Häfen-Interview sorgt für Schlagzeilen

Fantasien halten Inzest-Vater Fritzl am Leben

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Der 88-Jährige wünscht sich ein Treffen mit seiner Familie in Freiheit. Psychiaterin Roßmanith erklärt im Interview die Aussagen von Josef Fritzl.

Stein. Die Aussagen im neuesten Skandal-Interview, das Josef Fritzl mit Hilfe der Star-Verteidigerin Astrid Wagner der britischen Zeitung The Sun gegeben hat, sorgen weltweit für Aufsehen.

So möchte der Inzest-Vater, der seine Tochter 24 Jahre in seinem Keller eingeperrt und mit ihr sieben Kinder gezeugt hat, 130 Jahre alt werden. Täglich nehme er Vitamin-C-Tabletten und trinke viel Wasser. „Kürzlich habe ich gelesen, dass ein Mensch tatsächlich 150 Jahre alt werden kann, wenn er sich gut ernährt und bewegt“, sagt der 88-Jährige in dem skurrilen Interview. Er sei jedenfalls fitter als König Charles und könnte sogar noch die verkehrte Brücke machen.

Fritzl Sun
© The Sun
× Fritzl Sun

Wunsch groß, dass ihm seine Familie verzeiht

Freiheit. Josef Fritzl sitzt seit 15 Jahren im Hochsicherheitstrakt der Justizanstalt Stein (Krems an der Donau). Trotzdem hegt er den innigen Wunsch, eines Tages in Freiheit leben können und sich mit seiner Frau zu versöhnen. Das, obwohl diese sich nach der Enthüllung des Kellers von ihm scheiden hat lassen – sie besuchte Fritzl weder im Gefängnis, noch schrieb sie ihm jemals Briefe. „Ich vermisse meine Familie sehr. Ich denke immer an sie und würde gerne meine Enkelkinder sehen“, so Fritzl weiter zur Sun. „Ich bin mir sicher, dass wir wieder vereint sein werden. Und ich denke, sie werden mir verzeihen, was ich getan habe.“

Psychiaterin erklärt die Aussagen von Josef Fritzl

Roßmanith
© Lukas Beck
× Roßmanith

Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith

ÖSTERREICH: Frau Dr. Roßmanith, was sagen Sie zu den neuesten Aussagen von Fritzl wie beispielsweise, dass er 130 Jahre alt werden und seine Familie sehen möchte?

Sigrun Roßmanith: Er ist mittlerweile 88 Jahre alt. Viele Insassen, die lebenslang sitzen, wünschen sich ein Leben nach der Haft. Auch Josef F. versucht, seinen Blick nach außen zu behalten. Er will nicht sein ganzes Leben bereits hinter sich haben.

ÖSTERREICH: Hält er sich mit seinen großteils unrealistischen Vorstellungen über Wasser?

Roßmanith: „Wer ein ‚Warum‘ zum Leben hat, erträgt fast jedes ‚Wie‘“, ist ein bekanntes Zitat von Victor Frankl, das hier sehr passend ist. Wer also noch einen Sinn im Leben hat, der kommt auch mit schwierigen Umständen zurecht. Der Wunsch von Josef F., der im Gefängnis sitzt, nach einem Leben in Freiheit – und dieses sogar gemeinsam mit seiner Familie, hält ihn in seiner aktuellen Situation aufrecht. Obwohl diese Gedanken vermutlich nur reine Fantasie sind.

ÖSTERREICH: Und das alles auch noch trotz der schrecklichen Dinge, die er seiner Familie vor seiner Haft angetan hat?

Roßmanith: Die Grenzen seines Lebens rücken näher. Deshalb möchte er, dass ihm seine Familie noch verzeiht. Er würde das alles gerne bereinigen. Dabei wird er das, was er ihnen angetan hat, zum Großteil ausblenden.

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