Der Sozialdemokrat starb in der Nacht auf Freitag im 81. Lebensjahr. 14 Jahre lang war er Landesregierungschef.
Der längst dienende Landeshauptmann Kärntens, Leopold Wagner, ist in der Nacht auf Freitag im Landeskrankenhaus Klagenfurt im 81. Lebensjahr gestorben. Der SPÖ-Politiker war von 1974 bis 1988 Regierungschef, fast auf den Tag genau vor 20 Jahren ist er in der Folge eines Schussattentates zurückgetreten. 1987 hatte ein ehemaliger Schulkollege - der Lehrer Franz Rieser - zwei Pistolenschuesse auf Wagner abgegeben und ihn lebensgefaehrlich verletzt.
Der Kärntner SPÖ-Chef Reinhart Rohr erklärte in einer ersten Stellungnahme, Kärnten habe damit "den größten Landeshauptmann" verloren, den das Land je gehabt habe. Es sei ein Trauertag für die Sozialdemokratie, so Rohr.
3 Kinder und 8 Enkel
14 Jahre lang war Leopold Wagner
Landeshauptmann von Kärnten. Er regierte stets mit einer bequemen absoluten
Mehrheit. Zuletzt lebte er zurückgezogen mit seiner Frau im Klagenfurter
Stadtteil Viktring. Er hat drei Kinder und acht Enkel.
Arbeiterkind wird Landesfürst
Wagner wurde am 4. Dezember
1927 in Klagenfurt als Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Er absolvierte
die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, 1970 trat er in die Regierung unter
dem damaligen Landeshauptmann Hans Sima ein. Drei Jahre später - Sima war
über den Ortstafelsturm gestolpert - wurde er SPÖ-Parteichef. Nach dem
Rücktritt Simas auch als Landeshauptmann wurde Wagner im April 1974 als
Regierungschef angelobt und in der Folge dreimal wiedergewählt.
Nach seinem Rückzug verlor sein Nachfolger Peter Ambrozy im Frühjahr 1989 die Absolute und damit auch den Landeshauptmannsessel. Diesen holte sich damals Jörg Haider - mit Unterstützung der ÖVP.
Gegen mehr Ortstafeln
Im Jänner 2006 übte Wagner scharfe Kritik
am Verfassungsgerichtshof im Zusammenhang mit der Frage der zweisprachigen
Ortstafeln. Es stehe den Höchstrichtern nicht zu, einen Prozentsatz in den
Raum zu stellen, deponierte der Altpolitiker und beharrte darauf, dass mit
dem Volksgruppengesetz von 1976 - das der VfGH teilweise aufgehoben hat -
der Staatsvertrag erfüllt sei.
Lehrer und Sportler
Wagner - er unterrichtete in den Fächern
Deutsch, Geschichte und Geografie - war in seiner Jugend sportlich sehr
aktiv und spielte unter anderem bei der damaligen Meistermannschaft des KAC
Handball. Später betrieb er vor allem Leichtathletik, in erster Linie als
Sprinter und im Speerwurf. Und das mit Erfolg, er heimste reihenweise Titel
ein.
Stationen einer Karriere
Seine politische Karriere begann Wagner
1950 im sozialistischen Lehrerverein. 1964 bestellte ihn der damalige
Landeshauptmann und SPÖ-Chef Ferdinand Wedenig zum Landesparteisekretär.
Nach der Nationalratswahl 1966 wurde er Bundesrat. Nach der Landtagswahl
1970, bei der die SPÖ einen fünften Regierungssitz errang, wurde Wagner
Landesrat, ein Jahr lang war er parallel dazu auch Klubobmann im Landtag. Im
Mai 1973 wählten ihn die Delegierten zum Parteichef, noch im selben Jahr
wurde er Landeshauptmann-Stellvertreter. 1974 schaffte er den Sprung ganz
nach oben, in den Jahren 1975, 1979 und 1984 holte er jeweils die absolute
Mehrheit für die SPÖ.
Das Attentat
Die große Zäsur kam am 6. Oktober 1987, als der
Lehrer Franz Rieser den Regierungschef auf der Toilette eines Klagenfurter
Lokals niederschoss. Wagner wurde mit zwei Bauchschüssen ins Krankenhaus
gebracht. Vier Monate später, im Februar 1988, kehrte er ins Amt zurück, das
er ein gutes halbes Jahr später endgültig niederlegte. Rieser wurde wegen
absichtlicher schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt, er
starb im März vergangenen Jahres.
Foto zeigt Wagner-Attentäter Franz Rieser, (c) APA