St. Pölten

FP-Politiker sitzt in U-Haft

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Er zielte mit Gewehr auf seinen Sohn. Aus Partei gefeuert, heute Prozess.

Ingenieur Valentin Silberstein aus Traismauer (Bezirk St. Pölten) hatte Glück, dass sein Ausraster am 3. November kein Menschenleben forderte.

In Wildwest-Manier legte der 43-jährige FPÖ-Politiker seine Winchester-Büchse auf seinen Sohn (19) an, weiß Gerhard Sedlacek, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Heute muss der ehemalige Stadtparteichef der FPÖ Traismauer am Landesgericht vor den Einzelrichter. Und schweigt. Auch Verteidiger Stefan Hutecek bleibt auf Weisung seines Mandanten stumm. Im Falle einer Verurteilung drohen dem rabiaten Vater wegen gefährlicher Drohung und Nötigung bis 5 Jahre Haft.

Silberstein sen. ärgerte, dass sein Sohn als Handwerker lieber im Betrieb eines „Erzfeindes“ jobbte anstatt bei ihm, seinem Vater. Ein Gespräch mit dem Filius sollte das am 3. 11. endgültig klären.

Leben gerettet
„Ich habe ein ungutes Gefühl, der plant Böses“, soll der Junior zwei Arbeitskollegen und einen Bekannten überredet haben, ihn zum Termin zu begleiten. Das rettete ihm letztlich das Leben.

Streit
Prompt entgleiste am Treffpunkt die Situation. Zuerst beschimpfte Silberstein seinen Sohn, drosch auf ihn ein. Dann rannte der Gewalttäter zum Auto und holte eine geladene Winchester, brüllte: „Ich bring dich um“, richtete den Lauf der Waffe hasserfüllt auf sein eigenes Kind. „Zuerst schoss er in die Luft, lud durch, riss die Waffe erneut hoch und zielte auf seinen Buben“, schilderte ein Zeuge. Der Bekannte des 19-Jährigen reagierte prompt: Mutig schlug er den Gewehrlauf nach oben. Der Schuss ging in den Abendhimmel.

Gewaltbereit
Silberstein wird in seiner Gemeinde als gewaltbereit geschildert. Das und Alkohol-Exzesse sollen dem in U-Haft Sitzenden im März das Mandat des Vizebürgermeisters gekostet haben. Er musste für Parteifreund Christian Ballmüller Platz machen. „Und der stolperte über rechtsextreme Kontakte“, malt VPNÖ-Stratege Gerhard Karner sein blaues Sittenbild fertig. Es gilt die Unschuldsvermutung.

,Wollen Randalierer nicht‘
Prompt reagiert hat Valentin Silbersteins Landespartei. Per Mail und eingeschriebenen Brief erfuhr er nach der Festnahme von seiner sofortigen Suspendierung von allen Ämtern und seinem Parteiausschluss. „Randalierer wollen wir nicht“, stellt St. Pöltens FP-Bezirksparteiobmann Erich Königsberger klar. Nach Christian Ballmüllers Kurzauftritt als möglicher Stadtvize in Traismauer, den rechtsextreme Kontakte zu Fall brachten, muss Königsberger nach der Causa Silberstein nun die blauen Weichen in Traismauer neu stellen. „Ein außerordentlicher Stadtparteitag ist terminisiert“, verspricht Königsberger, in seinen Reihen umfassend aufzuräumen.

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