An vielen geht die Zeitumstellung nicht spurlos vorüber. - Das hilft!
Jedes Jahr stellen wir uns aufs Neue die Frage: Wer hat an der Uhr gedreht? Am 26. März werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Und schon tut sich die nächste Frage auf: Stellen wir die Uhren nun eine Stunde vor oder zurück? Hier kennen, zumindest die meisten, eine kleine Eselsbrücke, die hilft: Im Winter stellen wir die Gartenmöbel hinters Haus (zurück) im Sommer räumen wir sie wieder vor – genau so verhält es sich auch mit der Uhrzeit. Doch Unklarheit herrscht nicht nur beim Stellen der Uhr, sondern auch beim gesundheitlichen Aspekt – denn bei vielen geht die Zeitumstellung nicht spurlos vorüber: Hilft uns die „Sommerzeit“ einerseits, Energie zu sparen, raubt sie uns andererseits jede Menge davon – und zwar körperliche Energie. Denn viele Menschen leiden an einer Art Mini-Jetlag. Grund dafür ist, dass es abends länger hell ist – das Einschlafen fällt schwer. Morgens schaffen es dafür viele kaum aus dem Bett, weil die Sonne sich später als gewohnt blicken lässt.
Prof. Dr. Siegfried Kasper im Talk
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Fällt uns die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit schwerer?
Dr. Kasper: In der Tat ist die Zeitumstellung für die Menschen eine Herausforderung. Insofern, weil ein zirkadianer (Anm.: innerer) Schlaf-Wach-Rhythmus von bis zu 25 Stunden in uns vorhanden ist. Dieser ist durch unsere 24-Stunden-Tage bereits reduziert und wird durch die Umstellung auf nur mehr 23 Stunden verkürzt.
Wie wirkt sich das auf den Organismus aus?
Dr. Kasper: Menschen, die hier sensibler und anfälliger sind, fühlen sich womöglich in der Antriebslage verändert, sodass sie meinen, es funktioniert nicht alles so gut, wie es soll. Manche sind ein bisschen ärgerlicher, manche kriegen vermehrt Angstsymptome – eher unspezifische Anzeichen. Vor allem, wenn man sehr viel arbeiten muss und Stress hat, sind die Symptome schwerwiegender.
Was hilft am besten dagegen?
Dr. Kasper: Licht-Exposition: Licht tanken mit den Augen. Heißt, viel an die frische Luft gehen und Sonne tanken. Rausgehen, auf den Berg fahren, zum Skifahren – bei einfachen Spaziergängen ist es am besten, keine Sonnenbrille zu tragen, damit das Licht ungehindert auf die Rezeptoren im Auge treffen kann. Wichtig: Aber bloß nicht direkt in die Sonne schauen – die 100.000 Lux könnten das Auge dauerhaft schädigen.
Sind Sie pro oder kontra Zeitumstellung?
Dr. Kasper: Alles, was abrupt ist, ist ungünstig – klar, man kann die Zeit nicht minutenweise umstellen. Insofern bin ich persönlich der Meinung, dass wir die Zeitumstellung, rein von der Physiologie her, überhaupt nicht brauchen. Denn jetzt gehe ich bereits bei Helligkeit in der Früh mit meinem Hund spazieren und durch die bevorstehende Zeitumstellung ist es dann morgens wieder dunkel. Das wirkt sich selbstverständlich nicht sonderlich positiv auf den Organismus aus.
Wie Sie Ihre innere Uhr dennoch austricksen und Schlafstörungen mit sanfter Hilfe aus der Natur ein für alle Mal ein Ende setzen, erfahren Sie hier! Zudem hat gesund & fit bei den Experten nachgefragt, wie sie mit der Zeitumstellung umgehen, und konnte ihnen so manchen Tipp entlocken.
Mit Bedacht essen!
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Essenszeiten:
Die Zeitumstellung raubt uns eine Stunde Erholung am Wochenende. „Um fit in den Montag zu starten, kann man die Essenszeiten bereits am Samstag und Sonntag langsam anpassen“, empfiehlt Ernährungsexpertin und resize-Gründerin Julia Pabst.
Energielieferanten:
Es fehlt an Energie. „Greifen Sie zu energieliefernden Lebensmitteln, die den Blutzuckerspiegel nicht durcheinanderbringen“, so die Expertin. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse sind besonders zu empfehlen. Wer tagsüber einen Durchhänger hat, kann sich mit Naturjoghurt, Obst und Nüssen pushen. Beim Munterwerden hilft ein Smoothie aus Obst, Gemüse, Buttermilch und Zitrone.
