Die Lage ist richtig ernst, jetzt überlegt auch die Wirtschaftskammer, wie sie helfen kann.
Wien. Seit 40 Tagen beschäftigt das Coronavirus die Welt. Jetzt sind die Auswirkungen auch in Österreich so richtig angekommen.
Erst gestern meldeten die Behörden wieder Verdachtsfälle aus Wien, NÖ, Kärnten und Vorarlberg. Sehr schlimm getroffen sind etliche Wirtschaftszweige.
Gastronomie: –50%. Gähnende Leere in etlichen Asia-Lokalen. „Viele erleben derzeit einen Rückgang von etwa 50 Prozent“, sagt Zhu Maozou, Betreiber des Hiro in Wien-Floridsdorf und Vorsitzender des Vereins chinesischer Kaufleute (siehe Interview).
Tourismus: –15%. Hotspot für Reisende aus China war stets das malerische Hallstatt (OÖ) – bis jetzt. „Hotels haben Stornierungen von bis zu 15 Prozent im Februar“, sagt SP-Bürgermeister Alexander Scheutz zu ÖSTERREICH.
Shops: Deutliches Minus. Seit das Coronavirus sich weltweit ausbreitet, spüren auch die beliebten China-Shops die Auswirkungen. Davon berichtet auch Chipung Trinh vom Asia Markt Huan Yu beim Naschmarkt: „Wir haben einen deutlichen Umsatz-Rückgang, aber nicht ganz so schlimm wie die Lokale.“
»Die Menschen halten plötzlich Abstand von mir«
Kammer will helfen. Die Wirtschaftskammer Wien prüft gerade, wie sie gebeutelten Unternehmern finanziell helfen kann: Etwa mit Geldern aus dem Betriebshilfefonds. Nächste Woche soll eine Lösung präsentiert werden.
Angst vor Asiaten. Was extrem zunimmt, ist eine deutliche Hysterie. „Auf den Straßen, in den Öffis – Menschen halten plötzlich Abstand von mir“, sagt Shopbetreiber Chipung Trinh. Die Angst hält sich an keine Nationalität, trifft viele, die asiatisch aussehen: „In der vollen U-Bahn sitze ich alleine auf einem Vierer-Platz. Ich spüre, die Leute haben Angst“, sagt Francis Amomonpon, ein Philippiner, der bei oe24.TV arbeitet.
Gewalt. Auch Panik kennt keine Grenze: Diese Woche ist ein Taiwanese (80) in der U-Bahn physisch angegriffen worden. In der Station stieß ihn ein Mann aus dem Waggon.
Asialokal-Besitzer: »Schon jetzt nur halb so viele Gäste«
Zhu Maozou vom Verein chinesischer Kaufleute betreibt das Hiro in Wien.
ÖSTERREICH: Haben Sie einen Rückgang an Gästen?
Zhu Maozou: Wir spüren das Coronavirus stark. Die Zahl der Gäste in chinesischen Lokalen ist im Schnitt um die Hälfte zurückgegangen.
ÖSTERREICH: Wie glauben Sie, wird es weitergehen, meiden die Menschen weiter die Lokale?
Maozou: Ich fürchte, wenn die Krise länger dauert und es auch in Österreich einen ersten bestätigten Fall gibt, dann könnten bis zu 90 Prozent der Gäste ausbleiben.
(pom)