Ausstieg

CERN-Ende Katastrophe für Krebsforschung

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Österreichs Ausstieg wirft eine präzisere Behandlung von Krebspatienten zurück. Auch die Jobs von 185 Österreichern sind in Gefahr. Sogar ganze Unternehmen könnten darunter leiden.

Der geplante Ausstieg Österreichs aus dem Europäischen Kernforschungszentrums CERN könnte offenbar katastrophale Folgen für die Krebsforschung bzw. die Behandlung von Krebspatienten nach sich ziehen. Nach Meinung von Rolf-Dieter Heuer, Generaldirektor des CERN, gefährdert der Ausstieg das Therapie-und Forschungszentrums "MedAustron" in Wiener Neustadt. Bisher gingen die Betreiber von MedAustron davon aus, dass die für das geplante Zentrum nötigen Experten am CERN ausgebildet werden, so CERN-Projektleiter von MedAustron, Michael Benedikt.

Präzisere Behandlung von Krebspatienten
Mit MedAustron soll in Wiener Neustadt eine Beschleunigeranlage entstehen, mit der einerseits rund 1.200 Krebspatienten pro Jahr mit bisher ungeahnter Präzision behandelt und andererseits medizinische und physikalische Forschung betrieben werden sollen. Der Betrieb soll nach bisheriger Planung 2012 starten. Ohne das Know-how des CERN ist eine Umsetzung des Forschungszentrums wohl nicht möglich.

Österreicher-Jobs in Gefahr
Nach dem Ausstieg sind die Jobs der 185 am CERN beschäftigten Österreicher in Gefahr. Dabei hat Österreich in den vergangenen Jahren am CERN gerade mit dem Doktoranden-Programm Maßstäbe gesetzt, das Land habe mit seinen Jungwissenschaftern höchste Akzeptanzraten. Die Aktivitäten würden mittlerweile von anderen Ländern, darunter Deutschland, kopiert. Arbeitsverträge erhalten aber nur Wissenschaftler aus Mitgliedsländern.

Auch Aufträge an österreichische Unternehmen kommen wohl nicht mehr in Frage. Davon betroffen sei etwa die UNIQA, bei der derzeit die CERN-Mitarbeiter krankenversichert seien. Der Umsatz betrage rund 40 Millionen Franken (26,6 Mio. Euro) pro Jahr. Bei einer demnächst fälligen Neuausschreibung käme die österreichische Versicherung sicher nicht in Betracht.

"Verschwendung von Steuergeldern"
Für Claudia-Elisabeth Wulz vom Institut für Hochenergiephysik (HEPHY) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wäre ein Ausstieg aus dem CERN nicht zuletzt eine "horrende Verschwendung von Steuergeldern". So habe man sich in den vergangenen Jahren finanziell am Aufbau des weltweit einzigartigen Large Hadron Colliders (LHC) beteiligt. Nun, da es demnächst an die Verwertung der Daten und der wissenschaftlichen Lorbeeren gehe, wäre man nicht mehr dabei.

Generell sehen die Wissenschafter die CERN-Mitgliedschaft nicht nur als wissenschaftliche Investition. So habe es in den Jahren 1997 bis 2007 Rückflüsse an österreichische Einrichtungen und Firmen in der Höhe von 70 Prozent des Beitrags gegeben.

CERN hat bereits vier neue Kandidaten
Um den CERN selbst macht sich Heuer im Falles des österreichischen Ausstiegs wenig Sorgen. Er glaubt nicht, dass das österreichische Beispiel Schule machen könnte. Vielmehr gebe es vier neue Mitgliedskandidaten, namentlich Serbien, die Türkei, Zypern und Israel.

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