Josef Friedl will so weiterleben wie bislang: als Pfarrer mit Freundin.
Ohne Kommentar war der Ungenacher Pfarrer Josef Friedl nach seiner Degradierung durch den Linzer Bischof Ludwig Schwarz am Montag an den Medienvertretern vorbeigestürmt. Gestern, am ersten Tag nach seiner Absetzung als Dechant von Schwanenstadt, nahm Friedl in einem ersten Interview mit ÖSTERREICH Stellung zu seiner Situation.
Nicht enttäuscht
Enttäuschung oder gar Verbitterung über
die Maßnahme des Bischofs sind Friedl fremd. Er steht nach wie vor zu seiner
langjährigen Liebesbeziehung mit der ehemaligen Religionslehrerin Rosi K.,
zu der er sich bei einem Podiumsgespräch öffentlich bekannt hatte. „Ich will
das leben, was ich für richtig halte“, sagt Friedl. Er mache das schon sein
ganzes Leben lang, „und das schafft mir großen Reichtum“.
„Eine Arbeit weniger“
Den ersten Tag nach der
Amtsenthebung beschreibt Friedl als "normalen Arbeitstag“. Dass er
nicht mehr Dechant sei, bedeute lediglich „eine Arbeit weniger - basta“.
Rückhalt
Auch den angekündigten weiteren Gesprächen mit
Bischof Schwarz sieht der 65-Jährige gelassen entgegen. Wie berichtet,
erwartet sich Schwarz eine „nähere Erklärung“ von Friedls
Lebenspartnerschaft. Angst, dass er deswegen auch als Pfarrer von Ungenach
abdanken muss, hat Friedl weiterhin nicht. Der Rückhalt in der
oberösterreichischen 1.400-Einwohner-Gemeinde ist groß. Die Ungenacher haben
längst akzeptiert, dass ihr Seelsorger eine Freundin hat – und dass deren
Enkelkinder „Opa“ zu ihm sagen.
Umdenken
Unmut äußern indes ehemalige Geistliche, die wegen
einer Frau ihr Amt zurücklegen mussten, während Friedl vorerst Pfarrer
bleiben darf. Man wolle Friedl nicht in den Rücken fallen, sondern die
Kirchenführung zu einem Umdenken in Sachen Pflichtzölibat anregen, hieß es
gestern. Friedl erneuert im ÖSTERREICH-Gespräch seine Forderung nach einem
Zölibat auf Zeit. "Es muss im Leben die Chance geben, etwas Neues
zu lernen.