Bücher der Woche

Ein Jahr Ukraine-Krieg: Schreiben, um sichtbar zu sein

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Victoria Belim und Lisa Weeda: Gleich zwei Romane ukrainischer Autorinnen sind jetzt erschienen. 

Das große Ganze zu verstehen, wenn es um die Kriegsgräuel geht, ist kaum möglich, zu sinnentleert wirkt jede Rechtfertigung dafür, dass Menschen ihr Leben lassen müssen. Diesen Freitag, dem 24. Februar, jährte sich der von Putin angezettelte Krieg mit der Ukraine zum ersten Mal und es ist kein Ende in Sicht. Viele Einzelschicksale wurden publik. Über Babys, die im Bombenhagel geboren wurden. Oder Menschen, denen die Flucht gerade noch gelang.

Große Familienromane mit politischem Bezug

Schweigen. Jetzt sind zwei Bücher ukrainischstämmiger Autorinnen erschienen, die anhand der eigenen Familiengeschichte Einblick in die Lage ihres Landes vermitteln wollen: "Rote Sirenen", von der 18 Sprachen beherrschenden Victoria Belim, hat starke autobiografische Bezüge zur Autorin. Darin begibt sich die Hauptfigur auf die Suche nach ihren Wurzeln. Warum will ihre Oma Valentina nicht über die Vergangenheit sprechen, über das rätselhafte Verschwinden von Onkel Nikodem in den 1930er Jahren? Klug verwebt die Autorin ihre Geschichte mit jener ihres Landes.

Magisch. Sehr ähnlich verhält es sich im Buch "Aleksandra" von Lisa Weeda. Auch sie macht sich auf, um die Geschichte ihrer Familie besser verstehen zu lernen und nimmt uns dabei dankenswerterweise mit. Ihre Oma, die so heißt wie der Titel des Buches lautet, schickt die Enkelin nach Luhansk, um das Grab des vermissten Onkel Kolja zu suchen. Doch als die Protagonistin die Grenze passiert und durchs Kornfeld läuft, landet sie plötzlich mitten in ihrer Familiengeschichte, im magischen Palast des verlorenen Donkosaken. Dort entfächert sich auch die Geschichte ihres Landes. Das Buch von Weeda ist in den Niederlanden, wo die Autorin lebt, bereits ein Bestseller -zu Recht!

Hommagen an die Großmütter

Kritisch. Berührend, aber ohne Sentimentalität, informativ, aber nicht fad: Beide Autorinnen schaffen es, mit ihren Romanen einen guten Einblick in die Geschichte der Ukraine zu geben und sich mit den politischen Geschehnissen kritisch auseinanderzusetzen.

In beiden Fällen sind die Großmütter wichtige Personen in den Erzählungen, man könnte sagen, sie stehen für die Vergangenheit und die Enkelinnen für eine sich noch weisende Zukunft. Eine, die hoffentlich bald wieder Frieden bringt. Leo
 

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