Neujahrskonzert 2016

Mariss Jansons vereinte Nationen

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75 Jahre Neujahrskonzert. ORF übertrug in 90 Länder.

Die über Wien schwebende Terror-Warnung hat den Klang der Wiener Philharmoniker nicht trüben können. Das Neujahrskonzert 2016 verlief am Freitag in gewohnter Walzerseligkeit. Den Motor geschmeidig am Laufen hielt Mariss Jansons, der das Orchester und die Wiener Sängerknaben zu Höchstleistungen motivierte. Der Lette vereinte Nationen - nicht nur bei der Eröffnungsnummer, Robert Stolz' "UNO-Marsch".

Jubiläen gilt es für die Philharmoniker am Ersten des Jahres immer zu würdigen. Diesmal betraf es aber das Event an sich: Jansons feierte 75 Jahre Neujahrskonzert mit dem Orchester und stand dabei selbst zum dritten Mal am Pult. Selbstreferenzen gab es keine, stattdessen war Stolz die Ehre zuteilgeworden, zu Beginn an den 70. Jahrestag der ersten UNO-Vollversammlung zu erinnern. Es war das Neujahrskonzert-Debüt für eine Komposition der Operettenlegende. An die Kompositionen der im Mittelpunkt stehenden Strauß-Dynastie kam das Stück jedoch nicht heran.

Polka und Walzer
Drei Meisterwerke von Johann Strauß schlossen sich an: Der "Schatz-Walzer", die Polka francaise "Violetta" und der "Vergnügungszug" dampften durch den Goldenen Saal des Musikvereins, bei letzterem bediente Jansons persönlich das Signalhorn. Den ersten wirklichen künstlerischen Höhepunkt lieferten die Philharmoniker allerdings mit einer Komposition von Carl Michael Ziehrer: Die "Weaner Mad'ln" würdigte das Orchester, indem es die ohnehin schon geschickt eingesetzten Klangfarben durch ein wohl intoniertes Pfeifkonzert ergänzte.

Wiener Laune
Eduard, der jüngste Strauß-Bruder, dessen 100. Todestag im heurigen Dezember ansteht, war mit den beiden Schnell-Polkas "Außer Rand und Band" und "Mit Extrapost", die dem Maestro in Form eines Kapellmeisterstabs stilecht übergeben wurde, schwungvoll vertreten. Sein Bruder Josef mit dem bekannten Walzer "Sphärenklänge" und der Polka mazur "Die Libelle". Aber auch eines von zwei Stücken mit den Wiener Sängerknaben stammte von ihm: Das fidele "Auf Ferienreisen". Davor hatte der Kinderchor schon bei "Sängerlust" von Johann Strauß solche bewiesen.

Zund lieferte Emile Waldteufel, "der französische Johann Strauß", mit seinem Walzer "Espana". Eine seiner Kompositionen war damit erstmals in diesem Rahmen zu hören - und kam beim Publikum bestens an. Die Hits, wie der "Kaiserwalzer" blieben aber dem Strauß-Clan, vorzugsweise Johann, überlassen. Den "Seufzer-Galopp" des Vaters verlieh Jansons echtes lokales Flair, indem der Dirigent diesen neu orchestrieren und das Orchester in bester Wiener Laune dahinseufzen ließ. Freilich blieb es nicht bei der inszenierten Schwermut: Als erste Zugabe war "Im Sturmschritt" von Johann Strauß zu hören. Und spätestens "An der schönen blauen Donau" kam man wieder im schwelgerischen Optimismus an. Der "Radetzky-Marsch" entließ das Publikum wie immer in ein hoffnungsgetränktes neues Jahr.

50 Millionen Zuseher
Und das natürlich weltweit: Mit 15 Kameras übertrug der ORF abermals in über 90 Länder der Welt mit 50 Millionen Zuschauern. Auch die aufgenommenen Balletteinlagen waren wieder dem TV-Publikum "exklusiv" dargeboten, heuer im Park von Schönbrunn ("Kaiserwalzer") und in der Kaiserloge in der Freudenau ("Außer Rand und Band"-Polka). Der Pausenfilm rückte Salzburg mit der Dokumentation "Zauberhaftes Salzburg - 200 Jahre bei Österreich" in den Mittelpunkt.

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