Royal-Serie

"The Crown": Serienfinale geht mit Willsmania weiter

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Nachdem Netflix mit dem ersten Teil der finalen Staffel von "The Crown" im November königlich scheiterte, kommt die ein halbes Jahrhundert umspannende Saga nun zu Ende, und zwar mit Willsmania.  

Was uns erwartet: Ein liebeskranker Prinz, ein Thronjubiläum, und ein durchsichtiges Kleid. Das ist nicht annähernd so spannend wie es sein sollte.

Die ersten vier Folgen des Serienfinales von "The Crown" endeten damit, dass William und Harry hinter dem Sarg ihrer Mutter herliefen. Elizabeth Debickis Diana ist nun endgültig fort (auch ihr viel kritisierter "Geist" wurde erlöst), aber der Tod schwebt auch über den finalen sechs Folgen, nämlich der von Princess Margaret (großartig: Lesley Manville) in der vielleicht besten Folge der Staffel ("Ritz") und der von Queen Mum (Marcia Warren). Die Last der Verantwortung liegt jetzt auf Prinz William. Die neuen Folgen versuchen Imelda Stauntons Queen wieder ins Rampenlicht zu rücken, aber selbst die wird von ihrem Enkel überstrahlt. Sie bittet ihn, bei ihrem Goldenen Thronjubiläum an ihrer Seite zu stehen, schließlich sei ihr Enkel doch viel beliebter beim Volk als die alte Dame, die sich immer und immer wieder dagegen wehrt, die Monarchie zu modernisieren.

Gespielt wird William mit großen, blauen Welpenaugen und errötenden Wangen von Ed McVey, der, egal wohin er geht, von kreischenden Mädchen verfolgt wird. Die fünfte Episode, "Willsmania" genannt, stellt das Popstar-Willkommen des Prinzen von Wales und seines Bruders Harry (ein viel zu alter Luther Ford) auf ihrer Kanadatournee 1998 nach, die sieben Monate nach dem Tod von Diana stattfand. Scharen aufgeregter junger Frauen säumen die Straßen, auf denen der 15-jährige "Prince Charming" geht. Die schüchterne Körpersprache des relativ unbekannten Schauspielers, seine gebeugte Haltung, und die schmollende Natur, bringen die Verlegenheit des damaligen Frauenschwarms perfekt zum Ausdruck. Er ist leider auch genauso unspannend wie der echte Prinz und wird - wie seine Mutter vor ihm - von Showrunner Peter Morgan zum Heiligen stilisiert. Die Blicke genauso verhuscht. Der Augenaufschlag voller Unschuld. Es gibt keinen Ort, an dem er friedlich leben kann. Der arme Kerl muss selbst auf der Uni Autogramme geben!

Die einzige junge Frau, die ihm zunächst nicht hinterherläuft, ist die Geschichtsstudentin Kate Middleton (null Charisma: Meg Bellamy), die er in St. Andrews trifft. Insbesondere das hauchdünne Kleid, das sie bei einer Studentenmodeschau vorführt, hat es dem Burschen angetan, während die Mummy von Kate um jeden Preis versucht, ihre Tochter in den Orbit von William zu schießen. Die Serie enthält natürlich wieder jede Menge königlichen Klatsch und stellt sich vor, dass Carole Middleton wie eine moderne Mrs. Bennet kalkulierte Schritte unternahm, um die Beziehung einzufädeln.

Einige Unstimmigkeiten zwischen dem ausgestoßen "Reserveprinzen" Harry und dem Rest der Familie bahnen sich hier an ("In dieser Familie braucht es keine Nummer 2, außer zur Unterhaltung", sagt er einmal). In der letzten Folge darf er dann in seiner berüchtigten Naziuniform herumtollen, aber da die Serie mit der unspektakulären Hochzeit von Charles und Camilla Parker Bowles im Jahr 2005 endet, werden wir dieses neue Kapitel um den Rassismusskandal und den Bruderzwist zum Glück nicht ein zweites Mal miterleben müssen.

Als die Serie 2016 auf den Markt kam, wurde sie zu einem der ersten echten Welthits für Netflix, aber an den Glanz der ersten Folgen reichte "The Crown" schon lange nicht mehr heran. Je mehr sich die Serie der Gegenwart näherte, so schien es, desto flacher wirkten die Figuren. Vielleicht war es die Nostalgie, die uns süchtig machte, und jetzt, wo wir an einem Ort angekommen sind, der so modern ist, dass vieles davon frisch in unserer kulturellen Erinnerung ist, fühlt sich das Ganze für uns genauso boulevardesk und banal an wie all die Skandale um die Königin, die einen Großteil dieser Serie - vielleicht völlig zurecht - damit verbringt, ihre Nase über all diesen Schmafu zu rümpfen.
 

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