Wiens ältester Chef

Cafetier Leopold Hawelka wird 100

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Der Kaffee wird demnächst in speziellen Jubiläumstassen serviert.

Am 11. April feiert die Wiener Kaffeehauslegende Leopold Hawelka ihren 100. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters lässt es sich der Jubilar nicht nehmen, nach wie vor beinahe täglich in sein berühmtes Cafe in der Dorotheergasse zu kommen. "Er hat immer noch seine 20-Stunden-Woche", schmunzelt Enkel Michael Hawelka im APA-Gespräch. Er führt mit seinem Bruder Amir inzwischen die legendäre Institution. Als Geburtstagsgeschenk hat das Geschäftsführer-Duo nun eigene Leopold-Hawelka-Tassen anfertigen lassen, in denen Gäste demnächst ihre Melange serviert bekommen.

Die Jubiläumshäferl sind weiß und mit Hawelkas Unterschrift bedruckt. "Wir haben einmal 500 Stück machen lassen, damit sollten wir die nächsten zwei bis drei Jahre auskommen", so Michael. Die Geburtstagstassen werden vorerst nicht zu kaufen sein. Allerdings werden Gäste schon bald ihr Bohnengetränk aus dem Exklusiv-Geschirr schlürfen können.

Hawelka fast täglich im Lokal
Kaffee lässt sich auch der Hausherr noch regelmäßig im Hawelka servieren. Zwei bis drei Stunden sitzt der Cafetier-Methusalem an fast jedem Vormittag in seinem weit über Wiens Grenzen hinaus bekannten Lokal. "Er ist immer noch unser Generaldirektor. Wenn er im Haus ist, ist er der Chef", lässt Enkel Michael keinen Zweifel am Führungsanspruch des Seniors. Sein Opa sei nach wie vor rüstig, wobei er mittlerweile aber nur noch selten zu Fuß unterwegs sei, sondern zumeist im Rollstuhl sitze.

Eröffnet hatte der am 11. April 1911 geborene Leopold Hawelka sein Cafe 1939 gemeinsam mit seiner inzwischen verstorbenen Frau Josefine. Ab den 1960er Jahren etablierte sich das nicht einmal 100 Quadratmeter große Kaffeehaus zum Künstlertreff der heimischen Avantgarde, der Protagonisten wie Helmut Qualtinger, Oskar Werner oder Friedensreich Hundertwasser als Arbeits- und Wohnzimmerersatz diente.

Hausherr gibt Autogramme
Das Interieur blieb seit damals praktisch unverändert. Der Kreativszene sind mittlerweile aber großteils Touristen, denen der Hausherr nach wie vor Autogramme gibt, gewichen. Und dicke Rauchschwaden sind im Hawelka dank des Tabakgesetzes inzwischen ebenfalls Geschichte. Der Jubilar dürfte sich damit allerdings noch nicht ganz abgefunden haben. Er gebe der Kellnerschaft immer noch Anweisungen, Aschenbecher auf die Tische zu stellen, berichtet Hawelka junior.

Der Alt-Cafetier selbst habe indes immer "solid" gelebt, nannte Leopold Hawelka im Vorjahr in einem APA-Interview das Geheimnis seines langen Lebens. Zumindest ein Laster hat der Seniorchef allerdings: Süßigkeiten. Schließlich gehören die hauseigenen Buchteln zu seinen Lieblingsspeisen, wie er damals bekannte. Sie haben es im Lauf der Jahrzehnte ebenfalls zum Legendenstatus gebracht. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 wurden die gefüllten Germziegel von Leopolds Gattin Josefine selbst in den Ofen geschoben. Nun kümmert sich Sohn Günter - gelernter Konditor und ebenfalls bereits im Pensionsalter - um das begehrte Backwerk.

Sein Vater Leopold hatte bereits 2010 Pläne für seinen 100. Geburtstag: "Rambazamba". Den wird es wohl geben. Am 11. April wollen die Hawelkas den Geburtstag ihres Familienältesten im Beisein zahlreicher Medienvertreter begehen.

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