3.424 Neuinfektionen

Oberösterreich: Enorm hoher Anstieg der Infektionszahlen

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Die meisten Neuinfektionen gab es erneut in Oberösterreich. Die Belegung in den Krankenhäusern steigt weiter an. 

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist am Mittwoch mit 11.398 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden in Österreich ein neues Allzeit-Hoch erreicht worden. Der bisherige Höchststand von 9.943 Fällen vom Samstag wurde damit bei weitem übertroffen. Von Dienstag auf Mittwoch waren 23 Todesopfer zu beklagen. Beim Sieben-Tages-Schnitt hält Österreich mittlerweile bei 9.110 Infektionen pro Tag. 2.237 Menschen müssen mittlerweile wegen Covid-19 im Spital behandelt werden.

Worst Case- Szenario

Die aktuellen Infektionszahlen liegen signifikant über dem Mittelwert, den das Covid-Prognosekonsortium in seiner bis dato letzten Berechnung angenommen hatte. Die Experten waren in der Vorwoche bezogen auf den heutigen Mittwoch von einem Sieben-Tages-Schnitt von 7.878 neuen Fällen pro Tag ausgegangen. Für den allerschlimmsten Fall wurde ein Sieben-Tages-Schnitt von maximal 9.404 errechnet - die Realität ist diesem Worst Case -Szenario also sehr nahe gekommen.

Diese Entwicklung dürfte vor allem in den Krankenhäusern mit größter Sorge beobachtet werden, da die Spitäler teilweise jetzt schon mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten am Limit sind. Der sprunghafte Anstieg bei den Neuinfektionen wird sich erst zeitverzögert - in sieben bis zehn Tagen - in den Spitalszahlen niederschlagen. Dabei mussten schon in den vergangenen 24 Stunden 85 weitere Personen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 stationär behandelt werden. Auf den Intensivstationen des Landes liegen derzeit 413 Patientinnen und Patienten mit Covid-19. Auch diese Zahl ging innerhalb eines Tages deutlich mit zehn Personen in die Höhe. Innerhalb einer Woche stieg die Belegung der Intensivbetten um 80 an.

Covid-Prognosekonsortium

Sollte dem fast eingetretenen Worst-Case-Szenario nicht Einhalt geboten werden, wäre unter Zugrundelegen des letztwöchigen Rechenmodells des Covid-Prognosekonsortiums bereits am kommenden Mittwoch (17. November) von mehr als 600 Intensivpatientinnen und -patienten auszugehen. Die Entscheidungsträger stehen im Zusammenhang mit dem ICU-Belag mit Covid-Patientinnen und -Patienten allerdings vor der Schwierigkeit, dass es offenbar nach wie vor keinen tagesaktuellen verlässlichen Überblick über die tatsächliche Auslastung im Intensivbettenbereich gibt, wie Experten hinter vorgehaltener Hand der APA bestätigten.

Demnach soll es in einzelnen Bundesländern vorgekommen sein und womöglich weiter vorkommen, dass schwere Covid-19-Fälle nicht mehr als intensivpflichtig ausgewiesen werden, sobald ihr Ct-Wert, mit dem die Viruskonzentration im Blut gemessen wird, einen bestimmten Wert erreicht (je höher der Ct-Wert, desto geringer die Viruskonzentration, Anm.), obwohl die Betroffenen weiter intensivmedizinischen Betreuungsbedarf haben. Außerdem soll es beim Überblick über den ICU-Belag insofern keine einheitliche Zählweise geben, als mancherorts die Intermediate Care (IMC) dem ICU-Bereich zugerechnet wird, während andernorts nur systematisierte ICU-Betten für den Kapazitäten-Ausweis herangezogen werden, hieß es gegenüber der APA. IMC-Patientinnen und -Patienten sind solche, die keiner intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, aber intensiv pflegerisch betreut und mit ihren Vitalfunktionen überwacht werden müssen. An sich ist eine ICM-Station damit eine Behandlungsstufe zwischen Intensiv- und Normalstation.

Meisten Neuinfektionen in Oberösterreich

Momentan laborieren 85.611 Menschen in Österreich an einer SARS-CoV-2-Ansteckung, das sind um 6.372 aktive Fälle mehr als tags zuvor. Die meisten Neuinfektionen gab es erneut in Oberösterreich mit enormen 3.424 Fällen. In Niederösterreich wurden 2.176, in Wien 1.587, in der Steiermark 1.222, in Tirol 951, in Salzburg 662, in Vorarlberg 588, in Kärnten 574 und im Burgenland, wo die Impfquote über 70 Prozent liegt, 214 Fälle registriert.

Die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt österreichweit mittlerweile bei 713,9. Aufgeschlüsselt auf die Bundesländer liegt Oberösterreich auch hier an der traurigen Spitze mit 1.173,5. Danach folgen Salzburg, Niederösterreich und Vorarlberg (933,5, 741,3 bzw. 660,5). Anschließend kommen Kärnten (659,1), Tirol (645), die Steiermark (579,8), das Burgenland (476,3) und Wien (445,7).

Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden 597.686 PCR- und Antigenschnell-Tests eingemeldet. Davon waren 275.740 aussagekräftige PCR-Tests. Insgesamt wurden in Österreich seit Pandemiebeginn mehr als 127 Millionen Corona-Tests durchgeführt. Die Positiv-Rate der PCR-Tests beträgt derzeit 4,1 Prozent. Auch dieser 24-Stunden-Wert liegt über dem Schnitt der vergangenen Woche von 3,8 Prozent.

