Klagenfurt

Masern: Kärntner Gymnasium bleibt Freitag geschlossen

Teilen

In Österreich gibt es bereits 64 bestätigte Fälle.

Bis Mittwoch sind in Österreich heuer 64 Masern-Fälle gemeldet worden. Betroffen waren nach dem jüngsten Ausbruch in Kärnten alle Bundesländer mit Ausnahme von Niederösterreich und dem Burgenland. 36 Erkrankungen gab es in der Steiermark, 15 in Salzburg, je vier in Kärnten und Tirol, drei in Wien und je einen in Oberösterreich und Vorarlberg, so die Zahlen der AGES.

Klagenfurter Gymnasium bleibt am Freitag geschlossen

Das Klagenfurter Lerchenfeldgymnasium bleibt am (morgigen) Freitag wegen eines Masernverdachtsfalls geschlossen. Die Schule teilte am Donnerstag auf ihrer Homepage mit, es bestehe der "dringende Verdacht", dass ein Schüler an Masern erkrankt ist. Der Zehnjährige hat auch beim Eishockeyverein KAC, wo er im Nachwuchs spielt, eine Sperre der Kabinen ausgelöst.
 
Wie Karl Heinz Rosenkranz, der Direktor des Gymnasiums, auf APA-Anfrage sagte, habe man sich aus organisatorischen Gründen zu diesem Schritt entschieden: "Eigentlich wäre vorgesehen gewesen, dass wir nur die Klasse schließen, die das Kind besucht hat. Dann hätte man alle Schüler beim Hereinkommen in der Früh über ihren Impfstatus befragt und nicht Geimpfte an das Gesundheitsamt weiterleitet - doch das wäre etwa für die Eltern schwierig zu handhaben, außerdem hat die Schule eine Aufsichtspflicht", sagte Rosenkranz. Deshalb habe man sich gleich entschieden, am Donnerstag bekannt zu geben, dass die ganze Schule geschlossen wird, damit etwa berufstätige Eltern rechtzeitig eine Betreuung organisieren können.
 
Im Lerchenfeldgymnasium selbst waren fünf Mitarbeiter am Donnerstagnachmittag im Großeinsatz: Es galt, die Erziehungsberechtigten der Schüler, die am selben Stockwerk wie das vermutlich infizierte Kind ihre Klasse haben, durchzutelefonieren und den Impfstatus der Kinder zu erheben. Insgesamt besuchen 882 Schüler das Gymnasium, telefonisch verständigt mussten mehr als 250 Erziehungsberechtigte werden.
 
Die Lehrer der Schule treffen am Freitag trotz geschlossener Schule zusammen, auch bei ihnen wird der Impfstatus erhoben, sagte Rosenkranz: "Wer nicht geimpft ist und nicht - etwa durch eine selbst durchgemachte Erkrankung - immun ist, erhält den Dienstauftrag, sich impfen zu lassen." Da am kommenden Montag die Osterferien beginnen, warte man mit weiteren Maßnahmen vorerst ab: "Für den Mittwoch nach Ostern ist wieder ein regulärer Schulbetrieb geplant."
 
Der Eishockeyverein KAC, in dessen Nachwuchsmannschaft der Zehnjährige spielt, hält am Donnerstag und am Freitag die Kabinen der Nachwuchsspieler gesperrt. Sie werden "normal gereinigt", gab der Verein auf APA-Anfrage bekannt.

 

Dringender Appell

Einmal mehr gab es den Appell, den eigenen Impfstatus zu prüfen. In Österreich gibt es große Lücken, insbesondere bei der zweiten Teilimpfung. Ausreichend geschützt ist man nur nach zwei Impfungen gegen Masern-Mumps-Röteln oder bei Nachweis schützender Antikörperspiegel im Blut (Titerbestimmung), wenn man die Krankheit schon durchgemacht hat. Viele Erwachsene haben in der Schule nur eine Impfung erhalten.

Die Durchimpfungsrate wurde zuletzt im Jahr 2017 analysiert. Damals gab es noch 48.000 zwei- bis fünfjährige Kinder, denen die zweite Masernimpfung fehlte, 27.000 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren und sogar eine halbe Million 15- bis 30-Jährige, die nicht ausreichend gegen Masern geschützt sind. Wer Zweifel an seinem Impfstatus hat, soll sich unbedingt nachimpfen lassen. Eine "Überimpfung" ist nicht möglich. Der wirksame, gut verträgliche Impfstoff ist für alle Personen ohne Altersbeschränkung an öffentlichen Impfstellen kostenfrei erhältlich.

Keine harmlose Kinderkrankheit

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, die Folgen können schwerwiegend sein. Bei 20 von 100 Fällen von Masern treten Komplikationen wie Bronchitis, Mittelohr- und/oder Lungenentzündung auf. Bei ein bis zwei Personen von 1.000 Erkrankten kommt es zu einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung. Selten kann Jahre später ein Gehirnzerfall auftreten, der immer tödlich verläuft. Man nennt diese Spätfolge subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Besonders gefährdet für SSPE sind Kinder, die im ersten Lebensjahr erkranken oder während der Geburt angesteckt werden. Hier erkrankt ein Kind von 600 Masernpatienten an SSPE, so die Informationen des Gesundheitsministeriums.

Masern sind hoch ansteckend, die Krankheit wird über Tröpfchen, also beim Sprechen, Husten oder Niesen, übertragen. 98 von 100 Personen, die mit dem Virus in Kontakt treten und nicht immun sind, stecken sich an. Am häufigsten erkranken Kinder und Kleinkinder, aber auch nicht geimpfte und bisher nicht daran erkrankte Erwachsene können sich infizieren. Es gibt keine Behandlung der Masernvirus-Infektion selbst, nur die Symptome können gelindert werden.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.