Experte im Interview

"10 Prozent der muslimischen Community sind islamistisch-fundamentalistisch"

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Integrations-Forscher und Soziologe Kenan Güngör über die Demonstrationen für Kalifat & Scharia in Hamburg.

ÖSTERREICH: Wären Demos wie in Hamburg auch in Österreich denkbar?

Kenan Güngör: Durchaus, schließlich sind Wien und Hamburg vergleichbar. Allerdings haben jene Netzwerke, die zur Hamburg-Demo aufriefen, hier keine konkrete Struktur. Sie verbreiten ihre Werte via sozialen Medien, aber auch in Österreich.

ÖSTERREICH: Die Demonstranten forderten ein Kalifat. Was bedeutet das?

Güngör: Einen totalitären, religiösen Staat. Sie ließen aber offen, ob sie den hier oder in islamischen Ländern haben wollen. Das ist ein bewusstes Spiel. Die Meinungsfreiheit, die sie hier in Anspruch nehmen, würde es aber dort nicht geben.

ÖSTERREICH: Es gibt aber auch bei uns Parallelgesellschaften, die demokratische Grundregeln nicht akzeptieren wollen.

Güngör: Es gibt problematische Milieus, fundamentalistisch-islamistische Kreise. Teilweise stehen diese Gruppen innerhalb der muslimischen Community in Konkurrenz. Rund 10 Prozent sind islamistisch-fundamentalistisch. Das Problem dieser Gruppen ist die Verklärung der Zeit von Mohammed. Da werden mittelalterliche Strukturen, Lebensrealitäten, Geschlechterverhältnisse idealisiert. Bis heute gibt es keine kritische Distanz dazu.

ÖSTERREICH: Sollten Demos dieser Gruppen verboten werden?

Güngör: Ein Angriff auf die Demokratie ist nicht zu dulden. Das ist liegt deutlich über einer akzeptablen Grenze.

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