Das Zusammenspiel modernster Technologien revolutioniert die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Minimal-invasive Operationsmethoden, implantierbare "Ersatzteile", die sich später auflösen, und 3-D-Darstellungen via Computertomographie werden zunehmend eingesetzt, hieß es bei einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung der österreichischen Spezialisten, die in der kommenden Woche in Bad Hofgastein stattfindet.
Einen der größten Fortschritte stellt die "Knopfloch-Chirurgie" dar - vor allem im sensiblen Bereich des Gesichts, da gerade dort kosmetisch ansprechende Ergebnisse dringend gewünscht sind. Wo früher der Zugang von außen gewählt wurde, findet man heute mit Instrumenten, "die um die Ecke gehen", über die Mundhöhle beispielsweise zu Frakturen des Gesichtsschädels. Das Instrument wird durch eine Art "Schlauchkamera" geführt, sodass der Chirurg das Gefühl hat, direkt im Instrumentenkanal zu sitzen. Das ist allerdings ein sehr aufwendiges Verfahren, das nur in bestens abgestimmten Teams gelingt. Oft arbeiten drei Operateure gleichzeitig. Neben dem Wegfall entstellender Narben verringert man mit diesem Verfahren die potenzielle Verletzung von Gesichtsnerven.
Wo früher Titanplatten nicht nur ein deutlich störendes Fremdkörpergefühl - vor allem am empfindlichen Augenhöhlenrand - verursachten, sondern auch einen zweiten Eingriff zur Entfernung der Metallteile nötig machten, arbeitet man heute mit "Zuckerplatten", stellte Oliver Ploder, Leiter der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Krankenhaus Feldkirch dar. Sie bestehen aus Glykosid-Polylactiden und werden mit Schrauben aus demselben Material fixiert. Nach rund zwölf Monaten lösen sie diese Materialien auf. Eine Technik, die bei Knochenbrüchen am Augenhöhlenrand oder bei Kindern immer mehr zum Standard wird.
Der Experte: "Ein bedeutender Innovationsschritt ist nicht zuletzt die 3-D-Visualisierung der Operationsregion, wodurch vor dem eigentlichen Eingriff das Ergebnis der geplanten Maßnahmen beurteilt werden kann." Eine Art Panoramaröntgen ermöglicht im Schichtröntgenverfahren binnen zwei bis drei Minuten die dreidimensionale Darstellung der individuellen anatomischen Verhältnisse. Diese können farblich differenziert und sogar segmentiert werden. Das Verfahren nennt sich digitale Volumentomografie (DVT). Die Expertentagung findet vom 27. bis 30. Jänner in Bad Hofgastein in Salzburg statt.