Buch der Woche: "Der Traum von einem Baum"

Maja Lunde: Nach den Bienen sterben die Bäume

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Bohrt den Finger hinein, wo es weh tut: Autorin Maja Lunde.

Klima-Quartett. Ihre „Geschichte der Bienen“, die 2017 auf Deutsch erschien, war ein Welt­erfolg, wurde in über 40 Ländern publiziert. Mehr zufällig hat sich die Norwegerin Maja Lunde seither weiteren Umwelt- und Naturthemen in ihren Romanen gewidmet; nach den Bienen dann dem Wasser und einer aussterbenden Tierrasse. Nun ist mit „Der Traum von einem Baum“ ihr sogenanntes Klima-Quartett vollendet.

Bub hat noch nie einen Baum gesehen

Pflanzensamen. Der neue Wurf von Lunde ist ebenso eindrücklich wie bedrückend, wenn die Autorin in der Anfangssequenz – das Buch ist einige Jahre in der Zukunft einer zerstörten Welt ­angesiedelt – beschreibt, wie Protagonist Tommy einen Baum am Strand findet. Der Bub hat so etwas noch nie gesehen, umarmt das fremdartige Ding, riecht an der Rinde. Bald lernen wir Leserinnen seine Großmutter kennen, eine Frau, die wohl noch unsere Welt kannte, aber längst zur Bewahrerin einer Kammer mit den letzten Pflanzensamen aus aller Welt geworden ist. Diese wichtige Aufgabe sollen Tommy und seine Brüder bald schon von ihr übernehmen.

Lesen und lernen. Lunde schafft es, Fakten und Feeling miteinander klug zu verweben und uns so Geschichten zu präsentieren, die Nahe an der Realität schrammen. Das ist schwere Kost, das tut beim Lesen schon auch weh.

Sollte es aber auch. Wenn es nämlich kein Wasser mehr gibt und keine Nahrung, dann war’s das auch mit Büchern. Ach ja und mit all den anderen Dingen, die uns Menschen sonst so Spaß machen.

(leo)

Lunde: "Alles wird immer schlimmer & unsicherer"

Im APA-Gespräch erklärte Maja Lunde, dass sich nach dem Verfassen ihres Bienen-Buchs, das Klima-Quartett zufällig ergeben habe: „Am Anfang dachte ich, es werde ein einzelner Roman. Aber als ich in diesem Thema drinnen war, dem Verhältnis von Mensch und Natur, hatte ich bald viele andere Ideen und habe gemerkt, dass es mit einem einzigen Buch nicht getan sein werde. Ich hatte immer mehr Figuren vor Augen, habe Geschichten gelesen, die ich extrem interessant fand, und allmählich habe ich herausgefunden, wie das alles in vier Bücher passen könnte – wie die Teile eines Puzzles, die sich schließlich zu einem großen Bild zusammenfügen. Und bald wusste ich auch, wie das alles enden würde.“

Zur Zukunft ihrer, unserer Kinder findet die Autorin ernüchternde Worte; es scheint, als würde sie damit vielen Menschen, die auch besorgt sind, aus der Seele sprechen: „Meine Angst ist, dass sie in einer unsicheren Welt aufwachsen. Ich bin 1975 geboren, der Kalte Krieg hat definitiv meine Kindheit überschattet. Dann ist alles besser und besser geworden, das hat meiner Generation ein Gefühl der Sicherheit verliehen. Nun ist das genaue Gegenteil der Fall: Alles wird immer schlimmer und unsicherer. Es tut mir leid, dass meine Kinder das erleben müssen.

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