Der steirische Landeshauptmann (LH) Christopher Drexler (ÖVP) sprach von einem ''historischen Tag'', der Kärntner Landeshauptmann (LH) Peter Kaiser (SPÖ) von einem Tag, der ''ein Leben lang in Erinnerung bleiben'' werde.
St. Paul/Lavanttal/Groß St. Florian. Nach jahrzehntelanger Planung, 25 Jahre nach den ersten Erkundungsbohrungen und 15 Jahre nach Baustart ist am Montag die erste medienöffentliche Fahrt durch den Koralmtunnel zwischen Kärnten und der Steiermark über die Bühne gegangen. Der steirische Landeshauptmann (LH) Christopher Drexler (ÖVP) sprach von einem "historischen Tag", der Kärntner Landeshauptmann (LH) Peter Kaiser (SPÖ) von einem Tag, der "ein Leben lang in Erinnerung bleiben" werde.
ÖBB-Vorstandsmitglied Judith Engel warf einen Blick zurück: "25 Jahre sind seit dem Start des Projekts Koralmbahn vergangen. Noch fahren wir nicht mit Strom durch, aber es ist ein sehr emotionaler Moment." Die erste Fahrt wurde mit einer Diesellok absolviert, denn die Oberleitungen fehlen noch.
"Wir gehen nun in die Zielgerade"
"Wir gehen nun in die Zielgerade", sagte Projektleiter Klaus Schneider, der seit Beginn an der Planung beteiligt ist. Statt mit 230 km/h wurden bei der Premierenfahrt zwar nur 40 km/h erreicht, doch bis Ende 2025 wird sämtliche technische Infrastruktur fertig eingebaut und ausgiebig getestet sein, so Schneider. Dann werden die rund 33 Tunnelkilometer in etwa zwölf Minuten durchfahren sein. Es handle sich im Übrigen um den sechstlängsten Bahntunnel der Welt.
Für LH Kaiser wird mit der Koralmbahn ein Zeitgewinn erreicht, durch den die Steiermark und Kärnten zusammen viele Arbeitsplätze schaffen können. Für Drexler hatte der Koralmtunnel vor 25 Jahren noch "Science Fiction-Charakter", heute sei er Realität: "Wir werden die Chancen nutzen", versprach er. "So ein Erlebnis hat man normal nur einmal im Leben, aber vielleicht werde ich es in ein paar Jahren beim Semmering-Basistunnel noch einmal haben", hoffte der steirische LH. Er ist jedenfalls überzeugt: "Es ist ein großer Tag für den Süden Österreichs." Entsprechend wurde die erste Durchfahrt nach der Ankunft am Bahnhof Weststeiermark mit Applaus gefeiert.
Koralmtunnel ist beinahe fertig
Der Koralmtunnel ist nun zwar beinahe fertig, doch bis die gesamte Koralmbahn in Betrieb gehen kann, wird es noch etwa zweieinhalb Jahre dauern. Im Dezember 2025 soll es soweit sein: Dann wird die Strecke Graz-Klagenfurt statt in zwei Stunden und 40 Minuten in rund 45 Minuten per Zug zu bewältigen sein. Herzstück ist der Kilometer lange Koralmtunnel, der die Koralpe durchquert und dabei bis zu 1.200 Meter unterhalb der Oberfläche geführt wird.
Ende 2023 geht vorerst einmal nur der Kärntner Bereich der Koralmbahn zwischen Klagenfurt und St. Paul im Lavanttal in Betrieb. Bis 2025 folgt dann die gesamte Koralmbahn mit ihren rund 130 Kilometern, davon rund 50 Tunnelkilometer, über 100 Brücken und 23 Bahnhöfe und Haltestellen.
2023 werden alle Rohbauarbeiten abgeschlossen
Technisch werden im Jahr 2023 alle Rohbauarbeiten abgeschlossen und die gesamte Strecke mit Eisenbahntechnik ausgestattet sein, kündigten die ÖBB an. Ebenfalls fertig gestellt wird dieses Jahr auch noch das neue Service- und Instandhaltungszentrum in Werndorf. Gleichzeitig nehmen die beiden größten neuen Bahnhöfe St. Paul im Lavanttal und Weststeiermark in Groß St. Florian immer konkretere Formen an. Auch die Umbauarbeiten an der Jauntalbrücke liefen auf Hochtouren - "der Umbau ist eines der letzten großen Puzzleteile der Koralmbahn in Kärnten", so die ÖBB.
Das Investitionsvolumen für die gesamte Strecke liegt bei rund 6,1 Mrd. Euro laut Rahmenplan 2023 bis 2028. Die beiden Tunnelröhren unter der Koralpe haben einen Durchmesser von zehn Metern. Die Röhren verlaufen parallel in einem Abstand von 25 bis 50 Metern und sind alle 500 Meter über Querschläge verbunden. In der Tunnelmitte befindet sich eine 900 Meter lange Nothaltestelle. Aufgrund der Gebirgsverhältnisse wurden rund drei Viertel des Koralmtunnels mit drei Tunnelbohrmaschinen aufgefahren.
Rund sechs Mio. Kubikmeter Ausbruchmaterial
Rund sechs Mio. Kubikmeter Ausbruchmaterial kamen aus dem Tunnel, was zwei Cheops-Pyramiden entspricht, rechneten die ÖBB vor. Rund vier Mio. Kubikmeter wurden als Schüttmaterial bzw. für die Betonproduktion wiederverwendet. Insgesamt wurden rund 13.000 Gleistragplatten im Koralmtunnel montiert. Jede ist über fünf Meter lang und wiegt mehr als fünf Tonnen. Darauf wurden 120 Meter lange Schienenstücke befestigt und verschweißt. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit im Tunnel wird 250 km/h betragen.