Möglich wird das durch Druckpunkte auf der künstlichen Fußsohle.
Acht Jahre nach einer gedankengesteuerten Armprothese hat die Fachhochschule (FH) Oberösterreich am Montag in Wien eine Neuentwicklung in Form einer fühlenden Beinprothese präsentiert. Dessen Träger kann damit erkennen, ob er auf Asphalt, Schotter oder Rasen tritt und Stiegensteigen wie mit zwei "normalen" Beinen.
Möglich wird das durch Druckpunkte auf der künstlichen Fußsohle, deren Informationen bis zum Stumpf des amputierten Beines übertragen werden. Der künstliche Fuß ist einem natürlichen nachempfunden - mit entsprechender Druckverteilung vom vorderen Teil bis zur Ferse. Was diese Infos bedeuten, hat Prothesenpatient Wolfgang Rangger nach eigenen Angaben lernen müssen. Das Erkennen des Untergrunds wird durch die Reaktivierung von Nervenenden als Überträger von Informationen von Sensoren aus der Prothese möglich.
Um welche Art von Untergrund es sich handelt, hat der 54-jährige Oberösterreicher nicht extra lernen müssen. "Daran konnte ich mich noch erinnern", sagte der seit 2007 beinamputierte Lehrer, der wegen Phantomschmerzen, dadurch bedingten Schlafmangel und Müdigkeit seinen Beruf aufgeben musste. Die Phantomschmerzen sind durch eine an der Uniklinik Innsbruck durchgeführte Umleitung sensorischer Nervenenden im Bein verschwunden. Das "Erfühlen" des Untergrunds führt zu Trittsicherheit, Sturzgefahr durch schneeglatte Wege oder nasses Laub gehört für Rangger - er benutzt die Prothese seit sechs Monaten - damit der Vergangenheit an.
"Irgendwann wird das Gehirn die Fußsohlen 'widerspiegeln", sagte Eva Maria Baur, Plastische Chirurgin an der Innsbrucker Klinik. Hubert Egger vom Department für Medizintechnik der FH, der die Prothese mit seinem Team entwickelt hat, hofft, Hersteller im Bereich kleinerer und mittlerer Unternehmen zu finden, "die sich eigene Forschung nicht leisten können". Die gedankengesteuerte Armprothese ist mittlerweile alltagstauglich und hat 2014 die Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA erhalten.