Unbedingt ungesüsst!
Wichtig: „Greifen Sie morgens nicht zu gezuckertem Kaffee, Tee, Limonaden oder Energydrinks – der Zucker versorgt nur kurzfristig mit Energie und macht auf lange Zeit eher müde und bewirkt somit genau das Gegenteil.“
Frühaufsteher oder Nachtmensch
Wacht der Frühaufsteher ohne Wecker auf und startet quietschfidel in den Tag, schafft es der Nachtmensch morgens kaum aus den Federn. Fällt der Frühaufsteher abends ins Bett und schläft innerhalb weniger Sekunden ein, läuft der Nachtmensch zu später Stunde zur Höchstform auf.
Zwei Drittel unserer Bevölkerung zählen zur Kategorie Nachtmensch: Menschen, die aufgrund gesellschaftlicher Gegebenheiten ohnehin nicht nach ihrem Rhythmus leben können. Werden dann zur Sommerzeit die Uhren vorgestellt, beginnt eine siebenmonatige Phase verschärfter Bedingungen. Die Alarmglocken schrillen: Schlafforscher warnen vor einem chronischen Schlafdefizit, das sich langsam einzuschleichen droht.
Guter Schlaf als Basis
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Lesen:
Wenn Sie nicht gerade zu Horrorgeschichten und Thrillern greifen, kann Lesen Entspannung pur sein. Lesen Sie regelmäßig im Bett noch einige Seiten – das Gehirn verknüpft diese Aktivität zu einem Ritual. Das Einschlafen fällt uns dann leichter.
Frischluft:
Verbringen Sie tagsüber möglichst viel Zeit an der frischen Luft, lüften Sie auch vor dem Schlafengehen eine halbe Stunde lang – fördert das Einschlafen.
Fernsehen:
Durch die vielen bewegten Bilder ist Fernsehen für unser Gehirn Hochleistungssport. Wer vor dem Fernseher einschläft, schläft nur leicht und träumt eher schlecht. Gönnen Sie Ihrem Gehirn Ruhe, indem Sie spätestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen den Fernseher ausschalten.
Entspannung:
Wenn Sie Schwierigkeiten beim Einschlafen haben, versuchen Sie es mit einfachen Meditationsübungen, die Sie im Bett durchführen können. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung, auf Ihre Augenlider, die immer schwerer werden und auf Ihre Gliedmaßen.
Sport:
Verlegen Sie sportliche Aktivitäten eher auf den Morgen, Sie sind dann tagsüber leistungsfähiger und können abends besser einschlafen.
Genussmittel:
Verzichten Sie abends unbedingt auf Kaffee, Cola und Energydrinks. Diese beschleunigen den Herzschlag und erhöhen den Blutdruck, was ebenfalls dazu führt, dass sich das Sandmännchen länger nicht blicken lässt.
Umfeld:
Wählen Sie eine bequeme Matratze und Bettwäsche, die sich gut anfühlt. Verbannen Sie elektronische Geräte aus dem Schlafzimmer!
Schlafstörungen? Nein danke!
Schuld am Schlafmangel in den ersten Nächten nach der Zeitumstellung ist das Hormon Melatonin, das den Schlafrhythmus des Menschen lenkt. Der Wechsel zwischen hell und dunkel steuert die Ausschüttung des Schlafhormons. Da es nun wieder länger hell ist, bleibt das Melatonin in seinen Depots. Die Folge: Wir haben Probleme beim Einschlafen. Auch das Fernsehen vor dem Zubettgehen, das Tippen am Smartphone oder eine Laterne vor dem Fenster reichen oft schon aus, um die Melatoninausschüttung zu hemmen. Daher sollte das Schlafzimmer vor dem Zubettgehen abgedunkelt werden und störende Einflüsse wie Fernseher und Co. aus dem Schlafgemach verbannt werden – da bleibt auch gleich mehr Zeit für andere Aktivitäten, die übrigens ein entspanntes Einschlafen fördern.
Sanfte Einschlafhilfen aus der Natur
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✏ Lavendel
Die ätherischen Öle der Lavendelblüte wirken beruhigend auf Körper und Geist und sorgen für Ausgleich zum stressigen Alltag. Wichtig: Achten Sie beim Kauf ätherischer Öle auf beste Qualität, um die volle Wirkung zu erzielen. Bereits ein paar Tropfen auf das Kopfkissen geträufelt, unterstützen beim Ein- und Durchschlafen. Auch als Badezusatz oder in Form von Kräuterkissen entfaltet die lila Blüte ihre Wirkung. Präparate zum Einnehmen gibt es in der Apotheke.
