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Fall Esterhazy: Jetzt spricht der Erbprinz

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Prinz Paul-Anton, Familienoberhaupt der Esterházys, meldet sich in ÖSTERREICH zu Wort.

Es war der Krimi der Woche: die angeb­liche Entführung der Magdolna Ottrubay, der Mutter des Chefs der milliardenschweren Esterházy-Stiftung, Stefan Ottrubay, und ihre wohlbehaltene Auffindung in Kitzbühel, weil sie ihre Tochter nur in die Schweiz heimholen wollte.

Die Affäre wirft ein Schlaglicht auf den Streit zwischen Ottrubay und den Esterházys, der bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Adelsfamilie, deren Stiftung ein Zehntel des Burgenlands gehört. Das Familienoberhaupt der Esterházys, Erbprinz Paul-Anton, steht ÖSTERREICH Rede und Antwort.

Paul-Anton Esterházy im Interview: "Umgang mit der betagten Mutter ist schockierend"

ÖSTERREICH: Eure Hoheit, warum distanziert sich die Familie von Herrn Ottrubay?

Paul-Anton Esterházy: Darf ich höflich klarstellen: Ich bin keine Hoheit! Es gibt viele Gründe, sich von Herrn Ottrubay zu distanzieren und keinen, das nicht zu tun. Der Umgang mit der 88-jährigen Mutter in dieser Familie ist schockierend. Können denn die Geschwister Ottrubay nicht zum Handy greifen und sich gegenseitig über die angeblich gewünschten gemeinsamen Reisen mit der betagten Mutter informieren? Scheinbar nicht. Stattdessen muss man sie auf offener Straße ohne Gepäck ins Auto verfrachten und dann 100 Polizisten in die Eiseskälte schicken, die auch noch eine internationale Alarmfahndung administrieren müssen. So etwas und sonstige Umgangsformen, die wir von Herrn Ottrubay erlebt haben, haben eben nichts mit unseren Werten zu tun.

ÖSTERREICH: Sie spielen in Ihrer Stellungnahme auf „unübliche Maßnahmen“ an, mit denen es Ihnen ­verunmöglicht wurde, mit Melinda Esterházy Umgang zu pflegen. Was ist damals passiert? Stimmt es, dass die Fürstin von Herrn Ottrubay „weggesperrt“ wurde?

Esterházy: Ich finde es mehr als unüblich, dass ich Tante Melinda z. B. nicht einmal ein Geschenk zum 90er überreichen durfte. Auf Weisung Ottrubays wurde ich nicht vorgelassen; nach dem vergeblichen Besuch hat er mich noch wissen lassen, dass es eine Nettigkeit von ihm gewesen wäre, nicht die Polizei geholt zu haben. Aber das war nur ein Highlight der kompletten und rigorosen Zugangssperre.

ÖSTERREICH: Sehen Sie es als Ihre Aufgabe als Familienoberhaupt, der Familie Esterházy wieder die Oberhoheit über ihr Vermögen und ihren Besitz zu verschaffen?

Esterházy: Das ist meine Verantwortung. Dabei erwarte ich mir kein Geld – das wird man immer alles reinvestieren müssen. Vor allem jetzt. Ich möchte aber unbedingt wieder für die alte, positive Esterházysche (Unternehmens-)Kultur sorgen.

ÖSTERREICH: Ist eine Versöhnung mit Herrn Ottrubay vorstellbar?

Esterházy: Das müssen Sie ihn fragen. Zuletzt haben wir uns vor dem Landesgericht in Wien gesehen. Nach einem Vergleich (!) hat er mir und meinem Anwalt den Handschlag verweigert. So etwas haben wir beide noch nie erlebt.

ÖSTERREICH: Wie interpretieren Sie die merkwürdigen Vorfälle von Eisenstadt?

Esterházy: In den Medien habe ich die Frage gelesen: Entführung oder Befreiung? Auch in der Schweiz steht diese Frage in den Zeitungen. Ich interpretiere da gar nichts. Das steht mir nicht zu. Da muss sich jeder selbst ein Bild machen, und vor allem müssen die Behörden das umfassend ermitteln. Es ist ja keine Kleinigkeit, wie der Aufenthaltsort einer alten Dame – und von wem – bestimmt wird.

ÖSTERREICH: Würde die Familie gerne ins Schloss Esterházy in ­Eisenstadt zurückziehen?

Esterházy: Das Schloss ist ein herausragendes Kulturdenkmal mit identitätsstiftendem Charakter für die Region. Es muss unbedingt weiterhin ein Platz des öffentlichen Lebens und der Kultur bleiben. Mir gefällt mein Leben in meiner Mietwohnung in Wien. So etwas finde ich auch im Burgenland.

ÖSTERREICH: Ihre Familie hat unbestrittene Verdienste um Österreich und genoss immer hohes Ansehen. Wie werden Sie das angekratzte Ansehen wiederherstellen?

Esterházy: Ich verstecke mich nicht. Ich sage, was Sache ist, und vertraue auf das Urteilsvermögen der Österreicherinnen und Österreicher. Die Wahrheit hat den langen Atem. Und spätestens nach den jüngsten Ottrubay-Episoden können alle im Land die beiden Familien endlich auseinanderhalten.

ÖSTERREICH: Klagen Sie Herrn Ottrubay wegen Rufschädigung?

Esterházy: Da ist mir meine Zeit und vor allem auch die der Gerichte zu schade.

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