Polizei warnt vor Phantom

Drogen-Spritzen auf S-Bahn-Sitz: "Bin voll unter Schock"

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Ein irres Bahn-Phantom geht um, eine junge Frau muss jetzt um ihr Leben fürchten.

Vor knapp einer Woche entdeckte der Chauffeur der Badner Bahn zwei Drogenspritzen, die jemand so in einem Sitz platziert hatte, dass man sich auf jeden Fall sticht, wenn man sich hinsetzt.

Jetzt ist es schon wieder passiert! Und alles deutet darauf hin, dass derselbe Täter wieder mit Absicht und diesmal gleich mit sechs blutverschmierten Spritzen eine solche hinterlistige Falle stellte. Und nun gibt es auch ein Opfer – Carmen E., die am Freitagvormittag mit der S 7 von der Siemensstraße zum Prater­stern fuhr. Als sie sich hinsetzte, spürte sie ein Piksen: „Anfangs hab ich mir gar nichts dabei gedacht, dann griff ich nach hinten und bekam den vollen Schock“, schildert Carmen im ÖSTERREICH-Interview.

In Tränen aufgelöst rannte die 21-Jährige am Praterstern zu ihrem Cousin, mit dem sich sich dort treffen wollte.

Videoüberwachung soll 
auf Spur des Täters führen
Sofort wandten sich die beiden an die Polizei am Praterstern, die umgehend die ÖBB informierten. Der Zug wurde eingezogen und durchsucht. Und tatsächlich fand das Personal die sechs absichtlich zwischen Rückenlehne und Sitzfläche versteckten Drogenspritzen.

Die Chance, den Irren zu erwischen, ist diesmal groß: Laut Polizeisprecher Christoph Pölzl passierte der Vorfall in einer S-Bahn, die videoüberwacht wird. Über die Feiertage werden jetzt alle Aufnahmen gesichtet.

Das Opfer Carmen E. erlebt den Horror ihres Lebens: Sie ist in ärztlicher Vorsorge-Behandlung und muss wochenlang zittern, ob sie sich mit einer Krankheit (HIV oder Hepatitis) angesteckt hat.

Carmen: "Ich zitterte am ganzen Körper"

ÖSTERREICH: Was ist Ihnen beim Anblick der Spritzen durch den Kopf gegangen?
Carmen E.: Ich geriet sofort in Panik und zitterte am ganzen Körper. Die Nadel kann mit allem Möglichen infiziert sein. Ich habe nur noch geweint und bin mit meinem Cousin ins AKH.

ÖSTERREICH: Was ist im Krankenhaus passiert?
E.: Man hat mir sofort eine Infusion verabreicht, die gegen Hepatitis hilft. Außerdem haben mir die Ärzte Blut abgenommen.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter?
E.: Die Ärzte haben gesagt, dass es bis zu einem Monat dauert, bis die Ergebnisse vorliegen. Bis dahin bin ich in ständiger Ungewissheit. Ich bin voll unter Schock. Hoffentlich wurde ich nicht mit AIDS angesteckt, das ist meine größte Angst.

ÖSTERREICH: Warum gehen Sie mit Ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit?
E.: Ich will andere davor warnen. Kein Zweiter soll durchmachen, was ich jetzt erlebe.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter?
E.: Erst in drei Wochen habe ich Gewissheit, ob ich mich mit einer Krankheit wie HIV oder Hepatitis angesteckt habe. Derzeit mache ich eine Ausbildung zur Krankenpflegerin. Wenn ich angesteckt wurde, könnte ich den Beruf nicht ausüben.

(krt, kor)

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