verläufen ist es wichtig, um das Ziel einer Remission oder zumindest einer niedrigen Krankheitsaktivität zu erreichen, dass sich der Patient regelmäßig und kurzfristig an seinen Facharzt wenden kann, um ein optimales Therapieergebnis zu erzielen. Umso verständlicher und auch wünschenswert ist daher auch das Anliegen von 70 Prozent der Patienten, einen Facharzt für Rheumatologie oder eine Rheumaambulanz in der Nähe zu haben. Dieses Anliegen ist jedoch nur durch eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, die wir von der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie dringend fordern", erklärte Burkhard Leeb, Vorstand der 1. und 2. medizinischen Abteilung am Landesklinikum Weinviertel.
"Wir müssen uns eine deutliche Beschleunigung der Diagnosefindung sowie eine intensive Ausbildung der Ärzte im niedergelassenen Bereich und einen niederschwelligen Zugang zu Rheumatologen zum Ziel setzen, um eine optimale Patientenversorgung im ganzen Land zu erreichen", sagte Günther Wawrowsky, Kurienobmann der niedergelassenen Mediziner in der Österreichischen Ärztekammer.