26 soziale und ökologische Mindeststandards müssen eingehalten werden
Deutschland bekommt ein neues Siegel für fair und nachhaltig produzierte Textilien. Deutschlands Entwicklungsminister Gerd Müller gab am Montag in Berlin den Startschuss für den "Grünen Knopf". Das staatliche Siegel wird an Bekleidungsfirmen vergeben, die ihre Textilien unter strengen sozialen und ökologischen Standards herstellen lassen. Sie verpflichten sich etwa, dass bei der Produktion Mindestlöhne gezahlt werden, Kinderarbeit ausgeschlossen ist und bestimmte Gesundheits- und Sicherheitsstandards eingehalten werden. 26 soziale und ökologische Mindeststandards müssen eingehalten werden, um den "Grünen Knopf" zu bekommen.
Rana Plaza Katastrophe
Hintergrund ist der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, bei dem vor sechs Jahren mehr als 1.100 Menschen ums Leben gekommen waren. Müller hatte das Unglück als Weckruf für Wirtschaft und Politik gewertet, sich stärker für sichere und faire Arbeitsbedingungen in der Textilwirtschaft einzusetzen. Deutschland könne es sich nicht leisten, die Bedingungen in Billiglohnländern auszublenden.
Kritik am "grünen Knopf"
Die deutsche Textilbranche hält den "Grünen Knopf" für überflüssig und die Kriterien für kaum kontrollierbar. Anderen geht das Vorhaben nicht weit genug. Uwe Wötzel vom internationalen Netzwerk "Kampagne für Saubere Kleidung" etwa sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Die Kriterien sind deutlich zu schwach, die Überwachung unzureichend und die Ausnahmen zu umfangreich." Eines der Hauptprobleme sei, dass in den Kriterien nur die Zahlung des gesetzlichen Mindestlohnes verankert sei. "Doch der ist in der Regel so niedrig, dass niemand davon leben kann." Kritisiert wird auch, dass in der Startphase nur die Arbeitsbedingungen beim Nähen, Färben und Bleichen untersucht werden, nicht aber beim Weben, Spinnen und der Rohstoffproduktion.