Ein politischer Paukenschlag erschüttert Ybbs: SPÖ-Vizebürgermeister Dominic Schlatter legt sein Amt nieder, nachdem er Spendengelder aus der Aktion "Tschernobyl-Kinder" für private Zwecke verwendet hat. Jetzt rollt eine Welle der Empörung durch die Stadt.
Ybbs erlebt derzeit einen der größten Skandale seiner jüngeren Geschichte. Dominic Schlatter, bis vor Kurzem Vizebürgermeister der Stadt und bekanntes SPÖ-Gesicht, hat seinen Rücktritt erklärt, wie die NÖN berichtet. Er gab zu, Gelder aus der Hilfsaktion "Tschernobyl-Kinder" für private Zwecke verwendet zu haben. Diese Aktion lädt seit 1996 krebskranke Kinder aus der Ukraine nach Ybbs ein und gilt als Herzensprojekt der Stadt. Nach derzeitigen Informationen geht es um eine Summe von bis zu 25.000 Euro. Bürgermeisterin Ulrike Schachner (SPÖ) bestätigte gegenüber der NÖN, dass Schlatter die Entnahme der Gelder zugegeben hat.
Vom Leugnen zum Geständnis
Noch Ende Juli hatte Schlatter von einer Schmutzkübelkampagne gesprochen und versprochen, für vollständige Aufklärung zu sorgen. Bürgermeisterin Schachner hatte ihm zunächst den Rücken gestärkt und erklärt, er werde das Geld zurückzahlen, wenn sich ein Fehlverhalten bestätigen sollte. Zwei Wochen später änderte sich die Lage. Neue Beweise belasteten Schlatter, und in seiner eigenen Partei wurde der Druck immer stärker. Schließlich legte er eine schriftliche Erklärung vor, in der er von einer privaten Notlage berichtete. Er verwies auf finanzielle und gesundheitliche Probleme, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten. Außerdem habe er durch unvollständige Abrechnungen den Überblick verloren. Rund 15.000 Euro zahlte er bereits zurück. Schachner verzichtet aktuell auf eine Anzeige, betont jedoch, dass noch geprüft wird, wie hoch der endgültige Schaden tatsächlich ist.
SPÖ richtet sich neu aus
Innerhalb der SPÖ gab es in den vergangenen Wochen heftige Diskussionen. Forderungen nach Schlatters Ablöse nahmen zu, und mehrere Fraktionssitzungen beschäftigten sich mit der Causa. Die Stadtpartei beginnt nun mit der Neubesetzung wichtiger Posten. Ernst Simmer, bisher Stadtrat für Bauwesen und Raumordnung, soll neuer Vizebürgermeister werden. Auch im Stadtrat und im Parteivorstand stehen Veränderungen bevor. Schachner erklärte, die Arbeit im Gemeinderat und in den Vereinen werde weiterhin verlässlich und transparent fortgeführt. Doch die Spuren, die dieser Skandal hinterlässt, werden noch lange sichtbar bleiben.