Experten-Ratschläge

Was SIE in Ihrer Beziehung verbessern können

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Die Liebe ist eine Kunst und gelingt mal besser, mal schlechter: Lesen Sie, wie Sie in Ihrer Beziehung neue Impulse setzen und welchen Einfluss Corona auf unser Liebesleben nimmt.  

A uch wenn es oft schwer ist, es so zu sehen: laut der Paartherapeuten Sabine und Roland Bösel hat jeder Mensch das Potenzial für eine gelungene Beziehung. Dabei müsse man jedoch differenzieren: „‚Gelungen‘ bzw. ‚gelungen sein‘ ist etwas anderes als ‚Erfolg‘ bzw. ‚erfolgreich‘. Wir Bösels sprechen bewusst nicht von ,erfolgreichen‘, sondern von ,gelingenden‘ Beziehungen. Das ist ein bisschen so, wie jemand in der Küche nicht davon sprechen würde, dass ein Kuchen erfolgreich gebacken wurde oder gar erfolgreich ist – vielmehr ist ein Kuchen gelungen. ,Gelungen‘ in Paarbeziehungen hat eine höhere Dimension als Erfolg. Es hat die Dimension des gemeinsamen Dranbleibens, des Weiterentwickelns – ob nun im ganz Alltäglichen oder in einer Imago-Paartherapie. Und beim Gelingen ist eine Prise Glück dabei – nicht alles kann willentlich herbeigeführt werden. Manchmal braucht es Glück, damit im richtigen Moment das passiert, was einer Beziehung dienlich ist. Beim Gelingen gibt es keine Gewinner und keine Verlierer, es ist egalitär, 50/50, es ist beiden zuzurechnen“, so Roland Bösel gegenüber MADONNA.

Impulse zur fortwährenden Weiterentwicklung liefern die beiden Imago-Spezialisten in ihrem neuen Buch „Liebe, wie geht’s?“, in dem sie alltägliche Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis anreißen, und jeweils passende Lösungsansätze aus den jeweiligen Situationen dazu ausführen. Man könnte meinen, dass die ganz gewöhnlichen Alltagsquerelen heuer um eine pandemische Komponente erhöht sind, doch die Bösels wollen die Covid-Krise nicht einfach so als Ausrede für Beziehungs-Probleme hinnehmen. „Corona ist fast ein wenig zu bemitleiden. Für was jetzt Corona alles herhalten muss! Klar, es ist tragisch, wo das Virus zu Krankheit und Tod führt. Aber in Beziehungen wird Corona für alles missbraucht. Paare sagen: Wir können nicht in Therapie gehen, wegen Corona. Wir können uns nicht trennen, wegen Corona. Wir können nicht zusammenbleiben, wegen Corona. Die Pandemie wirkt unserer Beobachtung nach zuspitzend, verdeutlichend: Was man im Alltag sonst leichter unter den Teppich kehren konnte, kommt jetzt eher heraus und wird zutage gefördert, und fordert uns. Auf einmal müssen wir doch damit umgehen, statt daran vorbeizusehen. Die finanziellen Probleme zum Beispiel sind für manche größer geworden – oft ist der Arbeitsplatz bedroht, die sozialen Grundbedürfnisse, das kann die Beziehung stark belasten. Corona zerrt vieles unter eine Lupe, was sonst eher nebenbei läuft.“


