"100 Beste Plakate"

Bauzäune und die Kunst der Straße im MAK

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"100 Beste Plakate" beim Wettbewerb europäischer Grafikdesigner.

Bauzäune bevölkern derzeit den Kunstblättersaal im Wiener MAK: Bereits zum achten Mal werden dort die "100 Besten Plakate" aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt, die stilecht auf den Gittern affichiert sind. Letztlich eine "Hommage an den öffentlichen Raum", wie Kurator Peter Klinger bei der Presseführung erklärte. Die Ausstellung, die bis zum 10. November gezeigt wird, gibt dabei einen Einblick in die kreative Reibung von Kunst und Kommerz, die durchaus auch mit untypischen Materialien aufwarten kann.

Alljährliche Schau

Zugrunde liegt der Schau ein jährlich ausgetragener Wettbewerb, bei dem heuer 1.700 Sujets eingereicht wurden. Von rund 500 teilnehmenden Künstlern kamen allerdings nur 33 aus Österreich, eine beinahe schon traditionell niedrige Quote, wie Klinger bedauerte. "Es fehlt leider Gottes der Mut, einzureichen." Unter den letztlich von einer internationalen Jury ausgewählten Siegerplakaten finden sich somit auch nur drei österreichische Beiträge sowie eine österreichisch-schweizerische Koproduktion. Beinahe abonniert auf eine Prämierung ist dabei das Wiener Studio 3007, das bereits zum sechsten Mal in der Endauswahl dabei ist. Eva Dranaz und Jochen Fill konnten dabei einerseits mit einer sehr reduzierten, stark auf eine verspielte Typografie setzende Serie für das Wiener Lokal rhiz punkten, andererseits mit dem letztjährigen Sujet für den Gürtel Nightwalk. Christof Nardin wiederum ist mit dem Plakat zur Eröffnung des 21er Hauses vertreten, während Benjamin Hirte für seine eigene Ausstellung im MAK ("Sichtwechsel #1") mit dem Schweizer Grafiker Melk Imboden zusammenarbeitete.

Mehr Farbe dabei
Kennzeichnend für die diesjährige Ausgabe des Wettbewerbs ist laut Klinger, dass mehr Farbe ins Spiel komme. "Es wird bombastischer und mehr mit optischen Tricks gearbeitet", wie etwa eine Serie zur "Biennale des bewegten Bildes" eindrucksvoll unterlegt. Märchenhaft verspielt dagegen die Sujets für das Reeperbahnfestival von Rocket & Wink, während die Oliver Voss Werbeagentur für die Tageszeitung "Die Welt" sich an Piktogrammen anlehnt und den schematisch dargestellten Leser "brennen" lässt. Auf die Vergänglichkeit von Kunst im öffentlich Raumen nimmt wiederum "Welch schöne Utopie" von Anchin&Mabel Bezug, die ihre Ausstellungsankündigung für das Wilhelmspalais in Stuttgart mit Rotwein und Kreide druckten. Arbeit vom Betrachter verlangt wiederum der Katalog zur Ausstellung, da dessen zentraler Beitrag von Rene Grohnert, Leiter des Deutschen Plakat Museums, erst mittels einer beigelegten Kartonschere aufgeschnitten werden muss: Die Seiten sind an den Rändern noch verbunden. Für Grohnert zeigen die ausgestellten Werke die Wechselwirkung von "Funktion und Kunst, Aufgabe und freie Gestaltung". Und MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein unterstrich die Notwendigkeit, bereits in der Gegenwart auf den Kunstgehalt der Plakate hinzuweisen. "Die Kunstgeschichte wird schließlich zeigen, was übrig bleibt."

Auch Auktion

Wer nun die eigenen vier Wände mit Werbesujets drapieren möchte, hat am 16. September im Wiener Auktionshaus Dorotheum die Gelegenheit, "Plakate, Reklame, Comics" zu erstehen. Hierbei steht allerdings eine historische Perspektive im Vordergrund, wenn u.a. ein Emailschild aus den 1950er-Jahren für PEZ-Bonbons (Rufpreis 2.000 Euro) wirbt oder ein Siebdruck-Plakat von 1944 zum Walt-Disney-Film "The three Caballeros" (Rufpreis 1.000 Euro) unter den Hammer kommt. Daneben werden auch mehrere Künstlernachlässe versteigert, weshalb etwa Fans von Peter Alexander auf insgesamt drei Kartons mit Fotoalben, Dias und Presseausschnitten hoffen dürfen.

Info
Ausstellung "100 Beste Plakate 12. Deutschland Österreich Schweiz" von 3. September bis 10. November im MAK, Stubenring 5, 1010 Wien, www.mak.at, Katalog zu Ausstellung und Wettbewerb, 144 Seiten, Hermann Schmidt Verlag, 34,80 Euro




 

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