Dicke Bäume – umgeknickt wie Streichhölzer. Autos – wie Alufolien zerdrückt. Ein Kärntner Zeuge berichtet vom Tornado, der zwei Urlauber tötete.
„Um Mitternacht ging der Strom aus. Ab dem Zeitpunkt dachte ich, dass die Welt untergeht.“ Urlauber Eduard Pack aus Arnoldstein ist sichtlich schockiert, wenn er vom Horrorsturm in der Nacht auf Samstag erzählt. Ein Tornado, der Jahrzehnte alte, meterdicke Bäume mit einer Präzision umknickte, „als wären Holzhacker am Werk“.
Urlauber Pack war allerdings weder in Südostasien noch in Florida, wo Tornados oft für Schlagzeilen sorgen. Der 62-Jährige war (wie Hunderte Österreicher) in Grado, nur knapp zwei Fahrstunden von Kärnten entfernt.
Voll erfasst
Der Pensionist erzählt: „Ich war mit Freunden in
einer Ferienwohnung in Grado-Pineta. Ich ging früh schlafen, bin aber um
halb zwölf vom Lärm aufgewacht.“ Es waren die ersten Böen eines (für die
Adria ungewöhnlichen) Tornados, der auf die Küste traf. „Plötzlich hat es
überall gescheppert, auf der Terrasse sind Stühle, Tische und Badesachen
umhergewirbelt. Dann ging das Licht aus.“
Erschlagen
Mit 130 km/h fegte der Sturm über den Badeort – und
hinterließ eine Spur der Verwüstung. Besonders verheerend waren die
Auswirkungen auf dem nahegelegenen Campingplatz Al Bosco: Mehrere Bäume
wurden umgerissen – einer davon schlug genau auf dem Zelt einer
sechsköpfigen norwegischen Familie ein. Vater Nils Ståle Hammer (44) und
sein Sohn Ola (3) starben unter dem Koloss. Tragisch: Die Familie hatte
zuvor immer im Hotel geschlafen – just in der Sturmnacht entschied sie sich
für das Zelt. Zum Helden wurde in dem Sturm jedoch ein 43-jähriger
Österreicher: Er rettete ein Kind, das in einem Zelt eingesperrt war.
Verwüstet
Am Samstag war das volle Ausmaß der Verwüstungen
zu sehen: Zerstörte Autos, von Bäumen zerfetzte Dächer, Strommasten lagen
kilometerweit am Boden. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Pack. „Ich
bin ehrlich froh, dass wir heil davongekommen sind.“
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