Tiefe Trauer

Autor Stephane Hessel ist tot

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"Empört euch!"-Autor und KZ-Überlebender schrieb zuletzt drei Bücher.

Der Bestsellerautor, Diplomat und KZ-Überlebende Stephane Hessel ist tot. Er starb laut Nachrichtenagtur AFP in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 95 Jahren. Mitte Oktober 2011 war Hessel in Wien und forderte die internationale Protestbewegung der "Empörten" in Wien dazu aufg, auch politisch aktiv zu werden.

"Empört euch!"
Das Engagement der Jugendlichen müsse innerhalb der politischen Parteienlandschaft stattfinden, erklärte der damals fast 94-Jährige, der mit dem leidenschaftlichen Essay "Empört euch!" im Jahr zuvor zum Protest gegen soziale Ungerechtigkeit und das Finanzmonopol aufgerufen hatte, am Freitag bei einem Pressegespräch.

Auftritt 2011 in Graz
Hessel, der im Oktober 2011 auch im Rahmen des "internationalen Tag des Empörung" in Graz auftrat warnte vor der Gefahr, dass sich die Jugendlichen von Politik und Parteien abwenden. "Wir müssen die Jungen überzeugen, dass, wenn ihnen die Parteien nicht gefallen, sie sich eben in diesen engagieren und sie verändern müssen", so der ehemalige Resistance-Kämpfer. Nichtregierungsorganisationen wie das globalisierungskritische Netzwerk Attac seien zwar schön und gut, hätten aber keinerlei politischen Effekt, erklärte er weiter.

Letzte Werke
Nach den zwei "Büchlein", wie Hessel selbst die mittlerweile in 23 Sprachen übersetzten Werke "Empört euch!" und "Engagiert Euch!" bezeichnet, legte der streitbare Senior 2011 auch ein drittes Buch vor. Unter dem Titel "Le chemin de l'esperance" (Der Weg zur Hoffnung) versuchte Hessel gemeinsam mit dem französischen Philosophen Edgar Morin "aus der Empörung herauszukommen und sich die Zukunft vorzustellen", wie Hessel erklärte. Größte Gefahren und Grund zur Empörung waren für Hessel "der immer größer werdende Unterschied zwischen Arm und Reich und die Ausbeutung unseres Planeten". Im dritten und umfangreicheren Buch sollen laut dem früheren Diplomaten nun auch konkrete Lösungsmöglichkeiten dargelegt werden, wie eine Reform der Kultur, des Schulwesens, der Menschlichkeit und des Mitgefühls.

Gefahr noch immer da
Er werde von Jugendlichen immer wieder darauf angesprochen, dass die Gefahren früher, in der Zeit von Faschismus und Krieg, leichter zur verstehen gewesen seien, erklärte Hessel bei seinem damaligen Wien-Besuch. "Doch die Gefahren sind heute so klar, wir müssen nur ein bisschen kratzen, um herauszufinden, was uns stört", so der 1917 in Berlin geborene Überlebende des Konzentrationslager Buchenwald. Wichtigste Grundwerte, die es zu verteidigen gelte, waren für den Mitautor der UNO-Menschenrechtskonvention die demokratischen Grundwerte, die Verfassung, die Grundwerte des Wohlfahrtsstaates sowie die Menschenrechte.

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