Fall Silke Schnabl

Angeklagter zeigt keine Reue

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Der Verteidiger stellt das Opfer als Nutte hin.

Anton W. (52) erfüllt jedes Klischee eines Sexualstraftäters: Klein, dick und "schiach" (Zitat: Zeugin Renate R.). Das Blitzlichtgewitter vor Prozessbeginn ließ er zusammengekauert und mit gesenktem Blick über sich ergehen. Er atmete heftig und wippte nervös mit dem rechten Bein. Zum vorsitzenden Richter Günther Nocker meinte er nur: "I sog gar nix mehr dazua. I sog nur: I bin unschuldig." Ein angebliches Interview im Kurier, in dem Anton W. seine Sicht der Geschehnisse in der Mordnacht schilderte, erwies sich als Fake.

Brutaler Mord
Dabei ist das Thema zu ernst für billigen Taschenspieler-Journalismus: Anton W. ist angeklagt, am 11. Juli 1992 Silke Schnabel (17) an der Salzachböschung im Salzburger Stadtteil Elisabeth-Vorstadt brutal vergewaltigt, erwürgt und dann in die Salzach geworfen zu haben. Gegen ihn sprechen 14 Vorstrafen, fünf davon wegen Sexualdelikten, fünf Jahre in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Gerichtspsychiater Ernst Griebnitz attestiert ihm eine "kombinierte Persönlichkeitsstörung" und eine "Störung der Sexualpräferenz".

Indizien
Und vor allem belasten die Indizien den Lagerarbeiter, die Staats­anwalt Andreas Allex noch einmal zusammenfasste: W. war der Letzte, mit dem das Opfer lebend gesehen worden war, er hatte mit ihr das Halbwelt-Lokal Max und Moritz verlassen. Er lag am Morgen halb nackt und schlafend am wahrscheinlichen Tatort. In seinem Zimmer fanden Ermittler eine Bluse der Toten und einen blutbefleckten Gürtel – die beiden Beweisstücke sind allerdings in den fast 19 Jahren verschwunden.

"Fantasie"
Für Verteidiger Karl Wampl ist die Anklage hingegen "weitgehend Fantasie". Sein Mandant lebe seit zwölf Jahren mit einer einbeinigen schizophrenen Frau, beweise also "besondere soziale Kompetenz". Das Opfer versuchte Wampl als Prostituierte hinzustellen, die auf dem WC des Max und Moritz ihrem Geschäft nachging. "Wer weiß, was auf dem Klo mit dem Jugo passiert ist", hatte der Anwalt seine eigene Erklärung für die Spuren einer brutalen Vergewaltigung.

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