50.000 Euro soll einem 52-Jährigen der spektakuläre Tod eines Landsmannes und Videobloggers wert gewesen sein.
Wien. Die Ereignisse, die am Dienstag zu dem Prozess am Landesgericht Wien führten, bei dem ein angeblich so harmloses Unschuldslämmchen von neun Justizwachebeamte in den Saal geführt werden musste, spielten sich im vergangenen Mai ab: Laut Anklage wollte ein 2004 nach Wien geflüchteter Tschetschene einen ebenfalls in Österreich lebenden Landsmann und Youtuber per Auftragskiller töten lassen, weil dieser ihn unverzeihlich in seiner Ehre verletzt hatte. In einem Beitrag soll Letzterer die kurz zuvor verstorbene Mutter sowie die Ehefrau des Angeklagten so schlimm beleidigt haben, dass der Angeklagte beim Aufsagen des Wortlautes seinen Sohn (22) aus dem Gerichtssaal schickte und zu schluchzen und zu weinen begann.
Foto und Adresse an Slowaken übergeben
Und es kam noch theatralischer: Allen Ernstes behaupteten der Beschuldigte und sein Anwalt Peter Philipp, dass das Attentat „nie ernst gemeint gewesen, sondern nur ein Gedankenspiel“ gewesen sei. Tatsächlich aber übergab der 52-Jährige ein Foto des Opfers, dessen Adresse und einen Lageplan der Wohnung dem gedungenen Killer, den ihm die Community vermittelt hatte – und der sich als verdeckter slowakischer Polizist entpuppte. Und der jetzt per Videocall aussagte: „Er hat mir erklärt, dass von dem Opfer nix übrig bleiben soll. Mir war von Anfang an klar, dass der Angeklagte es ernst meint.“ Auch wenn es nach dem zweiten persönlichen Treffen keinen Kontakt mehr gab, weil die in Aussicht gestellten 50.000 Euro nicht übergeben wurden. Scheiterte der Blutracheplan allein aus finanziellen Gründen?
Überraschenderweise konnte der Angeklagte die Geschworenen von seinem „Gedankenspiel“ überzeugen: Er wurde freigesprochen, das Urteil ist nicht rechtskräftig.