Aufregung im Spital von Wr. Neustadt: Neue Dienstkleidung stößt auf Protestwelle
Das Probetragen ist abgeschlossen und ein vernichtendes Urteil gefällt: „Furchtbar. Man stinkt wie ein Schwein und schaut aus wie ein Friseur“, macht Spitalsärztevertreter Ronald Gallob seinem Ärger Luft. Grund für seine direkte Ausdrucksweise: die neue Dienstkleidung im Wr. Neustädter Krankenhaus.
Polyester
Die gibt es seit September und soll jährlich
Einsparungen von 60.000 Euro bringen. Statt reiner Baumwolle wird ein
Mischgewebe verwendet, das zu 50 Prozent aus Polyesterfaser besteht. „Auf
das viele allergisch reagieren“, weiß Personalvertreter Peter Cerwenka,
„noch dazu ist es durchsichtig. Besonders für unsere weiblichen Kollegen ein
Ärgernis.“ An den nächsten Sommer will Cerwenka gar nicht denken: „Da kommen
wir in den Dingern vor Hitze um.“
Mittlerweile macht sogar schon eine Unterschriftenliste die Runde, auf dem das Krankenhauspersonal seinem Ärger Luft macht.
Billiger
Die Vorwürfe weist Herbert Schnötzinger, kaufmännischer
Direktor des Spitals, aufs Schärfste zurück. Das Mischgewebe sei ein
gängiges Material für Dienstkleidung. „Außerdem ist es billiger und
haltbarer“, erklärt Schnötzinger. Besonders stolz ist der Manager auf die
Methode, wie die Dienstkleidung zu den rund 1.800 Mitarbeitern kommt. Das
geschieht nämlich über einen Vergabeautomaten. Die Personaldaten sind auf
elektronischen Chips gespeichert. „Das ist eine einzigartige und moderne Art
der Personalwäsche-Bewirtschaftung.“
Unbedenklich
Experte für die neue Wäsche ist Norbert Bier von der
Materialverwaltung des Spitals. Er schwört auf die Funktionskleidung, auch
wenn sie knapp 50 Mitarbeiter als olfaktorische Zumutung betrachten. „In
Neunkirchen und St. Pölten hat die Umstellung auf die neue Kleidung
problemlos geklappt“, so Bier. Und: „Unsere Betriebsärztin und die
Dermatologie haben das 50-50- Mischgewebe geprüft. Es ist unbedenklich.“
Allergiker erhalten spezielle Sonderanfertigungen.
Für die Spitals-Mitarbeiter ist ihr neues Outfit jedoch alles andere als unbedenklich: Die Personalvertreter kämpfen weiter für ihre hundertprozentigen, geruchsfreien Baumwollkittel.