Bulb Fiction

Doku zerstört Glaube an Energiesparlampen

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Regisseur Mayr verortet Leuchtmittel in der Ecke der Umweltzerstörer.

Wo viel Licht, da viel Schatten: Der österreichische Regisseur Christoph Mayr richtet in seiner am Freitag (16.9.) gestarteten Dokumentation "Bulb Fiction" die Energiesparlampe förmlich hin. Mit ihr droht Quecksilbervergiftung, sie hat das falsche Lichtspektrum, flackert, was neurologische Prozesse stören könnte, hat eine geringere Lebensdauer als angegeben, wird nicht umweltfreundlich entsorgt und überhaupt und sowieso. Was fängt man als Zuschauer nach der aufwendig recherchierten Bestandsaufnahme jedoch mit den gewonnenen Erkenntnissen an? Das schiere Wissen, dass theoretisch langlebigere Glühbirnen hergestellt werden könnten, hilft einem bei der abendlichen Wohnraumerleuchtung erst mal wenig.

Treffen mit "Experten"
"Gefährde ich meine Familie, oder rette ich die Erde?", so Mayrs Grundfrage von Beginn des Films, als er schon Angst vor dem Quecksilbergehalt der Leuchtmittel hatte, aber noch an deren übrige positive Eigenschaften glaubte. Infolge reist der Regisseur von Deutschland nach Brüssel, von Wien nach Indien und bis nach China. Er trifft einen stotternden Nachhaltigkeitsbeauftragter von IKEA, eine quecksilbergeschädigte Familie in Deutschland, den glühbirnenverbotskritischen Brüsseler Mandatar Holger Krahmer, der sich als FDP-Politiker gegen Marktregularien ausspricht und als Eingriff in die Freiheit der Bürger geißelt.

Quecksilbergehalt
Mayr analysiert mit Wissenschaftern vom Atominstitut der TU Wien den Quecksilbergehalt der Leuchtmittel, interviewt Umweltwissenschafter, spricht mit Lampenverkäufern und reist zu den Lampenrecyclern nach China, wo ohne entsprechende Schutzkleidung mit den Überresten der Birnen hantiert wird - fachgerechtes Entsorgen bringt für den kritischen Konsumenten also auch nichts. Dann wird auch noch Greenpeace als indirekter Lobbyist der Lampenindustrie kritisiert, da die Umweltorganisation eine entsprechende Studie gegen die Energiesparlampen unterdrücke und somit die letzte Hoffnung auf Rehabilitierung des guten Umweltgewissens zerstört.

Umfassende Recherche
Ein Manko in der Grundgestaltung des als persönliche Reise der Erkenntnis gestalteten Films ist, dass Mayr selbst das Voiceover in der Ichform übernimmt und dabei aber leider wie Niki Lauda klingt, wenn er die Sicherheitshinweise seiner Fluglinie vorliest. Alles in allem ist dem Regisseur jedoch eine umfassende Recherche gelungen, zu der die Lampenhersteller keine Interviews beisteuern wollten. Gibt es Licht am Ende des Tunnels? Offensichtlich nicht wirklich. Bei der Entscheidung für die Energiesparlampe regiere Glaube, nicht Logik, so das Fazit eines Mayr'schen Interviewpartners.

www.bulbfiction-derfilm.com

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