✏ Melisse
Sie stehen unter Spannung, kommen nur schwer zur Ruhe und sind äußerst leicht reizbar? Klarer Fall von Überforderung, oft einhergehend mit Schlafmangel, der die genannten Symptome zusätzlich verstärkt. Um das Nervensystem zu beruhigen, sowie Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen, bietet es sich an, Kräutertee mit Melisse zu trinken. Wird auch von Kindern gut vertragen und gerne getrunken. Zudem beruhigt Melisse Bauchweh.
✏ Hopfen
Dass Hopfen eine allgemein schlaffördernde Wirkung nachgesagt wird, ist weitgehend bekannt. In Kombination mit Baldrian ist diese sogar wissenschaftlich belegt. Auch beim Hopfen gibt es verschiedene Einnahmemethoden – als Tee oder als Kombipräparat aus der Apotheke. Tipp: Auch kühler Hopfenblütentee wirkt entspannend.
✏ Passionsblume
Die Passionsblume ist weit mehr als nur schön anzusehen. Bei stressbedingten Schlafstörungen ist sie die Heilpflanze Nummer eins. Der Trockenextrakt verhilft zu mehr Gelassenheit. Fällt die, meist über langen Zeitraum aufgestaute, Anspannung erst mal weg, kommt die Nachtruhe bald wieder zurück. Spezielle schlaffördernde Präparate aus der Passionsblume sind in der Apotheke erhältlich.
Stress als Ursache allen Übels
Doch nicht die Zeitumstellung per se hat Schuld am Schlafdefizit. 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung in Industrieländern leiden an Schlafstörungen. Als Hauptursache sehen Experten ganz klar den Stress. Stress versetzt den Körper in Alarmbereitschaft – die Stresshormone Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet, Herzschlag und Blutdruck steigen. Eine anschließende Ruhephase, die der Körper so dringend benötigen würde, ist in unserer Stressgesellschaft kaum möglich – der Körper kommt schwer oder gar nicht zur Ruhe.
Oberstes Gesetz für einen erholsamen Schlaf ist also ein entspannter, stressfreier Tag. Der gelingt allerdings meist nur, wenn man ausreichend schläft. Ein Teufelskreis …
Das hilft aus Expertensicht
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Tipps aus der TCM:
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin ist es empfehlenswert, während der Zeitumstellung früh zu Bett zu gehen und früh aufzustehen. Achten Sie darauf, Warmes zu Frühstücken – z. B. Haferbrei. Besonders wichtig aber ist das sanfte Abklopfen der Körpermeridiane, damit diese uneingeschränkt fließen können.
Tipps aus der Homöopathie:
Coffea C 12 (Arabica-Kaffee), abends fünf Globuli, eine Stunde vor dem Einschlafen, für Menschen, die abends noch „überdreht“ sind. Valeriana C 12 (Baldrian), fünf Globuli eine Stunde vor dem Zubettgehen, hilft unruhigen, überreizten und nervösen Menschen, die schwer in den Schlaf finden.
Tipps aus der Sportmedizin:
„Die Zeit verschiebt sich lediglich um eine Stunde, was so gut wie gar keine Auswirkung auf den Biorhythmus hat. Wer meint, die ,verlorene‘ Stunde doch zu spüren, geht am Vorabend eine Stunde früher schlafen“, sieht Dr. Kurt A. Moosburger der Zeitumstellung optimistisch entgegen. Wer generell an leichten Schlafstörungen leidet, kann aus sportmedizinischer Sicht Folgendes tun: „Eine leichte Trainingseinheit am frühen Abend kann den Schlaf fördern. Wichtig nach jedem Training: Essen – greifen Sie abends zu fettarmer Kost, die nicht lange im Magen liegen bleibt, um die Schlafqualität zusätzlich zu verbessern“, so der Sportmediziner.
Tipps vom Hormon-Experten:
„Es gibt ein Hormon, das die Zeit registriert. Bei diesem Hormon handelt es sich um das sogenannte Melatonin, das auch als ‚Schlafhormon‘ bezeichnet wird“, weiß Univ.-Prof. DDr. Huber, Hormonexperte. Ändert sich der Zeitrhythmus eines Menschen durch eine Umstellung, kann der Melatonin-Haushalt durcheinanderkommen. „Damit die Ausschüttung des Schlafhormons nachts gewährleistet ist, sollte in der Zeit der Umstellung abends auf Alkohol verzichtet und die Kalorienzufuhr reduziert werden. Dadurch passt sich das Melatonin schneller dem neuen Rhythmus an – Schlafprobleme treten keine auf.“