"Bye-Bye, Österreich!"

Politiker-Bruchlandung im maschek-Puppentheater

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Im Rabenhof-Theater: VIP-Flug stürzt ab und Österreich landet im Chaos.

Noch vor der neuen Bundesregierung sind die neuen Polit-Kasperl auf der Puppenbühne im Amt. Nach "Bei Schüssels", "Beim Gusenbauer" und "Bei Faymann" gibt es nun ein zweifaches "bei": "Bye-Bye, Österreich!" heißt die neue Show mit den beliebten, von Gerhard Haderer entworfenen, vom "Original Wiener Praterkasperl" bewegten und von maschek gesprochenen Handpuppen. Premiere war am 22. November im Rabenhof.

"Bye-Bye, Österreich!": maschek lässt Puppen tanzen



Stronachs Werte-Debatte schuld am Umglück

Der VIP-Gratis-Flug BBÖ0815 stürzt ab, weil Frank Stronach bei einem Cockpit-Besuch den Piloten Niki Lauda und Felix Baumgartner seine Werte beibringen möchte und dabei den Steuerknüppel abmontiert. Die gesamte heimische Polit-Prominenz landet bei den Eisbären, Österreich geht unterdessen unter Interims-Kanzlerin Eva Glawischnig und Innenminister Peter Pilz vor die Hunde. So lautet der Plot (Buch: Peter Hörmanseder) des höchst unterhaltsamen Abends (Idee und Regie: Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer). Das Ausstattungs-Design ist comic-artiger geworden, die eingeblendeten Glawischnig-Fernsehansprachen (inklusive Gute-Nacht-Geschichten für die Kinder, weil "die Mama heute noch etwas länger arbeiten muss") auf der linken "Video-Wall" sind weniger gelungen als die Muppetshow-artigen Einlagen der beiden Polit-Profis Michael Häupl und Erwin Pröll, die rechts von der Hauptbühne den Sprit zum Sprit(z)wein umfunktionieren, den Flugzeugtank leer trinken und wie auch daheim alle Zügel fest im Griff haben.

Der Eisbär ist los
Auf der Hauptbühne ist der (Eis-)Bär los. Zahlreiche Neuzugänge des Puppen-Ensembles versuchen sich zu profilieren, während jede Gelegenheit genutzt wird, alten Puppen (Laura Rudas, Karl-Heinz Grasser, Josef Pröll, Wilhelm Molterer, Papst Benedikt oder Vladimir Putin) zu mitunter etwas unmotiviert wirkenden Gastauftritten zu verhelfen. Die entzückende Spindelegger-Puppe hat es - angetrieben vom göttlichen Zorn des alten Pröll und angekuschelt am Kanzler, der sich seinen Vize- als Miezekanzler hält - nicht leicht, im "besten Job der Welt" ihr Profil zu schärfen. Während Faymann von der vermeintlich menschenleeren Einöde, weit weg von Lehrerdienstrecht und Budgetstreit, gar nicht mehr weg möchte ("Ewiger Stillstand ist das Einzige, was mich bewegt.") und unter verschämtem, kindischem Gekudere von der Wiedergeburt der Partei als "Sexualdemokratie" träumt, arbeiten die wahren Parteichefs bereits an einer Neuaufstellung: Häupl versucht, den sich in der Vergangenheit wähnenden Jung-Wotan H.C. Strache rechtzeitig als politische Zukunftshoffnung umzupolen (die Aufzählung, welche alten FPÖ-Forderungen in der Asylfrage im Jahr 2013 ganz sicher erfüllt sein würden, ist eine der wenigen wirklich bösen und treffenden Pointen des Programms), während sich Pröll den herumflatternden rosa NEOS-Flamingo (Matthias Strolz auf Eso- und Ego-Trip mit "Wie geil ist DAS denn?"-Dauersager) als schwarze Zukunftshoffnung abrichten möchte.

Niki Lauda mit analytischem Verstand dabei  

Glänzend gelungen und hoch präsent: Niki Lauda mit analytischem Verstand und dem Handicap, dass seine Synchronstimme den aktuellen Vergleich mit Daniel Brühl standhalten muss. Ein Alien im Astronauten-Anzug: Felix Baumgartner. Ein Wirbelwind, dem möglicherweise schon bald die Luft ausgehen wird: die Finanzministerin (Faymann: "Feck, die Fakter! Äh, nein: Fuck, die Fekter!"). Ihr Auftritt könnte schon in wenigen Wochen zumindest einiger Text-Korrekturen bedürfen. Ansonsten ist "Bye-Bye, Österreich!" weniger aktuelle Polit-Satire als ein schmerzhaft treffendes Sittenbild dieses Landes, bei dem der allgemeine Stumpfsinn weniger zugespitzt als abgebildet ist. Dass der Abend dennoch der bei weitem witzigste und unterhaltsamste Kommentar zur Lage ist, der auf heimischen Bühnen seit langem abgegeben wurde, sagt viel aus - über den Zustand der Politik, wie über jenen des Kabarett in Österreich. Am Ende war alles nur ein Traum? Faymann ist beim Boarding in Schwechat eingeschlafen. Last call! Jetzt heißt es aber schnell sein und rasch handeln: "Es gibt noch viel zu tun für den absoluten Stillstand!"

Info
"Bye-Bye, Österreich!", Idee und Regie: Thomas Gratzer, Buch: Peter Hörmanseder, Puppendesign und Ausstattung: Gerhard Haderer, Musik: Eva Jantschitsch, Stimmen: maschek: Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel. Puppenspiel: Original Wiener Praterkasperl, Thomas Ettl, Markus Siebert, Rabenhof Wien, Nächste Vorstellungen am 23., 24., 25., 28., 29., 30.11., 20 Uhr, Karten: 01 / 712 82 82, www.rabenhof.at

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