Chronische Schlafstörungen sind häufig Vorläufer von Depressionen. Die nächtliche Unruhe dürfe deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden und müsse so früh wie möglich behandelt werden, betonten Experten auf einem Schlafmedizin-Kongress in Leipzig.
Nach Angaben von Prof. Göran Hajak vom Schlafmedizinischen Zentrum der Universität Regensburg haben Menschen, die ein Jahr lang an einer unbehandelten Schlafstörung leiden, ein drei- bis viermal höheres Risiko als Gesunde, an einer Depression zu erkranken. "Am Ende erschöpft sich der Mensch in seiner Schlaflosigkeit", sagte Hajak.
Leider sei es gesellschaftlich noch immer stigmatisiert, sich als schlafgestört zu outen. Das sei das Gleiche wie bei psychischen Erkrankungen. Die Selbsttötung des Torhüters Robert Enke etwa müsse man zum Anlass nehmen, zu erklären, "dass das nicht passiert ist, weil er zweimal keine Bälle gehalten hat, sondern weil er eine schwere Erkrankung hatte", sagte Hajak.
Als behandlungsbedürftig gelten Schlafstörungen, die dreimal pro Woche über den Zeitraum von vier Wochen auftreten, erläuterte der Mediziner. "Jemand, der einmal in der Woche eine schlechte Nacht hat, muss nicht unbedingt behandelt werden." Patienten sollten sich zuerst an ihre Hausärzte wenden. Rund acht Millionen Menschen in Deutschland gelten laut Hajak als "schwer schlaflose Patienten".
Nach Auskunft des Schlafmediziners gibt es eine ganze Reihe von Medikamenten, mit denen die sogenannte Insomnie erfolgreich behandelt werden kann. Das müssten nicht immer die klassischen Schlafmittel - Benzodiazepine - sein. Auch Antidepressiva könnten sich schlaffördernd auswirken und machten zudem nicht abhängig. Diese Medikamente seien jedoch für die Schlafmedizin nicht zugelassen. Das müsse sich ändern, forderte Hajak.