Erstes Interview

Horngacher packt über Korruption aus

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Nach seiner Verurteilung meldet sich der Ex-Polizeigeneral Horngacher zu Wort. Er spricht über Kokainparties und Bestechung mit System.

Der wegen Amtsmissbrauch verurteilte Wiener Polizeigeneral Roland Horngacher spricht im "Falter" erstmals nach seiner Verurteilung. Es habe, so Horngacher, "in der Wiener Polizei den sagenumwobenen Filz" tatsächlich gegeben. Es habe sich nicht um Einzelfälle gehandelt, sondern "um ein System".

Bestechung mit System
Horngacher erläutert dabei, wie Spitzenbeamte der Wiener Polizei bestochen worden sein sollen. "Ich erinnere mich an eine riesige Porzellangruppe aus Meissner Porzellan, die ein sehr hoher Funktionär als Geschenk erhalten haben soll. Ich habe sie selbst gesehen. Einer der höchsten Polizisten bekam für seine Frau ein Collier überreicht. Ein anderer wurde von Unternehmern auf den Abschuss von Hirschen eingeladen. Die fragten dann: "Wer zahlt jetzt den Hirschen für den Kieberer?".

"Kleinkariertheit" Horngachers
Der Ex-Polizeigeneral erzählte weiter, dass ein Sekretär des Wiener Polizeichefs "Reisen nach Großbritannien geschenkt bekam, die er mit seiner Familie antrat. Sie wurden als Bildungsreisen bezeichnet". Weiter sollen Spitzenpolizisten seine Ermittlungsergebnisse über private Glückspielunternehmer in einem Wirtshaus an die Casinos Austria verraten haben. "Meine vertraulichen Ermittlungen wurden den Vertretern der Casinos Austria AG überreicht. Mir wurde zu Verstehen gegeben, dass meine Kleinkariertheit im Sinne der Weitergabe von Daten nicht im Interesse der Casino AG und der Führung der Polizeidirektion Wien ist.", wird Horngacher zitiert.

Spitzelaffäre
Für Aufregung sorgt Horngacher auch mit seiner Aussagen zur Spitzelaffäre. Politiker der FPÖ standen im Jahr 2000 unter Verdacht, Polizeiinformationen gekauft zu haben. Horngacher, der damals federführend ermittelte, sagt zum "Falter": "Ich fand meinen eigenen Akt im Original bei einer Hausdurchsuchung bei einem FPÖ-Politiker" Er, Horngacher, hätte diesen Akt damals dem Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Michael Sika, überreicht.

Kokainparties im Sicherheitsbüro
Überhaupt habe im Wiener Sicherheitsbüro ein "Sumpf" geherrscht. Unter vorgehaltener Hand wäre ihm von Folter und Misshandlung berichtet worden. Es seien Kokainpartys gefeiert worden. Die interne Kontrolle, aber auch die Medien hätten versagt. Die Journalisten, so Horngacher, "haben uns aus der Hand gefressen. Ich weiß das aus persönlicher Erfahrung".

Keine Rotlicht-Kontakte
Horngacher nimmt auch zu seinen angeblichen Kontakten ins Rotlicht Stellung: "Ich habe mich weder privat, noch dienstlich im Rotlicht bewegt. Ein Grund für diese falschen Berichte besteht darin, dass ich den Boulevard nicht mehr so bedienen kann wie früher - und wie es mein Auftrag war" Horngacher abschließend: "Nach meiner Wahrnehmung existiert hier ein tiefer Sumpf wie am Balkan. Und Wien ist seine Hauptstadt."

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