80.000 Menschen sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.
Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich in den vergangenen zehn Jahren im Bundesland Salzburg vergrößert. Jede siebente Familie ist bereits von Armut betroffen. Das ist Ergebnis einer Studie der Caritas Salzburg zum Thema Familienarmut. 15 Prozent aller Salzburger, 80.000 Menschen, sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Besonders die steigenden Wohnungskosten machen ihnen zu schaffen.
Das Haushaltseinkommen ist laut der empirischen Studie zwischen 2005 und 2015 durchschnittlich um zehn Prozent gestiegen. Verlierer sind die Mehrpersonen-Haushalte mit mindestens drei Kindern und Ein-Eltern-Haushalte. Diese mussten kaufkraftbedingte Verluste hinnehmen. Mehrpersonen-Haushalte mit mindestens drei Kindern haben jährlich um 1.000 Euro und Ein-Eltern-Haushalte um 1.400 Euro weniger, wie Studienverfasser Robert Buggler am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Salzburg erläuterte. Im Gegensatz dazu haben die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung um 2.000 Euro pro Jahr mehr in der Tasche.
33.500 unter der Armutsgrenze
Rund 7.000 Euro haben Ein-Eltern-Haushalte pro Jahr im Vergleich zum österreichischen Medianeinkommen weniger zur Verfügung, das bedeutet einen rund 30 Prozent geringeren Lebensstandard als der Durchschnitt. 33.500 Personen in Haushalten mit Kindern in Salzburg verfügen über ein Einkommen unter der Armutsgrenze, sind nicht oder nur geringfügig erwerbstätig und können sich Güter des täglichen Lebens nicht leisten. Die Folgen materieller Not seien eine adäquate Wohnung zu finden und geringere Chancen, einen hohen Bildungsstandard zu erreichen, sagte Caritas-Direktor Johannes Dines. "Wir brauchen ein armutsfestes System und ein Bildungssystem, das kein Kind zurücklässt."
Um gar nicht in die Armutsfalle zu geraten, müsste verstärkt auf Präventionsmaßnahmen gesetzt werden, sagte Dines. Es gehe um die Frage, wie schaffe man es gesellschaftlich, dass Menschen nicht erst dann in die Beratungsstellen der Caritas kommen, "wenn es relativ spät ist". Der Appell der Caritas an die Politik lautete, leistbaren Wohnraum zu schaffen - vor allem in den Sozialen Wohnbau zu investieren, da die Mietzinsbeihilfe nur das Grundproblem auffange, sowie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Unterstützung im Bildungs- und Beratungsbereich.
Budget langfristig entlasten
Diese Maßnahmen könnten auch das Sozialbudget langfristig entlasten. "Wir brauchen einen Zusammenhalt in der Gesellschaft", betonte Dines. Er warnte vor Polarisierung und einzelne Gruppen wie Obdachlose oder Flüchtlinge gegeneinander auszuspielen. Mit der neuen Caritas-Kampagne "Wir ist größer als ich" beziehe die Caritas Stellung gegen Hetze und für Zusammenhalt.
Wesentlich sei, dass möglichst wenige Menschen auf die Mindestsicherung angewiesen sind, sagte Buggler. Die finanzielle Grundlage der Bedarfsorientierten Mindestsicherung liege unter der Armutsgrenze von 1.161 Euro (für eine allein stehende Person). Im Jahr 2015 habe es 8.527 Bedarfsgemeinschaften gegeben. Die Frage, ob die Mindestsicherung "familienarmutsfest" sei, beantwortete Buggler mit einem "Jein". Nur durch andere zusätzliche Familienleistungen könne die Armutsgrenze überschritten werden. Österreichweit seien 1,5 Millionen Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, 70.000 Kinder und Jugendliche seien auf die Mindestsicherung angewiesen.