Ian Bostridge und das „Orchestra of the Age of Enlightenment" waren zu Gast im Wiener Konzerthaus.
Das „Orchestra of the Age of Enlightenment“ wurde vor 20 Jahren in London gegründet. 24 Musiker, die gern auf historischen Instrumenten spielen und diese auch perfekt beherrschen, besitzen Anteile am Orchester, sind daher auch ökonomisch involviert. Es muss deshalb Erfolg haben, und diesen garantieren seine hohe Qualität und der weltweite Trend zum „Originalklang“.
Klassik
Werke von Georg Friedrich Händel werden ohne Dirigent,
unter der Leitung des Konzertmeisters oder des Cembalisten, so gespielt,
dass der Name des Ensembles auch einen übertragenen Sinn erhält: Aufgeklärt
wird der Zuhörer, erklärt wird ihm, wie elegant formuliert, wie reich an
Pointen, wie transparent diese Musik ist, wenn sie nicht in romantischem
Bombast ertränkt wird. Das war das eine Ereignis des Abends.
Lebendig
Das andere war Ian Bostridge, wegen dessen Mitwirkung
wohl viele gekommen waren. Bei fünf Händel-Szenen machte er keinerlei
Kompromisse an den Großen Saal. Kein Drücken auf Stimme oder Ausdruck
verfälschte seinen sehr persönlichen, eher intimen Stil. Bostridge ist für
mich mehr Rezitator nach Noten als Sänger. Sein Vortrag gleicht einer
Deklamation in vorgeschriebener Tonhöhe. Feinste Nuancen und vokale
Schattierungen machen ihn lebendig, Verzierungen scheinen eher aus der
Emotion zu kommen. Ein unverwechselbarer Interpret tenoraler Kostbarkeiten.