Elfenblumen besitzen alle Eigenschaften, um zur beliebten Zimmerpflanze aufzusteigen: elegante, zarte Blüten, schön geformte Blätter und spannende Blattfarben mit Rot-, Bronze- und Kupfertönen auf lichtem Grün. Nur mit dem Image haben sie noch zu kämpfen: Denn lange Jahre dienten Epimedium - wie sie botanisch heißen - eher als Lückenbüßer und als durchsetzungsstarke Flächendecker im Garten.
Blütenwolken
Erst jetzt, nachdem immer mehr der neuen chinesischen Epimedium in den Gärtnereien auftauchen, wird deutlich, was wirklich in ihnen steckt. Wer die lockeren Blütenwolken der Elfenblumen das erste Mal sieht, ist erstaunt. Rund um Stempel und Staubgefäße tragen sie Kronblätter, die wie gebogene Sporne geformt sind oder wie die Zipfel der Kappe von Till Eulenspiegel. Rund um Stempel und Staubgefäße liegen auch die Öffnungen der Sporne, aus denen es für Insekten verlockend duftet. Hineinkriechen geht nicht ohne sich selbst oder die Narben der Blüte mit Pollen zu bepudern. So hat die Blüte ihr Ziel erreicht.
Unmittelbar über den vier Kronblättern sitzen vier Kelchblätter, die das Farbenspiel der Blüten unterstützen. Fröhliches Gelb oder Weiß ist die Farbe bei den gewohnten 20 bis 30 Zentimeter hohen Elfenblumen. Die alte Artkreuzung Epimedium x rubrum überrascht aber auch schon mit gelben Kronblättern unter rotem Kelch. Die neuen, mit 40 Zentimeter meist etwas höheren Elfenblumen spielen noch mehr mit den Farben. Bei Epimedium acuminatum wird Purpurviolett vom fast weißem Kelch begleitet.
Langandauernde Blüten
Epimedium grandiflorum trägt Weißrosa mit kräftigrosa Kelch. Gelb ist der Grundton der Sorte "Amber Queen". Aber innen wird ein Bernstein-Ton daraus, und außen haucht Rosa darüber. 'Fire Dragon' spreizt unter violettem Kelch weiße Sporne hervor, die in der Mitte und an den Spitzen Gelb tragen.
Die hübschen, lang andauernden Blüten - bei Epimedium acuminatum oder Epimedium davidii vom Frühjahr bis weit in den Sommer hinein, bei anderen den Hochsommer hindurch - sind aber nur ein Aspekt, sich den Elfenblumen zuzuwenden. Mindestens ebenso viel Spannendes hat das Laub zu bieten. Meist ist es mehr oder weniger herzförmig, manchmal kräftig gezackt oder weich behaart. Oft mehrfach geteilt, wirkt das Laub immer filigran.
Alle Nuancen
Der frische Frühjahrs-Austrieb spielt alle Nuancen von Rot über Bronze bis Kupfer durch. Mal schützen sich die Blätter komplett mit roten Tönen vor rauem Frühlingswetter. Mal sind es nur Flecken und Muster, rote Ränder oder rote Fläche, die wie bei Epimedium x rubrum reizvoll mit den grünen Adern kontrastieren. Besonders spektakulär färben sich die großen Blätter von Epimedium myrianthum mit purpurroten Tupfen auf frischem Grün. Über viele Nuancen wandelt sich die Frühjahrsfarbe später zu weichem und schließlich zu dunklem Grün.
Im Herbst folgt ein zweiter farblicher Höhepunkt, wenn die Blätter der wintergrünen Arten nach den ersten Frösten ein Feuerwerk aus gelben, roten und bronzenen Tönen entfachen. Auch das ist wiederum ein Kälteschutz, der dem Garten meist bis zum Vorfrühling warme Farbflecken verleiht.
Sonnenscheu
Gehölzschatten und die etwas lichteren Standorte am Gehölzsaum sind der ideale Standort. Pralle Sonne bekommt Elfenblumen nicht. Dann verbrennen ihre dünnen Blätter. Umso robuster sind sie an weniger vom Licht verwöhnten Standorten, mit denen viele Gartenbesitzer sich eher schwer tun. Wer dort eine einfach nur saubere, immer anständig aussehende Fläche haben möchte, der greift zu alt bewährten Arten wie Epimedium pinnatum, Epimedium pubigerum oder Epimedium perralderanum mit der fröhlich gelb blühenden Sorte "Frohnleiten". Sie bilden durch Ausläufer in wenigen Jahren einen dichten Teppich. Unkräuter haben dazwischen keine Chance, andere Arten allerdings auch nicht.
Mehr Vielfalt an den Schattenplätzen erlauben Epimedium x versicolor, Epimedium x youngeanum, die horstig wachsende Epimedium x rubrum sowie die großblütigen Sorten von Epimedium grandiflorum. Sie alle sind sehr gute Nachbarn für Eisenhut und Silberkerzen, Christophskraut, Duftsiegel und Hänge-Goldglocke (Uvularia). Besonders hübsch ist die Verbindung zwischen Elfenblumen und Astilben, die sich nicht nur in der Blütezeit gut ergänzen. Auch die sehr unterschiedlichen Blattformen - hier die zarten Elfenblumen, dort die kräftigen, gezackten der Astilben - haben ihren Reiz.
Robust
Die bewährten Arten und Sorten sind robust. Am liebsten wachsen sie in humusreichen, gleichmäßig feuchten Böden, sie zeigen sich aber auch relativ unempfindlich gegenüber Trockenheit. Bei entsprechender Bodenvorbereitung und sorgfältiger Pflege in den ersten Jahren lassen sie sich sogar im Wurzelfilz hoher Bäume oder besser in einer Mulchschicht über dem Wurzelfilz ansiedeln. Die neuen chinesischen Sorten sind anspruchsvoller. Sie gedeihen nicht ohne gleichmäßige Bodenfeuchte und humusreichen Boden mit gutem Wasserabzug.
Elfenblumen vor Spätfrost schützen
Der zarte Austrieb der Elfenblumen ist empfindlich gegenüber Spätfrost. Das gilt für die neuen chinesischen Arten und ihre Sorten ganz besonders. Elfenblumen sollten daher immer einen geschützten Standort bekommen - beispielsweise im Schutz einer Hecke oder unterm Zweigdach eines Strauches. Plätze mit winterlicher Morgensonne sind tabu. Die rasche Erwärmung nach einer Frostnacht würde die Zellen der jungen Blätter zerreißen. Kommt Frost, nachdem bereits das alte Laub abgeschnitten wurde, um dem Neuaustrieb Platz zu machen, hilft notfalls Abdecken mit Tannenzweigen oder Tüchern.