Die Geschwister fielen aus dem Fenster. Bretter retteten ihr Leben.
Am Sonntag muss um 11.15 Uhr über Mekka ein Stern aufgegangen sein. Denn da vollbrachte ein muslimischer Schutzengel in der Tiroler Gemeinde Landeck ein Wunder.
Schauplatz: Ein Mehrparteienhaus in der Malserstraße 6. Im dritten Stock wohnt die türkische Zuwandererfamilie C., und im Kinderzimmer passte die achtjährige Nuray auf ihren eineinhalbjährigen Bruder Akin auf.
Gefährliche Neugier.
Als das Mädchen von einem
Musikpavillon in der Nähe eine lautstarke Aufführung hörte, öffnete Nuray
neugierig das Fenster, nahm ihren Bruder in den Arm und setzte sich auf die
Fensterbank. Nach ein paar Minuten war das Interesse wieder erloschen. Doch
bei der Rückwärtsbewegung ins Zimmer blieb die Schwester mit einem Fuß am
Fensterbrett hängen – und strauchelte. Entsetzliche Folge: Beide Kinder
stürzten etwa neun Meter tief aus dem Fenster in einen Liftschacht ab.
Angstschrei.
Die Eltern waren daheim, hörten in der Küche den
Angstschrei ihrer Tochter im Fallen – und stürmten sofort ins Kinderzimmer.
Als die Mutter das offene Fenster sah, erstarrte sie vor Schock. Der Vater
blickte in den Abgrund, sah seine Kinder am Boden liegen – und reagierte
richtig: Er wählte sofort am Handy den Notruf.
Nur Finger gebrochen.
Rettung und Polizei waren binnen Minuten
zur Stelle, und die Helfer befürchteten das Schlimmste. Dann aber die
Erleichterung: „Beide Kinder weinten zwar, waren aber ansprechbar“, so ein
Beamter der Polizeiinspektion Landeck, „und es war kein Blut zu sehen.“
Tatsächlich zeigte sich dann im Spital Zams: Nuray hatte sich lediglich einen Finger gebrochen; und der kleine Akin kam überhaupt mit blauen Flecken und Abschürfungen davon. Die Erklärung: Am Boden des Lichtschachtes hatten gelagerte Bretter den Aufprall der Körper abgefedert.
Beide Unfallopfer mussten zur Beobachtung über Nacht im Spital bleiben, dürfen aber vermutlich schon heute wieder zurück nach Hause.