Hollywood in Geldnot: Oscars, Rolex-Uhren, echte Warhols. Was Promis veräußern!
Palmengesäumte Prachtstraßen ziehen sich durch Beverly Hills, hinter hohen Mauern erstrecken sich diskret verborgen die Luxusanwesen der Reichen und Schönen. Der kalifornische Nobelwohnort ist keine jener Gegenden, in denen man Pfandleihhäuser, die Anlaufstellen der Armen und Verzweifelten, vermuten würde. Und doch gibt es sie - und die Geschäfte laufen besser als je zuvor. Denn die Wirtschaftskrise bringt auch Reiche in Geldnot, in den Pfandleihhäusern von Beverly Hills sammeln sich Rolex-Uhren, Konzertflügel und Originalgemälde von Andy Warhol und Wassily Kandinsky.
Große Kredite
Yossi Dina zählt zu jenen, die sich auf
diskrete Hilfe für Prominente mit Finanzsorgen spezialisiert haben. "Seit
acht Monaten läuft das Geschäft auf Hochtouren", sagt der Chef des
Nobel-Pfandleihers The Dina Collection. "Es gibt richtig große Leute,
die kurzfristig Geld brauchen, weil das Geld knapp ist", berichtet er. "Das
Besondere an mir ist, dass ich keine kleinen Kredite gebe, ich gebe nur
große. Die Leute rufen mich an, wenn sie zweihunderttausend oder eine halbe
Million brauchen."
Rolex, Warhol, Kandinsky
Neben sich hat Dina einen Koffer mit 15
Rolex-Uhren und einer Patek-Philippe-Uhr für 160.000 Dollar stehen. Im
Fundus lagern ein Warhol, ein Kandinsky und andere Kunstwerke im
Millionenwert. Die Namen seiner Kunden nennt der frühere Berufssoldat aus
Israel nicht, Diskretion ist oberstes Gebot in dem Geschäft, viele Klienten
haben einen guten Namen zu verlieren.
Annie Leibovitz
Umso größer fiel das Erstaunen aus, als die "New
York Times" kürzlich enthüllte, dass die weltberühmte Starfotografin Annie
Leibovitz aus Geldnot für mehr als 15 Millionen Dollar (11,39 Mio. Euro) das
Copyright für ihr Lebenswerk an die New Yorker Art Capital Group
verpfändet haben soll.
Ein Manager vom Pfandleiher The Collateral Lender in Beverly Hills bestätigt, dass der Kundenkreis inzwischen in die höchsten Kreise reicht. "Im Unterschied zu früheren Jahren haben wir nun wirklich alles hier, Ärzte, Karriereleute, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können", sagt Peter B., der aus Gründen der Diskretion seinen Nachnamen nicht nennen will. "Für mich ist das etwas ganz Neues, und ich bin immerhin schon seit 20 Jahren im Geschäft."
Für die Oberschicht sind Pfandleihhäuser inzwischen oft die letzte Rettung, weil die Banken infolge der Finanzkrise mit Krediten geizen. Nach kalifornischem Recht muss ein Kunde seine verpfändeten Güter spätestens nach vier Monaten und zehn Tagen wieder auslösen. Tut er dies nicht, kann er die Leihfrist noch einmal um vier Monate verlängern, wobei dann vier Prozent Zinsen fällig werden - pro Monat.
Volle Lager
"Natürlich wollen wir, dass die Leute ihre Wertsachen
zurückbekommen", sagt Peter B. "Im Moment sind unsere Lager aber ziemlich
voll." Er zeigt auf einen Konzertflügel im Wert von 400.000 Dollar, nicht
weit entfernt stehen zwei verpfändete Harley-Davidson-Motorräder.
Jacko shoppt
Die Not der einen ist die Chance der anderen. Können
die Besitzer ihre Güter nicht zurückkaufen, werden sie vom Pfandleiher eben
an andere Käufer verhökert. David Delijani vom kalifornischen Pfandleiher European
Fine Antiques nennt stolz den Namen seines jüngsten Abnehmers: Michael
Jackson. Mit zwei Leibwächtern und einem Kind sei der King of Pop in seinen
Laden gekommen. "Als er drinnen war, nahm er seinen Hut und seinen schwarzen
Schleier ab und kaufte eine Statue für 4.400 Dollar", berichtet Delijani.
"So etwas passiert selten."
Pfandleiher Dina berichtet, dass ein Kunde ihm kürzlich sogar eine Oscar-Statue angeboten habe, den begehrtesten Filmpreis der Welt. Er habe von diesem Kunden, dessen Name geheimbleiben soll, dann aber nur den etwas weniger prestigeträchtigen Filmpreis Golden Globe in Zahlung genommen. Denn mit der mächtigen Oscar-Akademie wollte er sich nicht anlegen, sagt Dina. Die Akademie hat nämlich sehr strenge Beschränkungen für den Verkauf der von ihr verliehenen Oscar-Auszeichnungen erlassen.