Brustkrebs-Skandal

Grazer Tumorchirurg verteidigt sich

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Seit Mai gibt es Diskussionen rund um den Grazer Tumorchirurgen Dr. Michael Smola. Am Mittwoch setzte sich Smola zur Wehr.

Mittlerweile wurden - nach Befassung von vier ausländischen Gutachtern mit 30 Fällen - 16 Sachverhalte über angeblich mangelhafte Behandlungen der Grazer Staatsanwaltschaft übergeben.

Bisher war keine Stellungnahme möglich
Die ausländischen Gutachter hätten nur falsch urteilen können, weil ihnen nur zum Teil unvollständige Unterlagen zur Verfügung gestanden seien, hieß es. Smola sei - entgegen Erklärungen des Ärztlichen Direktors des LKH Graz, Dr. Thomas Pieber - nie die Gelegenheit einer Stellungnahme eingeräumt worden.

Tupfer waren nicht ident
Die Angelegenheit war im Mai mit einem Zeitungsartikel ins Rollen gebracht worden, wonach bei einer Patientin - Smola ist auf die Brust- bzw. Brustkrebschirurgie spezialisiert - Tupfer in einer Wunde vergessen worden seien. Der Chirurg: "Ich konnte in einer ersten Stellungnahme gegenüber der Staatsanwaltschaft nachweisen, dass die Tupfer, die in der Wunde entdeckt wurden, nicht mit jenen übereinstimmen, die in der Operation verwendet wurden." Das hätte sich eindeutig dadurch belegen lassen, dass die gefundenen keine Röntgenstreifen (im Röntgen sichtbare Etiketten) aufgewiesen hätten, wie dies beim OP-Material der Fall ist.

Falscher Sachbehalt im Gutachten
Die Vorwürfe reichen von schlechter Aufklärung von Brustkrebspatientinnen bis hin zu mangelhafter Dokumentation bzw. nachträglicher Veränderung von Unterlagen. Doch laut Smola und seinem Rechtsanwalt Paul Wuntschek urteilten die Gutachter auf Grund zum Teil falscher Unterlagen. Der Chirurg: "Ganz gravierend ist, dass die Gutachter nur zum Teil die notwendigen Unterlagen zur Verfügung hatten. Zum Teil handelte es sich nämlich um Privatpatientinnen. Und deren Unterlagen stehen der KAGES (Betreibergesellschaft der steirischen Krankenanstalten, Anm.) nicht zur Verfügung." Wuntschek: "Das Gutachten ist deshalb falsch, weil es den falschen Sachverhalt beurteilt."

Unterlagen sollen Aufklärung beweisen
Bei der Pressekonferenz legte der Chirurg mehrere fotokopierte Unterlagen vor, aus denen seiner und der Meinung seines Rechtsanwaltes zufolge eindeutig hervorgeht, dass in allen kritischen Fällen die notwendige Aufklärung von Patientinnen, sachgerechte Therapie etc. vorgenommen worden seien. Unterschiede zwischen Aufzeichnungen unmittelbar nach Operationen und endgültigen Befunden durch die Pathologen seien systembedingt. Smola wurde seinen Angaben zufolge übrigens zum Präsidenten des Weltverbandes der onkologisch tätigen Chirurgen gewählt.

Nun will der Chirurg die Schritte der Staatsanwaltschaft abwarten. Gegen das Operationsverbot, das gegen ihn am LKH Graz besteht, gibt es offenbar keine Möglichkeiten für einen Einspruch. Eine Suspendierung durch die Medizinische Universität Graz erfolgte bisher nicht. Wuntschek: "Ich gehe davon aus, dass das gerichtliche Gutachten die Vorwürfe ausräumen wird. Sie können mit einer Einstellung rechnen." Der Chirurg ist seit 26 Jahren tätig und hat selbst etwa 2.000 Brustkrebsoperationen durchgeführt.

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