Covid-Schutzimpfung

Durch die 2G-Regelung war der Andrang zu den Impfzentren weiterhin stark. Am Dienstag haben sich insgesamt 53.690 Menschen in Österreich eine Covid-Schutzimpfung geholt - um drei Viertel mehr als vor einer Woche und der stärkste Dienstagswert seit Ende Juli. Bei mehr als der Hälfte (27.866) handelt es sich um Auffrischungsimpfungen. Aber auch die Zahl der Erstimpfungen war mit 18.840 so hoch wie seit Mitte Juli nicht mehr. Der bisherige Tagesrekord lag bei 87.306 Erstimpfungen am 7. Mai.

Die meisten Impfungen gab es einmal mehr in Wien (12.509), gefolgt vom Impfnachzügler Oberösterreich (9.079) und der Steiermark (8.406). Bei den Erstimpfungen lag am Dienstag die Steiermark (5.309) vor Oberösterreich (3.832) und Wien (2.875). In Salzburg gab es 1.591 Erststiche, in Niederösterreich 1.496 und in Tirol 1.460. Danach folgen Kärnten (1.349), das Burgenland (276) und Vorarlberg (149). Weitere 503 Erstimpfungen konnten im elektronischen Impfpass keinem Bundesland zugeordnet werden.

Durchimpfungsrate

In ganz Österreich gelten derzeit fast zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner (65 Prozent) als geimpft, verfügen also über ein gültiges Impfzertifikat. Am höchsten ist die Durchimpfungsrate nach wie vor im Burgenland mit fast 72 Prozent vor Niederösterreich (67), der Steiermark (65) und Wien (64 Prozent). Danach folgen Tirol (63), Vorarlberg (62), Kärnten und Salzburg (je 61 Prozent). Schlusslicht ist nach wie vor Oberösterreich mit knapp unter 60 Prozent Durchimpfung. Seit Anfang November ist die Durchimpfung um 59.341 Personen (0,66 Prozent der Bevölkerung) gestiegen. Am stärksten war das Plus in Wien, Tirol, Kärnten und der Steiermark (jeweils plus 0,7 Prozent der Bevölkerung).

Seit Ausbruch der Pandemie haben 11.577 Menschen mit einer Coronainfektion ihr Leben verloren. 23 Tote waren es innerhalb der vergangenen 24 Stunden. Innerhalb einer Woche waren 177 Tote zu beklagen. Pro 100.000 Einwohner sind seit Beginn der Pandemie 129,6 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben.

Seit die Krankheit in Österreich ausgebrochen ist, gab es 911.175 bestätigte Fälle. 813.987 haben eine Infektion hinter sich.

Test- und Impfangebote

Die oberösterreichische LH-Stv. Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) sieht bezüglich der jüngsten Corona-Entwicklung keine Fehler. Zu den bundesweit höchsten Infektionszahlen und der niedrigsten Impfquote stellte sie in einem Interview im Ö1-Morgenjournal des ORF am Mittwoch fest: "Wir haben strengere Maßnahmen als der Bund gesetzt". Auch das Test-und Impfangebot werde jetzt sehr intensiv über das ganze Bundesland ausgerollt.

Haberlander betonte, dass die vierte Welle eine hohe Dynamik habe, das sehe man ja auch in anderen Bundesländern, "aber trotzdem beobachten wir die oberösterreichischen Zahlen sehr genau". Ob die Landtagswahlen am 26. September bei der Entwicklung eine Rolle gespielt hätten, man zu sehr auf die Impfgegner in Oberösterreich Rücksicht genommen habe und dies der große Fehler gewesen sei, beantwortete sie nicht direkt. "Wir hatten einen fast normalen Sommer und dann kam es eben zu einem unglaublichen dynamischen Anstieg, der durchaus auch alle überrascht hat." Im Monatsvergleich sehe man bei den Infektionszahlen insbesondere ab dem 20. Oktober eine hohe Dynamik.

Strengere Regeln

Dann seien in Beratung mit den Expertinnen und Experten frühzeitig eine FFP2-Maskenpflicht eingeführt und eben vergangene Woche auch schon strengere Regeln als vom Bund verordnet worden, was das Thema 2,5-G bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrifft.

Bei den Impfungen schaue man ebenso auf die Zahlen. Oberösterreich habe in dieser Kalenderwoche 121.000 Impfdosen bestellt. Das sei so viel wie noch niemals zuvor im Rahmen der vergangenen Wochen und Monate. Es werde eine Impfaktion bei den Krankenhäusern gestartet, wo um die 11.000 Oberösterreicher geimpft werden. Die niedergelassenen Ordinationen sollen zusätzlich weitere Impfangebote stellen, zusätzlich bemühe man sich um ein niederschwelliges Impfangebot. Nun sei viermal so viel Impfstoff bestellt worden als zuletzt. "Ich empfehle unbedingt sich auch anzumelden und ich weise auch darauf hin, dass das Impfangebot schon seit vielen Monaten bestanden hätte", sagte Haberlander.

Einen möglichen Lockdown sehe sie aktuell nicht, aber: "Ich habe gelernt, dass man in dieser Pandemie nichts ausschließen kann, zu keinem Zeitpunkt, aber es ist wichtig, dass wir Maßnahmen treffen, die auf Zahlen basieren und deshalb ist es wichtig, dass die jetzt gerade neu verordneten Maßnahmen, die seit Montag Gültigkeit haben, umgesetzt werden und beobachtet werden."
 

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