Wahlkampffinale

St. Pölten wählt: Bürgermeister Stadler will Absolute verteidigen

Matthias Stadler will die SPÖ-Dominanz in St. Pölten weiter festigen. Seit 60 Jahren regieren die Sozialdemokraten mit absoluter Mehrheit, doch jetzt bläst die Konkurrenz zum Angriff. Alle anderen Parteien formieren sich mit frischen Spitzenkandidaten zum Gegenwind. 

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten setzt sich Bürgermeister Matthias Stadler eine neuerliche Absolute für seine SPÖ "ganz sicher" als Ziel. Andernfalls hält er eine Koalition der anderen Parteien gegen die Sozialdemokraten für "nicht ausgeschlossen": "Die Befürchtung gibt es." Die SPÖ regiert seit 1965 und damit seit mittlerweile 60 Jahren in St. Pölten durchgehend mit absoluter Mehrheit. Stadler ist als längstdienender Bürgermeister der Zweiten Republik seit 2004 im Amt und damit die SPÖ-Dominanz sozusagen gewohnt. 

Er könne und wolle diese Verantwortung tragen, hob der 59-Jährige in Hinblick auf den Urnengang am 25. Jänner 2026 hervor: "Ich habe bewiesen, dass ich sie nicht missbrauche oder sonstiges." Die vorherrschende Konstellation habe er "immer als große Auszeichnung gesehen, als großen Vertrauensvorschuss und ich bin nie in die Versuchung gekommen, da irgendwo falsch abzubiegen, was demokratische Werte betrifft". Wenn ihm erneut das Vertrauen geschenkt werde, wolle er "auch die nächsten fünf Jahre mit voller Kraft für diese Stadt arbeiten", kündigte Stadler, der 56,02 Prozent verteidigt, an.

Alle gegen Stadler

Im Wahlkampf lautet das Motto in St. Pölten einmal mehr "Alle gegen einen", was den Bürgermeister wenig stört: "An das gewöhnt man sich." Außerhalb von Wahlkampfzeiten gebe es zu den anderen Parteien meist eine gute Gesprächsbasis. Vor Urnengängen werde dann jedoch "eher das Gegensätzliche herausgestrichen" und "nicht das gemeinsame Ganze, nämlich eine positive Entwicklung für die Stadt". Oftmals werde dabei aber auch vergessen, "dass es nicht nur einen 25. Jänner, sondern auch einen 26. gibt". 

ÖVP, FPÖ und Grüne wollen bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 25. Jänner die absolute Mehrheit der SPÖ brechen. Bei den NEOS glaubt man nicht an dieses Vorhaben. Die Herausforderer stellen durchwegs neue Spitzenkandidaten. Sie setzen auf Veränderung und Transparenz. Thematisiert werden zudem u.a. soziale Gerechtigkeit, Sicherheit, leistbares Wohnen sowie nicht zuletzt die Finanzen der Stadt.

ÖVP mit neuem Plan für St. Pölten

"Wer neue Möglichkeiten sucht, hat diesmal mit mir ein Angebot", wirbt ÖVP-Spitzenkandidat Florian Krumböck für einen "neuen Plan" für St. Pölten. "Wir wollen das Wachstum zügeln und managen, die Innenstadt vom Sorgenkind zum Musterschüler machen und die Stadtpolitik vom Solo-Stück eines Politikers zum Zusammenspiel von verschiedenen Parteien, der Bevölkerung und Experten machen."

Die Vorzeichen seien schwierig, liege die ÖVP auf Bundesebene heute doch 17 Prozentpunkte schlechter als bei den Umfragen vor der Gemeinderatswahl 2021, erläuterte Krumböck. Dennoch soll am 25. Jänner in der niederösterreichischen Landeshauptstadt ein Plus vor dem Ergebnis stehen. "Gemeinsam mit den anderen Oppositionsparteien" peilen Krumböck und sein Team zudem das Brechen der SPÖ-Absoluten an. Die Erarbeitung eines neuen Stadtentwicklungskonzepts zählt der Listenerste der Volkspartei ebenso wie ein Stärkungspaket für die City zu wichtigen Punkten, "die wir sofort nach der Wahl anpacken werden".

FPÖ: "Zeit für eine Veränderung"

Es sei "Zeit für eine Veränderung", sagt FPÖ-Listenerster Landesrat Martin Antauer. Es gehe um mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Sicherheit - etwa am Bahnhof oder im Sturm-19-Park - ebenso wie um eine belebte Innenstadt. "Stärker werden" und damit "Zugewinne von Mandaten" laute nur ein Wahlziel. Zudem soll die "Absolute" der SPÖ gebrochen werden. Antauer stünde als "bürgernaher Bürgermeister" zur Verfügung. Prestigeprojekte der Sozialdemokratie müssten sofort beendet werden. Investitionen soll es erst wieder geben, "wenn sich die Stadt es leisten kann".

St. Pölten verdiene eine Zukunft, "in der Probleme gelöst werden und in der die Politik offen und ehrlich arbeitet", argumentiert Walter Heimerl-Lesnik, Spitzenkandidat der Grünen. Als Schwerpunkte nannte er Mobilität und Klimaschutz, "transparente Politik statt Hinterzimmer", soziale Gerechtigkeit und leistbares Wohnen sowie moderne Stadtentwicklung. "Wir wollen zulegen - in Mandaten, in Einfluss und in Gestaltungskraft", sagte Heimerl-Lesnik auf APA-Anfrage. Das zweite Wahlziel laute Ende der absoluten SPÖ-Mehrheit in der Stadt "nach 60 Jahren Alleinherrschaft". St. Pölten brauche "auch einen Demokratie-Neustart".

NEOS: "Finanzbedarf ist groß"

"Sparen, sparen, sparen", sieht Bernd Pinzer, der die NEOS-Liste anführt, als vordringliche Aufgabe nach der Wahl. "Der Finanzbedarf ist groß." Die Stadt brauche ein klares, nachvollziehbares Ausgabenmanagement und transparente Prozesse. Gespart werden müsse in der Politik, in der Verwaltung sowie "bei Strukturen, die sich seit Jahren selbst bedienen". Die pinke Partei wolle "zulegen und eine starke, klar sichtbare liberale Kraft im Gemeinderat stellen". Als "Realist" geht Pinzer davon aus, "dass die Absolute der SPÖ auch dieses Mal nicht fällt".

"Weil es eine Partei braucht, die dem Bürgermeister nach der Wahl auf die Finger schaut. Egal, ob die SPÖ die Absolute verliert oder nicht", wirbt Max Zirngast als Spitzenkandidat der KPÖ um Stimmen. "Wir wollen dafür sorgen, dass es wieder Rückenwind für soziale Politik gibt und die Stadt das Thema leistbares Wohnen endlich ganz oben auf die Prioritätenliste setzt." Es brauche Mietendeckel im öffentlichen Wohnbau, Kautionsfonds, um die Wohneinstiegskosten zu senken und rasch eine Gemeindewohnungsoffensive, so Zirngast. Wahlziel der KPÖ sei "der Einzug in den Gemeinderat", der in St. Pölten zuletzt 1982 gelang.

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