Juristisch gesehen.
Dass Corona Einfluss auf die heimischen Beziehungen nimmt, stellt auch Rechtsanwältin Carmen Thornton fest, die nicht nur von vermehrten Gewaltvorfällen und damit verbundenen Kontaktrechtsfragen im Lockdown berichtet, sondern in den letzten Wochen auch einen Anstieg von Scheidungsanfragen verzeichnet hat. „Aufgrund der Krise und der finanziellen Unsicherheit haben viele Paare noch abgewartet. Man darf auch nicht vergessen, dass die Hemmschwelle, sich zu trennen, durch den Lockdown deutlich größer geworden ist, weil der Partner ständig zu Hause war und ein Umzug oder die Wohnungssuche sehr kompliziert gewesen wäre.“ Doch ähnlich wie die Bösels in ihrem Ratgeber (siehe z. B. Tipps unten) empfiehlt sie, das Trennungsbedürfnis wirklich gründlichst zu evaluieren. „Wenn es sich um keine Gewaltbeziehung handelt, macht es auch Sinn, noch ein wenig abzuwarten, wie es wirtschaftlich weitergeht. Man darf nicht vergessen, dass eine Scheidung oder Trennung unweigerlich zu einer Verschlechterung des Lebensstandards führt. Zwei getrennte Haushalte kosten einfach mehr Geld als einer. Und wenn man Kinder hat, brauchen beide Elternteile auch nach der Trennung eine große Wohnung und ein Auto. Das geht sich mit Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld oft nicht aus. Da sollte man sich schon überlegen, ob jetzt wirklich der beste Trennungszeitpunkt ist, oder ob man der Beziehung nicht doch noch eine Chance geben will.“

FRUST-DUMPING: Wenn der Partner als Blitzableiter herhalten muss …

Sie kommen unzufrieden aus der Arbeit heim und lassen Ihre negativen Gefühlen am Partner aus – was natürlich nicht fair ist. Nun ist eine solche Situation oft dem großen Vertrauen einer Beziehung geschuldet, in der man sich seiner sicher ist, dennoch ist es wichtig, danach auch zu erkennen, woher der Frust tatsächlich kommt, sich beim Partner für sein Verständnis zu bedanken und das Problem an seinem Ursprung zu bereinigen. Vielleicht gelingt es ja beim nächsten Mal, schon vor dem Streit zu erkennen, was einem wirklich am Herzen liegt.

DER ZEBRA-EFFEKT: Was hinter dem Zauber der Partnerwahl steckt …

Warum verlieben wir uns in diese oder jene Person? Die Bösels erklären dies mit dem sogenannten Zebra-Effekt. Denn das Fell der Tiere ziert ein Muster, das wie bei einem Fingerabdruck höchst individuell ist. Kommt ein Zebrababy zur Welt, ist es von seiner Mutter abhängig – um sie immer zu erkennen, wird es auf ihr Streifenmuster, einem natürlichen Strichcode gleich, geprägt. Auf unbewusster Basis passiert das auch mit uns Menschen. Während unseres Aufwachsens speichern wir viele Bilder ab, die zu unserem eigenen Werteverständnis werden. Hat jemand einen ähnlichen „Code“, fühlen wir uns zu dieser Person hingezogen. Je größer die Seelenverwandtschaft, desto größer auch die Anziehung. Doch in der Anziehung steckt auch ein hohes Krisenpotenzial. Denn obwohl man ähnliche Erfahrungen hat, hat man diese vielleicht auf unterschiedliche Weise bewältigt, die uns dann beim Gegenüber eventuell frustrieren. Es ist jedoch immer wieder wichtig zu erkennen, dass jede Beziehung helle wie auch dunkle Streifen hat.

Warum beim nächsten Partner nicht alles einfach so anders wird …

Wenn Konflikte nicht mehr enden wollen, denkt man schnell mal an Trennung. Die Panik, die uns dabei antreibt, hängt aber mit den wundesten Punkten unseres Ichs zusammen. Und ja, im ersten Moment der Trennung scheint man erleichtert, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass man sich einen Partner sucht, der von seiner Seelenstruktur dem Vorgänger ähnlich ist. Das heißt: Die Chance auf Probleme wie zuvor ist groß. Es ist also sehr wichtig, das Vergangene zu evaluieren und sich auch den eigenen Beziehungs-Beitrag anzuschauen. Denn es ist leichter wegzulaufen, als sich genau anzuschauen, was einen mit dem anderen Menschen im angenehmen aber auch im unangenehmen verbunden hat. Einen guten Grund gibt es aber tatsächlich seine Koffer zu packen – wenn Gewalt im Spiel ist, ist es wichtig, physisch auf Distanz zu gehen.

Orac Verlag
© Orac Verlag

„Liebe, wie geht’s?“ ist erschienen im Orac Verlag und erhältlich um 22 Euro.

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