Scabies auf dem Vormarsch

Krätze-Alarm: Immer mehr Fälle in Österreich

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Eine fast vergessene Krankheit ist seit zwei Jahren wieder auf dem Vormarsch.

Scabies (Krätze), eine parasitäre Hautkrankheit, die sich in heftigem Juckreiz äußert, ist nicht nur in Entwicklungsländern auf dem Vormarsch. Experten warnen, dass sich Krätzefälle in Österreich häufen - vor allem in Wien gebe es seit 2016 einen starken Anstieg an Scabies-Patienten. Bei Salben gebe es bereits immer wieder Lieferprobleme. 

So ansteckend ist Scabies 

Die Erkrankung wird durch die Krätzmilbe verursacht, die sich bevorzugt in menschlichen Hautfalten einnistet. Die Übertragung erfolgt durch Körperkontakt und wird in der Regel durch mangelnde hygienische und sozioökonomische Verhältnisse begünstigt. Scabies ist nicht immer leicht zu erkennen, Symptome sind heftiger Juckreiz, der bei Wärme zunimmt. Risikofaktoren stellen Kindergärten und Altersheime dar. Eine Therapie und die Einhaltung strenger Vorsichtsmaßnahmen sind bei Betroffenheit unverzichtbar. 

Jeder kennt starken Juckreiz, doch wenn dieser immer hartnäckiger und schließlich unerträglich wird, kann diese Situation für den Betroffenen zur Qual werden. Die Ursache dafür kann die Krätzmilbe sein. Die Milbenweibchen bohren sich in die Oberhaut, in welchen sie ihren Kot und ihre Eier ablegen. Dies geht mit einem Hautausschlag einher, der zur Bildung von Bläschen, Knötchen, Pusteln und Ekzemen führt. Die Zeit bis zum Ausbruch der Erkrankung nach Ansteckung beträgt zwischen drei und sechs Wochen.

Juckreiz: Allergische Reaktion auf Milbenkot

Die Krätzmilbe befällt meist die warmen, dünnen Hautstellen des Menschen, vor allem zwischen den Fingern, an Gesäß, Genitalien, Ellbogen, Achseln und Füßen - bei Kindern auch den Nacken und Kopf. Dies äußert sich durch heftigen Juckreiz. "Das ständige Jucken wird von Erkrankten in unterschiedlichem Schweregraden wahrgenommen und ist auf eine allergische Reaktion auf Milbenbestandteile zurückzuführen", so Doktor Robert Müllegger, Vorstand der Abteilung für Dermatologie am Landesklinikum Wiener Neustadt. Durch das oft automatische und intensive Kratzen werden die Hautveränderungen weiter verschlechtert.

Übertragung durch Körperkontakt: Altersheime und Kindergärten besonders betroffen

Die Übertragung der Krätze erfolgt in der Regel durch direkten Körperkontakt, seltener über die Kleidung. Zu diesem Zweck genügt der Wirtswechsel eines einzigen begatteten Milbenweibchens. Die Häufigkeit der Erkrankung ist in Hinblick auf Länder und Regionen sehr unterschiedlich und schwankt zwischen

Hygiene und Immunstatus als Kriterien

Das Risiko der Übertragung von Scabies hängt von wesentlichen Kriterien ab: Bevölkerungsdichte, medizinische Versorgung, Häufigkeit an Körperkontakten sowie dem individuellen Hygiene- und Immunstatus des Menschen. Begünstigt wird die Ausbreitung der Erkrankung durch schlechte hygienische Verhältnisse. "Dabei haben Krätzmilben nicht unbedingt etwas mit unhygienischen Verhältnissen oder Verwahrlosung zu tun, sondern breiten sich dort aus, wo viele Menschen zusammen kommen", erläutert Müllegger. Besonders gefährlich ist die Borkenkrätze (Scabies crustosa). "Bei dieser Krätzenart, enthalten die Hautschuppen dieser Patienten Hunderte bis Tausende von Milben. Eine Endemie kann drohen", so Müllegger weiter.

Diagnose und Sonderformen der Scabies

Der quälende nächtliche Juckreiz, die Milbengänge und der mikroskopische Nachweis einer Krätzmilbe oder ihrer Eier führen zur eindeutigen Diagnose. Bei einem Nachweis von Milben, Eiern oder Skybala (Kotballen) aus den Bohrkanälen, ist die Diagnose gesichert. Bei der Scabies crustosa besteht die Möglichkeit, den Milbennachweis bereits an einzelnen Schuppen durchzuführen. Es ist zwischen unterschiedlichen Formen der Scabies zu unterscheiden: Die "gepflegte Scabies" geht beispielsweise mit intensiver Körperhygiene einher und ist daher auch schwer zu erkennen. Weiters gibt es noch die bakteriell superinfizierte Scabies.

Therapie und Vorsichtsmaßnahmen

Eine Therapie des Betroffenen ist von höchster Priorität. "Zur Therapie kann die lokale Behandlung mit Permethrin, 5 Prozent dieses Insektizids in der Cremegrundlage, empfohlen werden. Wichtig ist, diese so lange wie möglich einwirken zu lassen. Etwa acht bis zwölf Stunden sind empfehlenswert. Es sind außerdem eine Reihe anderer Vorsichtsmaßnahmen zu beachten wie beispielsweise das Waschen von Kleidern, Bettwäsche und Handtüchern bei mindestens 60 °C", erläutert Müllegger. Eine orale Therapie mit Ivermectin steht vor allem bei mangelndem Ansprechen auf Permethrin, beispielsweise bei immunsupprimierten Patienten oder bei bestehender HIV-Infektion, bei mangelnder Zuverlässigkeit (Compliance) oder bei ausgeprägten Ekzemen die eine Lokalbehandlung für den Patienten zunächst beschwerlich machen, seit einigen Jahren zur Verfügung. "Wichtig ist es, alle Personen, die in einem Haushalt leben mitzubehandeln", so Müllegger abschließend.
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