Gegen Menschenhandel

EU-Richtlinie: Österreich hat Nachholbedarf

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Erst fünf von 27 Staaten haben Richtlinie umgesetzt - Laut EU-Studie immer mehr Opfer, aber weniger verurteilte Schlepper.

Österreich gehört zu jenen EU-Ländern, welche die EU-Richtlinie gegen Menschenhandel noch nicht vollständig umgesetzt haben, erfuhr die APA am Montag aus diplomatischen Kreisen. Die Frist dafür ist am 6. April abgelaufen. Bisher haben erst sechs von 27 EU-Staaten die Vorgaben aus Brüssel zur Gänze in nationales Recht umgesetzt, sie hatten dafür zwei Jahre Zeit. EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström fordert die säumigen Staaten auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen.

"Ich bin sehr enttäuscht zu sehen, dass trotz der alarmierenden Tendenzen nur wenige Länder die neue EU-Richtlinie gegen Menschenhandel umgesetzt haben", sagte die EU-Kommissarin der "Welt am Sonntag".

Ungleichgewicht
Am Montag will Malmström eine erste Bilanz über die Entwicklung des Menschenhandels in Europa seit 2008 ziehen. Laut einer Studie der EU-Kommission, über die am Wochenende bereits die "Welt am Sonntag" berichtet hatte, wurden in dem Zeitraum immer mehr Personen Opfer von Menschenhandel, gleichzeitig ist aber die Zahl der verurteilten Schlepper gesunken.

Zahlen
Von 2008 bis 2010 schnellte die offizielle Zahl der Opfer um 18 Prozent hochgeschnellt: von 6.309 auf 9.528 im Jahr. Dagegen sank die Zahl der verurteilten Menschenhändler um 13 Prozent, und zwar von 1.534 im Jahr 2008 auf 1.339 im Jahr 2010. Mehr als zwei Drittel der insgesamt 23.632 Opfer, die im Untersuchungszeitraum gezählt wurden, waren Frauen, 17 Prozent Männer, zwölf Prozent Mädchen und drei Prozent Buben. Die meisten von ihnen wurden zur Prostitution gezwungen, andere zu Zwangsarbeit, zum Betteln, zu Straftaten oder zur Organentnahme.

Die im April 2011 in Kraft getretene EU-Richtlinie soll den Kampf gegen Menschenhandel erleichtern und die Rechte der Opfer stärken.

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