Treffen mit Bischof

Friedl nicht mehr Dechant, aber Pfarrer

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Verstoß gegen das Zölibat: Josef Friedl ist nicht mehr Dechant, bleibt aber Pfarrer.

Knapp zwei Stunden dauerte Montag Nachmittag die Unterredung zwischen dem Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz und Josef Friedl. Der Pfarrer der kleinen oberösterreichischen Gemeinde Ungenach hatte sich öffentlich zu einer langjährigen Liebesbeziehung bekannt. Das Gespräch wurde mit Spannung erwartet, drohte dem Pfarrer doch die Amtsenthebung.

Wortlos
Kurz vor 16 Uhr verließ Friedl als erster den Besprechungsraum im Linzer Bischofshof – und ließ den vor der Tür wartenden Medienpulk wortlos links liegen. Sofort stürmten die etwa 30 Journalisten, Fotografen und Kameraleute dem sonst so redefreudigen Pfarrer nach, um so viel zu erfahren: „Der Bischof wird etwas verlesen.“ Er dürfe zwar reden, wolle aber nicht, so Friedl. Dann trat der Geistliche, der als Vertrauter von Arigona Zogaj überregionale Bekanntheit ­erlangt hatte, die Heimreise nach Ungenach an.

Statement des Bischofs
Unterdessen verlas Ludwig Schwarz im Bischofshof das Ergebnis der Unterredung, an der auch Generalvikar Severin Lederhilger teilgenommen hatte.

Verliert Dekanat
„Pfarrer Friedl nimmt zur Kenntnis, dass er mit Wirkung vom heutigen Tag seines Amtes als Dechant enthoben wird“, lautet die erste Konsequenz aus Friedls Liebes-Beichte. Das heißt: Friedl verliert die Verantwortung über das Dekanat Schwanenstadt. Dort ist er der direkte Vertreter des Bischofs und kümmert sich um die seelsorgliche Zusammenarbeit der Priester.

„Ehelosigkeit gilt“
„Unseren Dienst als Priester haben wir beide mit dem Zeichen der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen übernommen. Diese Regel gilt auch heute noch und ist in ihrer Gültigkeit ganz klar auf weltkirchlicher Ebene unterstrichen worden“, begründete Bischof Schwarz die Entscheidung. Der 65-jährige Pfarrer habe öffentlich und von sich aus erklärt, dass er sich in den vergangenen Jahren nicht an das bei der Priesterweihe gegebene Versprechen, ehelos zu leben, gehalten habe und er zu dieser Beziehung stehe.

Auswirkungen auf das Amt des Pfarrers in Ungenach hat die Causa derzeit noch nicht. Vorerst bleibt Friedl seiner Gemeinde als Seelsorger erhalten. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen.

Private Details
Jetzt geht es darum, Details aus der langjährigen Partnerschaft offenzulegen. So soll festgestellt werden, inwiefern der 65-jährige Pfarrer gegen den Pflichtzölibat verstoßen hat. Friedl selbst habe dazu nie in irgendeiner Form der Öffentlichkeit gegenüber „nähere Umstände“ geschildert, argumentierte Schwarz. Dazu seien weitere Gespräche in nächster Zeit nötig. „Im Kirchenrecht sind diese mehrmaligen Gespräche für solche Situationen ohnehin vorgesehen“, erklärte der Bischof. Zum Schluss bat der Bischof noch um „Verständnis für diese Maßnahme“.

Dampfkochtopf
Zur Ruhe dürfte die Diözese aber auch nach der gestrigen Aussprache nicht kommen. Liberale Gruppierungen und Gleichgesinnte haben Friedl Unterstützung zugesagt. Auf der Gegenseite dürfte Kritik von konservativen Gläubigen kommen, die auf eine Amtsenthebung Friedls drängen. Dessen Freundin Rosi K. dazu: „Ein brodelnder Dampfkochtopf.“

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Der Ort des Geschehens: der Bischofshof in Linz.

Das Medieninteresse ist groß.

Friedl betritt den Ort der Anhörung: das Büro von Diözesanbischof Ludwig Schwarz.

Pfarrer Josef Friedl bei seiner Ankunft. Nachdem er sich vor kurzem zu seiner Lebensgefährtin bekannte, muss er sich erklären.

Friedl verlässt das Treffen mit einem Lächeln.

Schwarz gibt seine Erklärung ab.

Friedl ist nicht mehr länger Dechant, darf aber weiter als Pfarrer tätig sein.