Die Motorrad-Saison begann mit einer Horrorwoche. Rettung und Polizei wurden zu 38 Unfällen gerufen. Polizei und ÖAMTC: Es fehlt Routine.
Die Chopper, Enduros und Straßenmaschinen sind losgelassen. Sonne, blauer Himmel, angenehme Temperaturen – die Biker zieht es wieder hinaus auf ihre Lieblingsstrecken. Kalte Kuchl, Höllental, Exelberg oder Wachau sind die Traumziele der Zweirad-Freaks. Nach der langen Biker-Winterpause weist die Vorwoche aber eine Horror-Bilanz aus: in nur sieben Tagen wurde die Rettung zu 38 Unfällen mit 39 Verletzten gerufen.
Zu forsch
„Nach der langen Winterpause gehen es die meisten
wieder zu forsch an,“ meint Ferdinand Zuser, Chef der NÖ Verkehrsabteilung,
„es juckt in den Fingern und dann wird heftig am Gasgriff gedreht.“ Das
bestätigt auch Motorrad-Fachmann Georg Scheiblauer vom ÖAMTC: „Es sind viele
Schönwetterfahrer unterwegs, die besitzen zwar jahrelang eine Maschine,
haben aber keine Kilometer in den Beinen. Es fehlt den meisten an Übung.“
Polizei und ÖAMTC bemängeln die mangelnde Erfahrung kombiniert mit Selbstüberschätzung – in 40 Prozent der Unfälle fliegen die Biker aus mangelnder Routine von den Straßen. 60 Prozent sind Zusammenstöße mit Pkw. ÖAMTC-Mann Scheiblauer: „Die Biker werden von den Autofahrern übersehen. Nach dem Winter sind die Autolenker noch nicht an die Motorradfahrer gewöhnt.“
Hotspot Baden
Gekracht hat es nicht nur an den bekannten
Biker-Routen wie Kalte Kuchl oder Höllental. Ferdinand Zuser: „An einem
schönen Tag brausen durch die Kalte Kuchl 800 bis 1.000 Biker pro Tag.“ In
der traurigen Unfallstatistik lag in der vergangenen Woche der Bezirk Baden
mit sechs Unfällen an der Spitze, gefolgt von Lilienfeld mit fünf, je vier
in Mödling und St. Pölten. Insgesamt passierten im Industrieviertel 17
Unfälle, im Mostviertel 11, im Waldviertel 7. Im Weinviertel kam es nur zu
drei Unfällen. Zuser: „Mehr als kontrollieren können wir nicht, entscheidend
ist, wie verantwortungsvoll sich die Biker auf der Straße verhalten.“ Zusers
Tipp: „Üben, üben und die ersten Fahrten langsam angehen.“
Tödlicher Unfall
Trauriger Höhepunkt der Unfall-Serie: ein
24-jähriger Biker aus Wieselburg prallte am Sonntag im Mühlviertel gegen
einen Eisensteher und rutschte unter eine Leitschiene. Er wurde ins
Landesklinikum Mostviertel geflogen, wo er verstarb.
Tipp! So werden Sie "bikefit":
- Erste Hilfe-Kurs und ein paar Stunden Sicherheitstraining bei ÖAMTC oder ARBÖ können nie schaden.
- Bremsen prüfen, Lenkkopf- und Schwingenlager kontrollieren, Kabel und Züge schmieren, Kette spannen.
- „Fit fürs Bike“ - heißt die Devise: Hand-, Hals- und Nackenmuskulatur gehören trainiert.