Alvis Hermanis inszeniert „Parsifal“ an der Staatsoper, Premiere ist heute.
Der lettische Bühnenzauberer Alvis Hermanis gehört zu den spannendsten Regisseuren. Bei den Salzburger Festspielen hat er mit Verdis in einem roten Museum mit Werken alter Meister angesiedeltem Trovatore – mit Netrebko und Domingo – und der in Gold, Rot und Weiß in Szene gesetzten Prunkoper Die Liebe der Danae von Strauss für Furore gesorgt. Im Burgtheater ist seine Variante von Gogols Komödie Der Revisor mit grotesk wattierten Schauspielern ein Publikumshit.
Freud
Heute debütiert er mit Wagners letztem musikdramatischen Werk Parsifal, dem Bühnenweihfestspiel um den „reinen Toren“, der zum Gralskönig erkoren wird, an der Staatsoper. „Ich siedle Parsifal im Otto-Wagner-Spital am Steinhof an“, sagt er. „Diese Jugendstil-Nervenklinik ist das perfekte Symbol für die Burschenschaft der Gralsritter auf der Suche nach dem Heil. Otto Wagner hat ins Zentrum des Steinhof-Komplexes seine Kirche gestellt, und das ist genau das, was Wagner sagen wollte: Erlösung kann nur durch Spiritualität erreicht werden.“ Und: „Wagners Antisemitismus ist mir egal. Kundry war die Jüdin Maria Magdalena, Jesus war auch ein Jude. Auch die intellektuelle Wiener Gesellschaft des Fin de siècle war jüdisch. Unser Parsifal am Steinhof bezieht sich auf jüdische Ärzte wie Sigmund Freud; hier ist die jüdische Dimension ein Vorteil.“
E. Hirschmann-Altzinger